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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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könnte sein, dass man dir folgt, daher solltest du zum neuen Hotel einen Umweg einschlagen. Nimm die U-Bahn, den Bus und vielleicht auch ein Taxi. Fahr ein paar Stunden auf verschiedene Weise in der Stadt herum. Ich gehe um vierzehn Uhr dreißig ins Konsulat. Ruf mich um fünfzehn Uhr dreißig an. Benutze ein Münz- oder Kartentelefon. Wenn ich mich nicht melde oder man dort sagt, dass ich nicht zu sprechen oder schon gegangen bin, gehst du in Deckung. Verhalte dich unauffällig.«
    »Das gefällt mir gar nicht.«
    Lord stand auf und ging zum Tisch an der Wand, auf dem der Samtbeutel lag. Er schob das Ei hinein. »Mir auch nicht, Akilina. Aber uns bleibt keine andere Wahl. Falls es noch direkte Nachfahren der Romanows gibt, muss die russische Regierung das wissen. Wir können unser Leben nicht danach ausrichten, was Rasputin vor Jahrzehnten gesagt hat.«
    »Aber wir haben doch keine Ahnung, wo wir suchen sollen.«
    »Vielleicht melden sich die Nachfahren Alexejs und Anastasias ja, wenn man die Sache öffentlich macht. Mit DNA-Tests lassen sich echte und unechte Ansprüche mühelos unterscheiden.«
    »Wir haben den Auftrag, die Sache allein durchzuführen.«
    »Wir sind der Adler und der Rabe, oder? Also können wir die Regeln selber machen.«
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass wir die Erben des Zaren so finden müssen, wie der Starez es vorhergesagt hat.«
    Lord lehnte sich gegen den Tisch. »Das russische Volk muss die Wahrheit wissen. Warum sind Offenheit und Ehrlichkeit euch Russen so fremd? Ich bin der Ansicht, dass eure Regierung und das Außenministerium der Vereinigten Staaten diese Angelegenheit untereinander regeln sollten. Ich werde dem Mann aus Moskau alles berichten.«
    Sie empfand Unbehagen angesichts von Lords Vorhaben, weil sie die Anonymität und den Schutz vorzog, den eine Stadt mit Hunderttausenden von Bewohnern bot. Aber vielleicht hatte er ja Recht. Vielleicht ließen die zuständigen Behörden sich ja warnen und konnten noch etwas unternehmen, bevor die Zarenkommission Stefan Baklanow oder einen anderen Anwärter zum nächsten Zaren Russlands wählte.
    »Mein Auftrag lautete, alles aufzuspüren, was Auswirkungen auf Baklanows Anspruch haben könnte. Ich denke, die derzeitigen Umstände fallen eindeutig unter diese Anweisung. Der Mann, für den ich arbeite, muss erfahren, was wir wissen. Hier steht eine Menge auf dem Spiel, Akilina.«
    »Vielleicht deine Karriere?«
    Lord schwieg einen Moment. »Vielleicht.«
    Gerne hätte sie weiter nachgefragt, entschied sich aber dagegen. Er war offensichtlich zu einem Entschluss gekommen und wirkte nicht wie ein Mensch, der sich leicht umstimmen ließ. Sie würde eben darauf vertrauen müssen, dass er wusste, was er tat.
    »Wie findest du mich, wenn du aus dem Konsulat kommst?«, fragte sie.
    Er nahm eine Broschüre aus einem kleinen Infostapel für Hotelgäste. Es war ein farbenprächtiges Werbeblatt, auf dem vorn die Fotos eines Zebras und eines Tigers abgebildet waren.
    »Der Zoo ist bis neunzehn Uhr geöffnet. Dort treffen wir uns. Im Löwenhaus. Du kannst genug Englisch, um hinzufinden. Wenn ich dort nicht bis achtzehn Uhr auftauche, gehst du zur Polizei und erzählst ihnen alles. Bitte sie, einen Vertreter des US-Außenministeriums hinzuzurufen. Der Mann, für den ich arbeite, heißt Taylor Hayes. Er wohnt derzeit in Moskau der Tagung der Zarenkommission bei. Du musst veranlassen, dass ein US-Beauftragter Kontakt mit ihm aufnimmt. Erkläre ihnen alles. Wenn ich um fünfzehn Uhr dreißig bei deinem Anruf nicht selbst ans Telefon komme, glaub kein Wort von dem, was man dir sagt. Nimm das Schlimmste an und tu, was ich dir gesagt habe. Einverstanden?«
    Akilina sagte Lord, dass ihr das alles nicht gefiel.
    »Das verstehe ich«, erwiderte Lord. »Witenka wirkte so, als wäre er in Ordnung. Und wir befinden uns hier in San Francisco, nicht in Moskau. Aber wir müssen realistisch bleiben. Falls es hier um mehr geht, als man uns gesagt hat, bezweifle ich, dass wir uns jemals Wiedersehen.«
    35
    14.30 Uhr
     
    Das russische Konsulat befand sich in einer vornehmen Straße westlich des Bankenviertels, nicht weit von Chinatown und dem Reichenviertel Nob Hill. Das Konsulat, ein zweigeschossiger, rötlich brauner Sandsteinbau mit Türmchen, lag an einer belebten Kreuzung. Das obere Stockwerk wies Balkone mit verschnörkelten Metallbalustraden auf; das Dach war von einem schmiedeeisernen First gekrönt.
    Lord ließ sich von seinem Taxi vor dem Gebäude

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