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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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die Nummer an, die wir Ihnen gegeben haben, und schicken Sie genügend Männer los. Dieser Tschorni darf auf keinen Fall lebend nach Moskau zurückkehren.«
    14
    St. Petersburg, 23.30 Uhr
     
    Als Lord und sein Leibwächter am Bahnhof ankamen, waren die Bahnsteige überfüllt mit Menschen, die in schweren, teils mit Astrachanpelz besetzten Mänteln und Einkaufstüten oder ausgebeulten Aktentaschen an ihnen vorbeitrotteten. Niemand schien Lord zu beachten, und abgesehen von diesem Mann im Archiv, der ihn zu beobachten schien, hatte Lord sich den ganzen Tag recht sicher gefühlt.
    Er und Zenow hatten im Grand Hotel Europe in aller Ruhe zu Abend gegessen und dann den Rest des Abends in einer der Lounges bei den Klängen eines Streichquartetts verbracht. Eigentlich hatte er ein wenig den Newski Prospekt entlangbummeln wollen, aber Zenow hatte nichts davon gehalten, bei Nacht durch die Straßen zu streifen. Also waren sie im Hotel geblieben und hatten dann ein Taxi zum Bahnhof genommen, wo ihnen gerade genug Zeit zum Einsteigen blieb.
    Der Abend war kalt, und auf dem Platz des Aufstands brodelte der Verkehr. Lord stellte sich die blutigen Auseinandersetzungen zwischen der zaristischen Polizei und den Demonstranten vor, die im Jahr 1917 die Revolution ausgelöst hatten. Zwei Tage lang hatte die Schlacht um den Platz getobt. Der Bahnhof selbst war ein weiterer Protzbau aus der Zeit des Stalinismus, und seine prächtige, in Grün und Weiß gehaltene Fassade hätte eher zu einem Palast als zu einem Bahnhof gepasst. Nebenan hatte man bereits mit dem Bau eines neuen Terminals für einen Hochgeschwindigkeitszug nach Moskau begonnen. Das von einem Architekturbüro in Illinois entworfene, mehrere Milliarden Dollar teure Projekt sollte von einem britischen Baukonzern umgesetzt werden; der leitende Architekt war am Vortag beim Briefing im Wolchow gewesen. Verständlicherweise hatte er sich um seine Zukunft große Sorgen gemacht.
    Lord hatte in der ersten Klasse ein Schlafabteil mit zwei Betten gebucht. Er war schon mehrere Male mit dem Expresszug »Roter Pfeil« gefahren und konnte sich noch gut an die Zeiten erinnern, als die Betttücher und Matratzen ebenso wie die Abteile selbst an Sauberkeit zu wünschen übrig ließen. Das hatte sich seither gründlich geändert, und nun galt die Fahrt mit dem »Roten Pfeil« als eine der luxuriösesten in ganz Europa.
    Der Zug fuhr um 23.55 Uhr ab und sollte um 7.55 Uhr morgens in Moskau ankommen. Sechshundertfünfzig Kilometer in acht Stunden.
    »Ich bin kein bisschen müde«, erklärte Lord seinem Begleiter Zenow. »Ich denke, ich genehmige mir im Speisewagen noch einen Drink. Sie können ja hier bleiben, wenn Sie möchten.«
    Zenow nickte und sagte, er wolle ein kleines Schläfchen halten. Lord verließ das Abteil und ging durch den schmalen Gang, der gerade breit genug für eine Person war, durch zwei weitere Schlafwagen. Ein Hauch von Kohlenrauch brannte ihm in den Augen, verursacht von den Samowaren, die am Ende jedes Schlafwagens standen.
    Der Speisewagen war mit bequemen Ledersitzen und Schnitzereien in Eichenholz ausgestattet. Lord entschied sich für einen Fensterplatz und sah in die vorbeiziehende Nachtlandschaft.
    Da er keine Lust auf Wodka hatte, bestellte er eine Pepsi, dann öffnete er seine Aktentasche, um noch einmal die Notizen zu den entdeckten Dokumenten durchzugehen. Überzeugt, auf etwas Wichtiges gestoßen zu sein, fragte er sich, welche Auswirkungen seine Erkenntnisse wohl auf den Anspruch Stefan Baklanows auf den Thron haben würden.
    Es stand viel auf dem Spiel – für Russland ebenso wie für die Gesellschaften, die von Pridgen & Woodworth vertreten wurden. Er hatte nicht die Absicht, irgendetwas zu tun, was im großen Maßstab gefährlich werden oder auch seine eigene Karriere beeinträchtigen könnte.
    Doch seine Zweifel ließen sich nicht einfach abstellen.
    Lord rieb sich die Augen. Jetzt war er doch verdammt müde. Er war es gewohnt, bis spät in die Nacht zu arbeiten, doch der Stress der letzten paar Wochen war nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
    Er lehnte sich in seinen lederbezogenen Sitz zurück und nippte an seinem Drink. An der Uni hatte er nicht gelernt, wie man mit solchen Situationen umging. Und seine zwölfjährige Laufbahn innerhalb der Firma hatte ihn darauf ebenso wenig vorbereitet. Anwälte wie er arbeiteten normalerweise in Büros, Gerichtssälen und Bibliotheken und mussten lediglich darauf achten, genug in Rechnung zu stellen, damit sich

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