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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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kommender Gestalten verdunkelten den Flur im nächsten Waggon. Als schon die Schulter eines Mannes in Sicht kam, riss er am Türgriff.
    Die Tür ging auf, er glitt hinein und schob die Tür wieder zu.
    »Wer sind Sie denn?«, fragte eine weibliche Stimme auf Russisch.
    Er wirbelte herum.
    Keinen Meter von ihm entfernt saß eine Frau auf ihrem Bett. Sie war schlank wie eine Eiskunstläuferin und hatte schulterlanges blondes Haar. Er betrachtete ihr ovales Gesicht, ihre milchig weiße Haut und ihre Stupsnase. Sie stellte eine merkwürdige Mischung aus mädchenhafter Wildheit und Weiblichkeit dar, und ihre blauen Augen wirkten kein bisschen verängstigt.
    »Keine Angst«, sagte er auf Russisch. »Mein Name ist Miles Lord, und ich habe ein ziemliches Problem.«
    »Das erklärt noch lange nicht, warum Sie so einfach in mein Abteil platzen.«
    »Zwei Männer sind hinter mir her.«
    Sie stand auf und trat zu ihm. Die Frau reichte ihm gerade bis zu den Schultern; sie hatte dunkle Jeans an, die wirkten, als seien sie maßgeschneidert. Über einem blauen Rollkragenpulli trug sie eine körperbetont geschnittene Jacke mit Schulterpolstern, und sie verströmte einen dezenten Duft nach Parfüm.
    »Sind Sie von der Mafija ?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich nicht, aber vielleicht die beiden Typen, die mich verfolgen. Vor zwei Tagen haben sie einen Mann getötet, und mich wollten sie auch umbringen.«
    »Lassen Sie mich mal vorbei«, sagte sie.
    Er trat zum einzigen Fenster des Abteils, bevor sie die Tür öffnete, einen beiläufigen Blick nach draußen warf und die Tür wieder schloss.
    »Da sind drei Männer am hinteren Ende des Waggons.«
    »Drei?«
    »Ja. Einer hat einen schwarzen Pferdeschwanz, der zweite ein ziemlich derbes Gesicht mit einer breiten Nase, wie ein Tatar.«
    Hängelid und Cro-Magnon.
    »Der dritte ist muskulös. Stiernacken. Blondes Haar.«
    Das klang nach Zenow. Lord spielte in Sekundenbruchteilen alle Möglichkeiten durch. »Unterhalten sie sich?«
    Sie nickte. »Außerdem klopfen sie an die Abteiltüren. Sie kommen auf uns zu.«
    Lords Angst stand ihm offenbar ins Gesicht geschrieben. Die Frau deutete auf den Verschlag über der Tür. »Klettern Sie da hoch und verhalten Sie sich ruhig.«
    Die Nische war groß genug für zwei größere Gepäckstücke und mehr als ausreichend für Lord, wenn er sich in Embryonalstellung zusammenkauerte. Er sprang auf eines der Betten und zog sich hoch. Sie reichte ihm seine Aktentasche. Kaum war er drin, klopfte es auch schon an der Tür.
    Sie wartete einen Augenblick und öffnete.
    »Wir suchen nach einem Schwarzen mit Anzug und Aktentasche.« Zenows Stimme.
    »So einer ist mir nicht begegnet«, erklärte sie.
    »Lügen Sie uns nicht an«, entgegnete Cro-Magnon. »Wir lassen uns nicht verarschen. Also, haben Sie ihn gesehen?«, fügte er in barschem Tonfall hinzu.
    »Ich habe keinen solchen Mann gesehen. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor«, meinte Hängelid.
    »Ich bin Akilina Petrowa vom Moskauer Staatszirkus.«
    Pause.
    »Genau, das ist es. Ich habe Sie schon mal auftreten sehen.«
    »Wie schön für Sie. Vielleicht sollten Sie Ihre Suche woanders fortsetzen. Ich brauche meinen Schlaf. Ich habe heute Abend eine Vorstellung.«
    Dann knallte sie die Tür zu.
    Lord hörte, wie sie sie verschloss.
    Und zum dritten Mal in zwei Tagen stieß er einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
     
    Er wartete eine volle Minute, bevor er wieder herunterkletterte. Auf seiner Brust stand kalter Schweiß. Seine Gastgeberin setzte sich auf das Bett gegenüber.
    »Warum wollen diese Männer Sie umbringen?« Ihr sanfter Tonfall klang noch immer kein bisschen besorgt.
    »Keine Ahnung. Ich bin amerikanischer Anwalt und arbeite hier für die Zarenkommission. Bis vor zwei Tagen dachte ich noch, außer meinem Chef wisse hier keiner, dass es mich überhaupt gibt.«
    Er setzte sich ihr gegenüber. Das Adrenalin ging allmählich zurück und wich einem Zittern, das jeden Muskel in seinem Körper zu erfassen schien. »Einer dieser Männer – der Erste, der mit ihnen gesprochen hat – sollte eigentlich mein Leibwächter sein. Aber anscheinend ist er nicht ganz das, was ich von ihm dachte.«
    Ihr Gesicht legte sich in Falten. »Ich würde Ihnen nicht unbedingt empfehlen, ihn um Hilfe zu bitten. Die drei haben auf mich den Eindruck gemacht, als steckten sie unter einer Decke.«
    »Kommt das in Russland häufiger vor?«, fragte er. »Ich meine, dass fremde Männer sich in Ihr

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