Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
Vom Netzwerk:
Instabilität beeinträchtigt. Ich glaube aber nicht, dass unsere Zukunft in einem starken Militär liegt. Die Sowjets haben diese Nation in den Staatsbankrott geführt, indem sie Bomben bauten, während unsere Straßen verrotteten und die Menschen hungern mussten. Unsere Aufgabe wird es sein, diese Grundbedürfnisse zu befriedigen.«
    Hayes war klar, dass Lenin von diesen Ausführungen nicht begeistert war. Russische Frontoffiziere verdienten im Monat weniger als Straßenhändler. Die Lebensbedingungen in den Kasernen glichen mehr und mehr denen in Elendsvierteln. Fahrzeuge und anderes Gerät wurden seit Jahren nicht mehr gewartet, und selbst die modernste Ausrüstung war hoffnungslos veraltet.
    »Selbstverständlich, Herr General, muss die Armee im Budget ausreichend berücksichtigt werden, um Defizite der Vergangenheit auszugleichen. Wir brauchen ein starkes Militär, um uns im Notfall verteidigen zu können.« Das war ein klares Signal für Baklanows Kompromissbereitschaft. »Aber ich habe noch eine andere Frage: Wird man dem Zarenhaus sein Eigentum zurückgeben?«
    Hayes musste beinahe lächeln. Der Thronanwärter schien die missliche Lage, in der sein Gastgeber sich befand, zu genießen. Das Wort »Zar« war eine altrussische Verballhornung des lateinischen Caesar , und er fand diese Analogie durchaus passend. Dieser Mann würde einen hervorragenden Caesar abgeben. Seine ungezügelte Arroganz grenzte schon fast an Dummheit. Vielleicht hatte Baklanow ja vergessen, dass Caesars Kollegen im alten Rom auch irgendwann die Geduld verloren hatten.
    »Wie haben Sie sich das vorgestellt?«, fragte Chruschtschow.
    Chruschtschow – Maxim Zubarew – war Mitglied der Regierung. Er hatte ein draufgängerisches, großspuriges Gehabe an sich, mit dem er wohl, wie Hayes manchmal dachte, von seinem Pferdegesicht und der faltigen Augenpartie, einem insgesamt wenig attraktiven Äußeren, ablenken wollte. Zubarew repräsentierte einen ansehnlichen Block hoher Beamter der Moskauer Zentralverwaltung, die sich um ihren Einfluss unter der künftigen Monarchie sorgten. Er war sich sehr genau darüber im Klaren, dass so etwas wie eine nationale Ordnung nur deswegen überhaupt noch existierte, weil die Bevölkerung die Autorität der Regierung so lange anerkannte, bis die Zarenkommission ihre Arbeit erledigt hatte. Minister, die die bevorstehenden Veränderungen politisch überleben wollten, mussten sich rasch an die neuen Gegebenheiten anpassen. So wollten auch sie ein Wörtchen mitzureden haben, wenn in geheimer Runde über die Gestaltung des künftigen Systems entschieden wurde.
    Baklanow wandte sich an Chruschtschow. »Ich erwarte die Rückgabe der Paläste, die zum Zeitpunkt der Revolution im Besitz meiner Familie waren und von Dieben gestohlen wurden.«
    Lenin seufzte. »Und wie wollen Sie dann die laufenden Kosten bezahlen?«
    »Ich doch nicht. Das macht natürlich der Staat. Aber vielleicht könnten wir ja zu einem Arrangement kommen, das so ähnlich ist wie bei der englischen Monarchie. Das meiste bleibt für die Öffentlichkeit zugänglich, und die Eintrittsgelder werden für die Erhaltung verwendet. Das gesamte Eigentum und die dazugehörigen Fotorechte gehören jedoch der Krone und werden für die übrige Welt nur gegen Entgelt freigegeben. Die englische Königsfamilie macht auf diese Weise jedes Jahr Millionen.«
    Lenin zuckte die Achseln. »Ich sehe da kein Problem. Das Volk kann sich diese Monstrositäten ohnehin nicht leisten.«
    »Natürlich«, fuhr Baklanow fort, »würde ich den Katharinenpalast in Zarskoje Selo wieder in eine Sommerresidenz umwandeln. In Moskau will ich die alleinige Verfügungsgewalt über die Kremlpaläste, wobei ich den Facettenpalast zum Mittelpunkt meines Hofs machen werde.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was solche Extravaganzen kosten?«, fragte Lenin.
    Baklanow starrte den Mann an. »Das Volk will doch schließlich nicht, dass der Zar in einer schäbigen Hütte haust. Die Kosten sind Ihr Problem, meine Herren. Ein gewisser Prunk gehört für einen Herrscher einfach dazu.«
    Hayes bewunderte die Unverfrorenheit des Mannes. Er erinnerte ihn an Jimmy Walker, der im New York der Zwanzigerjahre den Parteibonzen von Tammany Hall die Stirn geboten hatte. Doch ein solches Auftreten war riskant. Walker hatte schließlich aufgeben müssen, jegliches Ansehen in der Öffentlichkeit verloren und war wegen seines Ungehorsams aus der Parteiführung ausgeschlossen worden.
    Baklanow ließ den Gewehrkolben auf

Weitere Kostenlose Bücher