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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Zufall mehr sein.
    »Möchten Sie mir erzählen, was Sie in dem Banksafe gefunden haben, Mr. Lord?«
    Lord traute dem Gesandten nicht genug, um ihm diese Information zu geben. »Noch nicht.«
    »Vielleicht sagen Sie es ja dem Moskauer Beauftragten?«
    Auch da war Lord sich nicht sicher, und so erwiderte er gar nichts. Witenka schien sein Zögern zu spüren. »Mr. Lord, ich habe offen mit Ihnen gesprochen. Sie haben keinen Grund, meine ehrlichen Absichten anzuzweifeln. Gewiss verstehen Sie doch, dass meine Regierung ein großes Interesse daran hat zu erfahren, was vorgefallen ist.«
    »Und Sie verstehen doch gewiss, warum ich vorsichtig bin. In den letzten Tagen musste ich immer wieder unter Lebensgefahr flüchten. Außerdem haben Sie mir, nebenbei bemerkt, auch nicht erklärt, wie Sie uns finden konnten.«
    »Als Sie das Formular der Bank ausfüllten, haben Sie dieses Hotel hier als Adresse angegeben.«
    Gute Antwort, dachte Lord.
    Witenka griff in seine Tasche und zog eine Visitenkarte hervor. »Ich verstehe Ihr Zögern, Mr. Lord. Unter dieser Adresse können Sie mich jederzeit kontaktieren. Jeder Taxifahrer kennt den Weg zum Russischen Konsulat. Der Moskauer Beauftragte wird heute um vierzehn Uhr dreißig hiesiger Zeit anrufen. Wenn Sie mit ihm reden wollen, kommen Sie bitte in mein Büro. Andernfalls lassen wir Sie in Ruhe, und Sie werden nichts mehr von uns hören.«
    Lord nahm die Visitenkarte entgegen und sah dem Gesandten aufmerksam ins Gesicht, noch immer unschlüssig, was er tun würde.
     
    Akilina beobachtete Lord, der im Hotelzimmer auf und ab marschierte. Vormittags hatten sie alte Zeitungen in der öffentlichen Bibliothek gelesen und auch tatsächlich einige Artikel über den Besuch gefunden, den Oberst Nikolas F. Romanow im Herbst 1919 in San Francisco gemacht hatte. Viel war es nicht, und das wenige entstammte eher den Klatschspalten. Akilina spürte Lords wachsende Enttäuschung. Sie hatten sich außerdem vergewissert, dass das Lilien-im-Tal-Ei noch immer zu der New Yorker Privatsammlung gehörte, was allerdings nicht erklärte, wieso sie ein Duplikat besaßen, das dem Original – abgesehen von den Fotos – ganz genau glich.
    Nach einem leichten Mittagessen in einem der Straßencafés waren sie auf ihr Zimmer zurückgekehrt. Lord hatte Akilina noch nicht auf Filip Witenkas Vorschlag angesprochen, ihn am Nachmittag im russischen Konsulat zu besuchen. Sie hatte den Gesandten während seines Gesprächs mit Lord aufmerksam beobachtet und versucht, sich ein Bild von seiner Aufrichtigkeit zu machen, war aber zu keinem eindeutigen Ergebnis gelangt.
    Sie musterte Lord: ein gut aussehender Mann. Dass er »farbig« war, wie man das nannte, störte sie nicht. Er wirkte wie ein offener, ehrlicher Mensch, der in eine außergewöhnliche Lage geraten war. Bisher hatten sie fünf Nächte im selben Zimmer verbracht, und in dieser Zeit hatte er noch kein einziges Mal etwas Unschickliches versucht. Das war in ihren Augen ungewöhnlich, da die Männer im Zirkus und die wenigen Männer, mit denen sie außerhalb ihrer Arbeit zu tun hatte, sehr sexfixiert wirkten.
    »Akilina.«
    Ihr Name rief sie in die Realität zurück. Sie blickte Lord an.
    »Was denkst du?«, fragte er.
    Sie wollte ihm nicht sagen, was ihr eben wirklich durch den Kopf gegangen war, und so bemerkte sie stattdessen: »Filip Witenka wirkte aufrichtig.«
    »Das stimmt. Aber das hat möglicherweise nichts zu bedeuten.«
    Lord saß auf der Bettkante. Er hatte das Fabergé-Ei in der Hand. »Irgendwas muss uns entgangen sein. Ein Teil des Geheimnisses ist verloren gegangen. Wir stecken eindeutig in einer Sackgasse.«
    Sie wusste, was er damit sagen wollte. »Du gehst zum Konsulat?«
    Er sah sie an. »Mir bleibt wohl keine andere Wahl. Wenn irgendjemand versucht, die Kommission zu manipulieren, muss ich helfen, wo ich kann.«
    »Aber du weißt doch gar nichts.«
    »Ich bin neugierig auf das, was ich von dem Moskauer Beauftragten erfahren werde. Vielleicht erweist diese Information sich als wichtig für meinen Arbeitgeber. Vergiss nicht, ursprünglich sollte ich dafür sorgen, dass nichts Stefan Baklanows Wahl gefährdet. Ich muss meine Arbeit tun.«
    »Dann gehen wir zusammen hin.«
    »Nein. Ich gehe vielleicht ein Risiko ein, aber dumm werde ich mich nicht verhalten. Ich möchte, dass du diese Sachen hier nimmst und in ein anderes Hotel ziehst. Verschwinde durch die Tiefgarage. Meide den Vordereingang und die Lobby. Möglicherweise werden wir beobachtet. Es

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