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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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dass es Amerikanern schwer fällt, die Schicksalsgläubigkeit der Russen zu verstehen. Deshalb will ich Ihnen ein Beispiel nennen. Ich habe sowjetische Dokumente eingesehen, die über Verhöre durch den KGB berichten. Rasputin prophezeite, das Blut der Romanows werde wiederauferstehen. Er soll auch gesagt haben, dass ein Adler und ein Rabe für diese Erneuerung sorgen würden. Ihr Mr. Lord hat nun ein Schriftstück gefunden, das diese Vorhersage bestätigt.« Er beugte sich vor. »Könnte Mr. Lord nicht als dieser Rabe durchgehen?«
    »Weil er schwarz ist?«
    Stalin zuckte die Achseln. »Dieser Grund ist so gut wie jeder andere.«
    Hayes konnte es kaum glauben: Da versuchte ein Mann von Stalins Ruf, ihn davon zu überzeugen, dass ein zwielichtiger Bauer zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts das Wiederaufleben der Romanow-Dynastie vorhergesagt hatte. Und mehr noch – ausgerechnet ein Afroamerikaner aus South Carolina sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen. »Ich verstehe vielleicht nichts von eurer Schicksalsgläubigkeit, aber dafür etwas von gesundem Menschenverstand. Das ist doch alles Blödsinn.«
    »Semjon Paschkow glaubt das nicht«, erwiderte Breschnew prompt. »Er hat aus irgendeinem Grund seine Leute in den Zirkus geschickt, und er hat Recht behalten: Lord tauchte tatsächlich auf. Unsere Männer berichteten, dass letzte Nacht eine Zirkusartistin im Zug war. Akilina Petrowa. Sie sprachen sogar mit ihr und dachten sich nichts dabei, aber sie wurde zusammen mit Lord von Paschkows Männern aus dem Zirkus geführt. Warum wohl, frage ich Sie, wenn dahinter nicht mehr steckt?«
    Gute Frage, räumte Hayes im Stillen ein.
    Stalins Miene war ernst. » Akilina ist altrussisch und bedeutet ›Adlerin‹. Wussten Sie das? Sie sprechen doch unsere Sprache!«
    Hayes schüttelte den Kopf.
    »Das ist eine wirklich ernste Sache«, fuhr Stalin fort. »Hier gehen Dinge vor, die wir nicht verstehen. Bis vor wenigen Monaten, als die Volksabstimmung durchgeführt wurde, hat niemand eine Rückkehr des Zarismus ernsthaft für möglich gehalten, geschweige denn eine Restauration, aus der sich politische Vorteile ziehen lassen. Plötzlich aber erscheint beides möglich. Wir müssen die eingetretene Entwicklung stoppen, bevor sie uns gefährlich werden kann. Rufen Sie die Nummer an, die wir Ihnen gegeben haben, stellen Sie die Leute zusammen und suchen Sie Ihren Mr. Lord.«
    »Das ist schon geschehen.«
    »Dann tun Sie mehr.«
    »Warum tun Sie es nicht selbst?«
    »Weil Sie über eine größere Bewegungsfreiheit als wir verfügen. Deswegen müssen Sie diese Aufgabe übernehmen. Die Sache könnte sogar Auswirkungen auf internationaler Ebene haben.«
    »Oleg ist bereits auf der Suche nach Lord.«
    »Vielleicht könnte ja eine Bekanntmachung der Polizei über die Schießerei auf dem Roten Platz die Anzahl aufmerksamer Augen vervielfachen«, meinte Breschnew. »Immerhin kam dabei ein Polizist ums Leben. Die Miliz möchte den Schützen doch bestimmt gern finden. Womöglich löst sie unser Problem sogar mit einem wohlgezielten Schuss.«
    23
    »Das mit Ihren Eltern tut mir Leid«, sagte Lord.
    Akilina hatte mit niedergeschlagenen Augen wortlos dagesessen, seit Paschkow das Zimmer verlassen hatte.
    »Mein Vater wollte bei seinem Sohn sein. Er hatte die Absicht, dessen Mutter zu heiraten, aber um auszuwandern, musste man die Erlaubnis der Eltern einholen – ein absurdes sowjetisches Gesetz, das jeden von der Ausreise abhielt. Meine Großmutter gab natürlich ihre Zustimmung, aber mein Großvater war seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst.«
    »Und trotzdem brauchte Ihr Vater seine Zustimmung?«
    Sie nickte. »Er war nie für tot erklärt worden. Das geschah nie, mit keinem der Vermissten. Kein Vater, keine Erlaubnis, kein Visum. Natürlich hatte sein Antrag auch noch weitere Folgen. Mein Vater wurde aus dem Zirkus entlassen und durfte nicht mehr auftreten. Und etwas anderes hatte er nicht gelernt.«
    »Warum haben Sie Ihre Eltern in den letzten paar Jahren nicht besucht?«
    »Keiner von beiden war mehr zu ertragen. Meine Mutter dachte nur noch an die Frau, die ein Kind ihres Exgatten zur Welt gebracht hatte. Und er konnte nicht vergessen, dass sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte. Doch sie mussten die Situation zum Wohle des Kollektivs aushalten.« Akilinas Abneigung gegen ihre Eltern war nun verständlich. »Sie schickten mich zu meiner Großmutter. Zuerst hasste ich sie dafür, aber als ich älter wurde, konnte ich sie

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