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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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und die Gesichter mit Schwefelsäure behandelt. Damit sie unkenntlich sind, falls sie doch noch gefunden werden. Hier liegen doch in jedem Loch ein oder zwei Leichen.«
    Maks war nicht erpicht darauf, neun blutgetränkte Leichen aus der Tiefe des Vier-Brüder-Bergwerks zu bergen. Ihm fiel ein, dass Jurowski Handgranaten den Schacht hinuntergeworfen hatte, und beim Gedanken an das, was ihm vielleicht bevorstand, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Fünfzehn Meilen westlich von Jekaterinburg hatten sie eine Panne. Jurowski fluchte, und sie gingen zu Fuß weiter. In etwa fünf Meilen Entfernung entdeckten sie drei tiefe, mit Wasser gefüllte Minen. Als sie endlich in die Stadt zurückkehrten, war es bereits zwanzig Uhr. Den Rückweg hatten sie teilweise zu Fuß zurückgelegt und den Rest auf dem Rücken eines Pferdes, das sie einem Bauern abgenommen und beschlagnahmt hatten. Kurz nach Mitternacht am 18. Juli – das Debakel der letzten Nacht lag 24 Stunden zurück – kehrten sie zum Vier-Brüder-Bergwerk zurück.
    Sie brauchten mehrere Stunden, um den tiefen Schacht auszuleuchten und den Abstieg vorzubereiten. Maks hörte zu, wie die anderen drei Männer in Jurowskis Begleitung sich darüber unterhielten, hoffentlich nicht derjenige zu sein, dem das Los des Hinuntersteigens in die Mine zufiel. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, sagte Jurowski: »Kolja, steig hinunter und suche sie.«
    Maks dachte daran sich zu weigern, doch damit hätte er Schwäche gezeigt, und das war das Letzte, was er diesen Männern von sich zu erkennen geben wollte. Er besaß ihr Vertrauen. Das Wichtigste war, dass er Jurowskis Vertrauen besaß, er würde es brauchen in den Tagen, die vor ihm lagen. Ohne ein Wort zu verlieren, band er sich ein Seil um die Taille, und zwei Männer ließen ihn langsam in den Schacht hinunter. Der schwarze Lehm fühlte sich ölig an. Die kalte Luft roch scharf nach Bitumen, vermischt mit Moder und Flechten. Doch noch eine weitere Ausdünstung mischte sich darunter, ein ekelhaft süßlicher Gestank. Er kannte ihn schon. Es war Verwesungsgeruch.
    Zwanzig Meter weiter unten fiel der Schein seiner Fackel auf einen Tümpel. Im flackernden Licht erblickte er einen Arm, ein Bein und einen Hinterkopf. Er rief nach oben, man solle ihn nicht weiter herunterlassen. Er schwebte unmittelbar über der Wasseroberfläche.
    »Runter. Langsam«, rief er.
    Sein rechter Stiefel berührte das Wasser und tauchte hinein. Das Wasser war eisig. Seine Beine wurden nass, und er begann zu frösteln. Zum Glück war der Tümpel nur hüfthoch. Zitternd stand er da und rief zu seinen Kameraden hinauf, ihn nicht weiter hinunterzulassen.
    Dann fiel plötzlich ein weiteres Seil von oben herunter. Er wusste, wozu es dienen sollte, und griff sich das Seilende, Jurowskis Granaten hatten offensichtlich wenig Schaden angerichtet. Maks griff nach dem erstbesten Körperteil und zerrte die nackte Leiche zu sich herüber. Es war Nikolaus. Maks sah auf den entstellten Zaren hinunter, dessen Gesicht kaum mehr kenntlich war. Er erinnerte sich an den Mann, der er gewesen war. Schlank von Gestalt, das Gesicht kantig und offen, mit einem beeindruckenden Bart und ausdrucksvollen Augen.
    Er band das Seil um die Leiche und gab ein Signal, sie hochzuziehen. Doch es war, als wolle die Erde ihren Schutzbefohlenen nicht freigeben. Von der leblosen Hülle strömte das Wasser herunter. Die schlaffen Muskeln des aufgeweichten Leibes gaben nach, und Nikolaus II. fiel platschend in den Tümpel zurück.
    Maks’ Gesicht und Haar wurden von eiskaltem Wasser durchnässt.
    Das Seil kam wieder nach unten. Er watete zu der Leiche und band diesmal die Schlinge so fest, dass sie ins Fleisch des Oberkörpers einschnitt.
    Erst nach drei weiteren Versuchen gelang es, den Zaren aus dem Schacht zu heben.
    Gegen Ekel und Übelkeit ankämpfend, musste Maks diese Prozedur noch achtmal wiederholen. Da Kälte, Dunkelheit und die beginnende Verwesung alles schwieriger machten, brauchte er Stunden. Dreimal ließ er sich wieder nach oben ziehen, um sich beim Feuer aufzuwärmen, da er von der Arbeit im hüfthohen Wasser völlig durchgefroren war. Als man ihn zum letzten Mal nach oben zog, stand die Sonne schon hoch am Himmel und neun entstellte Leichen lagen auf dem feuchten Gras.
    Jemand holte eine Decke für Maks. Die trockene Wolle roch nach Ochse, wärmte ihn aber angenehm.
    »Am besten begraben wir sie einfach hier«, sagte einer der Männer.
    Jurowski schüttelte den Kopf. »Nein,

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