Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
Vom Netzwerk:
Zuneigung.«
    »Aber mir bereitet das Sorgen. Mein Urgroßvater war ein schwieriger Mensch. Ich habe mich ausführlich mit ihm beschäftigt, und die Historiker sind ihm nicht wohlgesonnen. Ganz besonders hart aber urteilen sie über meine Urgroßmutter. Ich frage mich, welche Lehre man aus dem Sturz des Zarenhauses ziehen sollte. Ist Russland wirklich schon wieder bereit, die Herrschaft einem Autokraten zu übergeben?«
    »Ich bezweifle, dass Russland jemals anders regiert wurde«, bemerkte Akilina.
    Thorns Blick schweifte in die Ferne. »Da haben Sie vermutlich Recht.«
    Lord fiel auf, wie ernst der Tonfall des Anwalts war. Thorn schien jedes Wort und jede Silbe auf die Waagschale zu legen.
    »Ich habe über die Männer nachgedacht, die hinter Ihnen her sind«, sagte Thorn. »Meine Frau. Ich muss sichergehen, dass ihr nichts zustößt. Sie hat so etwas nicht verdient.«
    »War es eine arrangierte Ehe?«, fragte Lord.
    Thorn nickte. »Mein Vater und Jussupow haben sie gefunden. Sie kommt aus einer frommen orthodoxen Familie mit einer winzigen Spur von Zarenblut. Unter den gegebenen Umständen genug, um allen Einwänden zu begegnen. Ihre Familie ist in den Fünfzigerjahren aus Deutschland eingewandert. Sie war nach der Revolution aus Russland geflohen. Ich liebe meine Frau sehr. Wir hatten ein gutes Leben bis jetzt.«
    Lord brannte noch eine andere Frage auf der Zunge. »Hat Jussupow berichtet, was mit den Leichen geschehen ist? Josif Maks hat uns alles bis zu dem Punkt erzählt, als sein Vater Alexej und Anastasia am Tag nach den Morden morgens im Wald fand. Doch Kolja brach noch am selben Tag auf …«
    »Das stimmt nicht.«
    »Sein Sohn hat es so berichtet.«
    »Er brach auf, aber nicht sofort nachdem er Alexej und Anastasia gefunden hatte. Er kehrte zum Haus für Sonderzwecke zurück. Erst drei Tage später machte er sich mit den beiden Kindern auf den Weg.«
    »War er an der endgültigen Bestattung der Leichen beteiligt?«
    Thorn nickte.
    »Ich habe viel über Gerüchte und gefälschte Augenzeugenberichte gelesen. Hat Jussupow erzählt, wie es wirklich war?«
    Thorn nickte. »O ja. Er hat alles erzählt.«
    44
    Kolja Maks traf gegen Mittag wieder in Jekaterinburg ein. Er hatte Alexej und Anastasia in die sichere Hütte außerhalb der Stadt gebracht und zurückkehren können, ohne dass irgendjemand mitbekam, wo er gewesen war. Er erfuhr, dass Jurowski ebenfalls nach Jekaterinburg zurückgekehrt war und dem Sowjet des Ural pflichtgemäß mitgeteilt hatte, dass die Exekutionen vollzogen seien. Der Sowjet war erfreut und schickte eine Erfolgsnachricht nach Moskau.
    Doch die Männer unter Peter Jermakows Kommando, die Jurowski in der vorangegangenen Nacht vom Vier-Brüder-Bergwerk vertrieben hatte, erzählten jedem, der zuhören wollte, wo der Zar und seine Familie lagen. Es gab Gerüchte über schmuckbehängte Leichen und Männer, die zurückwandern und ihr Glück dort in der Grube versuchen wollten. Was keineswegs überraschend kam. Zu viele Menschen waren mit dem Fortschaffen der Leichen beschäftigt gewesen, deshalb war es nicht zu erwarten, dass das Geheimnis gewahrt würde.
    Es war später Nachmittag, als Maks auf Jurowski traf. Er hatte zusammen mit drei weiteren Männern den Befehl erhalten, sich in die Stadt zu begeben, um dem Kommandanten zu helfen.
    »Die gehen wieder da raus«, berichtete Jurowski. »Jermakow ist fest entschlossen, seinen Kampf zu gewinnen.«
    In der Ferne hörte man das Donnern von Artilleriegeschützen.
    »Die Weißen werden in wenigen Tagen hier sein. Vielleicht sind es sogar nur noch Stunden. Wir müssen diese Leichen aus dem Bergwerk fortschaffen.« Jurowskis schwarze Augen verengten sich zu Schlitzen. »Vor allem in Anbetracht unseres kleinen Problems mit den Zahlen.«
    Maks und die anderen wussten, wovon er sprach: Es waren ja nur neun Leichen statt der erforderlichen elf.
    Jurowski schickte zwei Leute los, um Kerosin und Schwefelsäure aufzutreiben, wo auch immer ein Händler noch einen Vorrat davon besaß. Maks erhielt den Befehl einzusteigen, und gemeinsam mit Jurowski verließ er die Stadt auf der Fernstraße nach Moskau. Der Nachmittag war inzwischen kalt und trübe geworden, und die Vormittagssonne hatte sich hinter einer dichten, metallgrauen Wolkenbank verkrochen.
    »Wie ich hörte, gibt es westlich von hier tiefe, mit Wasser voll gelaufene Minen«, erklärte Jurowski unterwegs. »Wir beschweren die Leichen mit Steinen und werfen sie da hinein. Aber erst werden sie verbrannt

Weitere Kostenlose Bücher