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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Nikolaus II. verwandt ist, desto besser.«
    Sie schwatzten noch ein wenig, und bevor er zum Aufzug ging, versprach er der Frau, ihr Anliegen weiterzugeben.
    Unten ging Lord auf dieselbe Lounge zu, in die er und Hayes sich am Vortag nach der Schießerei zurückgezogen hatten. Als er an einem der Restaurants vorbeilief, sah er ein bekanntes Gesicht. Es war der ältere Herr aus dem Archiv, der dort zusammen mit drei anderen Personen saß.
    »Guten Abend, Professor Paschkow«, grüßte Lord auf Russisch.
    »Mr. Lord! Was für ein Zufall! Sind Sie zum Essen hier?«
    »Ich wohne in diesem Hotel.«
    »Ich bin mit Freunden da. Wir essen oft hier. Das Restaurant ist recht ordentlich.« Paschkow stellte seine Begleiter vor.
    Nach etwas Smalltalk entschuldigte sich Lord. »War schön, Sie wiederzusehen, Professor.« Er deutete mit dem Kopf zur Bar. »Ich wollte mir nur noch einen kleinen Schlummertrunk genehmigen.«
    »Darf ich mich anschließen?«, fragte Paschkow. »Ich habe die Unterhaltung mit Ihnen neulich sehr genossen.«
    Lord zögerte einen Augenblick, bevor er einwilligte: »Bitte sehr. Gegen ein wenig Gesellschaft habe ich nichts einzuwenden.«
    Paschkow verabschiedete sich von seinen Freunden und folgte ihm in die Lounge. Ein dezentes Klavier-Medley schwebte durch den schwach beleuchteten Raum. Nur etwa die Hälfte der Tische war belegt. Sie setzten sich, und Lord bestellte eine Karaffe Wodka. »Sie sind gestern aber schnell verschwunden«, merkte er an.
    »Ich sah, dass Sie sehr beschäftigt waren, und hatte Ihnen schon genug von Ihrer Zeit gestohlen.«
    Der Kellner kam mit dem Wodka, und sein Gast bezahlte, noch bevor Lord sein Geld hervorholen konnte. Er dachte an das, was die Frau von oben gesagt hatte. »Professor, darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Aber natürlich.«
    »Was wäre, wenn die Kommission sich für einen Nicht-Romanow entscheiden sollte?«
    Paschkow schenkte ihnen beiden ein. »Das wäre ein Fehler. Schließlich gehörte der Thron zum Zeitpunkt der Revolution den Romanows.«
    »Manche würden argumentieren, dass Nikolaus bei seiner Abdankung im März 1917 auf den Thron verzichtete.«
    Paschkow lachte leise. »Mit einer Pistole am Kopf. Ich glaube kaum, dass irgendjemand ernsthaft behaupten würde, er habe freiwillig auf den Thron und das Geburtsrecht seines Sohnes verzichtet.«
    »Wer hat Ihrer Meinung nach am ehesten Anspruch auf den Thron?«
    Der Russe zog eine Augenbraue hoch. »Schwierige Frage. Sind Sie mit der russischen Erbfolgeregelung vertraut?«
    Lord nickte. »Zar Paul hat das entsprechende Gesetz im Jahr 1797 erlassen. Darin sind fünf Kriterien enthalten. Jeder Bewerber muss männlich sein, solange ein wählbarer Mann zur Verfügung steht. Er muss russisch-orthodoxen Glaubens sein. Seine Mutter und seine Frau ebenfalls. Er darf nur eine gleichrangige Frau aus einem anderen Herrscherhaus heiraten. Und er kann nur mit Erlaubnis des herrschenden Zaren heiraten. Wer auch nur eins dieser fünf Kriterien nicht erfüllt, ist aus dem Rennen.«
    Paschkow grinste. »Sie sind wirklich ein Kenner unserer Geschichte. Und wie steht es mit Scheidung?«
    »Daran haben sich die Russen nie gestört. Es kam immer wieder mal vor, dass geschiedene Frauen in die Zarenfamilie einheirateten. Ich fand das schon immer interessant. Einerseits diese fast schon fanatische Unterordnung unter die orthodoxe Doktrin, dann aber wieder dieses ganz pragmatische Denken.«
    »Es dürfte wohl keine Garantie geben, dass sich die Kommission an das Erbfolgegesetz hält.«
    »Ich denke, dass ihr gar nichts anderes übrig bleibt. Das Gesetz wurde niemals aufgehoben, außer durch eine Erklärung der Kommunisten, die niemand als rechtmäßig anerkennt.«
    Paschkow legte den Kopf schief. »Aber kann denn überhaupt irgendein Bewerber alle fünf Kriterien erfüllen?«
    Diesen Punkt hatte Lord auch schon mit Hayes durchgesprochen. Der Mann hatte Recht – das Erbfolgegesetz stellte ein ernsthaftes Problem dar. Und die wenigen Romanows, die die Revolution überlebt hatten, machten die Lage nicht einfacher. Sie hatten sich in fünf verschiedene Clans aufgespalten, von denen lediglich zwei – die Michailowitschi und die Wladimirowitschi – ausreichend enge genetische Verbindungen zu der Romanow-Dynastie hatten, um für den Thron überhaupt in Frage zu kommen.
    »Das ist ein echtes Dilemma«, fuhr der Professor fort. »Aber wir stehen hier vor einer ungewöhnlichen Situation. Eine ganze Herrscherfamilie wurde eliminiert. Da ist es

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