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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Ehre, meine Herren?«
    Stalin erhob sich. »Es gibt da ein Problem, das sofortiges Handeln erfordert. Wir müssen miteinander reden, und telefonisch haben wir Sie nicht erreicht.«
    »Wie Sie sehen, habe ich ein wenig trainiert.«
    »Können wir auf Ihr Zimmer gehen?«, fragte Breschnew.
    Hayes schritt voraus, vorbei an der Deschurnaja , die nicht von ihrer Zeitschrift aufblickte. Kaum hatten sie die Zimmertür hinter sich geschlossen, ergriff Stalin das Wort: »Man hat Mr. Lord im Zirkus entdeckt. Unsere Leute versuchten, ihn abzufangen. Einer wurde von Männern, die es anscheinend ebenfalls auf Lord abgesehen hatten, ausgeschaltet. Unser zweiter Mann musste seinen Gegner töten, um zu entkommen.«
    »Und wer kam dazwischen?«, fragte Hayes.
    »Genau da liegt das Problem. Es wird höchste Zeit, dass Sie ein paar Dinge erfahren.« Breschnew setzte sich auf den Stuhl. »Es geht seit einiger Zeit das Gerücht, dass Mitglieder der Zarenfamilie das Todesurteil überlebt haben, das die Sowjets 1918 über sie verhängten. Ihr Mr. Lord ist in geheimen Papieren auf interessantes Material gestoßen – Informationen, die uns bis dahin noch nicht vorlagen. Anfangs hielten wir die Situation für ernst, aber lösbar. Das hat sich geändert. Lord hat in Moskau Kontakt mit einem gewissen Semjon Paschkow aufgenommen. Er ist Professor für Geschichte an der Universität, führt aber auch eine Gruppierung an, die sich die Wiedereinführung des Zarismus zum Ziel gesetzt hat.«
    »Aber wie könnte das unsere Arbeit gefährden?«, fragte Mayes.
    Breschnew lehnte sich zurück, und Hayes betrachtete ihn gespannt.
    Wladimir Kulikow vertrat die große Interessengruppe der Neureichen des Landes – der wenigen Glücklichen, denen es gelungen war, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gewaltige Profite zu erzielen. Er war ein kleiner, stämmiger und ernsthafter Mann, dessen wettergegerbtes Gesicht Hayes immer an einen Bauern erinnerte; seine Nase hatte die Form eines Vogelschnabels, und sein kurzes, spärliches Haar war grau. Mit seiner Arroganz trieb er die anderen drei Mitglieder der Geheimkanzlei oft zur Weißglut.
    Die Neureichen waren weder bei den Militärs noch in der Regierung sonderlich beliebt. Die meisten waren ehemalige Parteifunktionäre mit einem weit reichenden Netz von Beziehungen – clevere Männer, die das herrschende Chaos zu ihrem persönlichen Vorteil zu nutzen wussten. Keiner von ihnen war auf harte Arbeit angewiesen, und viele wurden von den amerikanischen Geschäftsleuten finanziert, die Hayes vertrat.
    »Bis zu seinem Tod«, erklärte Breschnew, »interessierte sich Lenin sehr für das, was damals in Jekaterinburg geschehen war. Auch Stalin war die Angelegenheit so wichtig, dass er sämtliche Unterlagen über die Romanows in den staatlichen Archiven versiegeln ließ. Dann ließ er alle, die etwas darüber wussten, töten oder verbannte sie in die Straflager. Sein Fanatismus ist einer der Gründe dafür, dass heute kaum mehr etwas aus erster Hand in Erfahrung zu bringen ist. Stalin machte sich große Sorgen, dass einer der Romanows überlebt haben könnte, aber zwanzig Millionen Tote erzeugen eben ein beträchtliches Chaos, und so konnte sich nie eine ernst zu nehmende Opposition gegen ihn entwickeln. Paschkows Gruppe hat irgendetwas mit der Möglichkeit zu tun, dass ein oder zwei Romanows das Massaker überlebt haben könnten. Den genauen Zusammenhang kennen wir nicht. Es gibt aber schon seit Jahrzehnten Gerüchte, die besagen, dass einer der Romanows versteckt würde, bis die Zeit reif sei, seinen oder ihren Aufenthaltsort preiszugeben.«
    Nun ergriff Stalin das Wort. »Heute wissen wir, dass nur zwei der Kinder überlebt haben können, nämlich Alexej und Anastasia, denn ihre Leichen wurden nie gefunden. Aber selbst, wenn einer von beiden oder auch alle beide damals mit dem Leben davongekommen wären, wären sie natürlich längst tot – vor allem der Junge, der ja an Hämophilie litt. Wir sprechen also von ihren Kindern oder Enkeln, falls es welche gibt. Und die wären dann direkte Nachkommen des Zaren. Damit wäre dann Stefan Baklanows Anspruch auf den Thron gegenstandslos.«
    Hayes sah Stalin an, wie besorgt er war, aber er konnte einfach nicht glauben, was er soeben gehört hatte. »Es kann niemand überlebt haben. Sie wurden aus kürzester Entfernung erschossen und dann mit dem Bajonett erstochen.«
    Stalin ließ eine Hand über die Schnitzereien auf der Sessellehne gleiten. »Ich sagte Ihnen schon einmal,

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