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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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alles nur, weil so ein Idiot von Wunderheiler vor fast hundert Jahren vorhergesagt haben soll, dass wir das tun werden.«
    »Ich möchte es tun.«
    Er starrte sie an. »Was?«
    »Schon seit unserer ersten Begegnung habe ich ein merkwürdiges Gefühl. So, als wäre es vorherbestimmt, dass wir beide uns treffen sollten. Ich hatte keine Angst, als Sie mein Abteil betraten, und meine Entscheidung, Sie bei mir übernachten zu lassen, habe ich keine Sekunde lang in Frage gestellt. Als hätte etwas in meinem Innern mir befohlen, es zu tun. Ich wusste auch, dass wir uns Wiedersehen würden.«
    Lord war weniger mystisch veranlagt, als diese attraktive Russin es zu sein schien. »Mein Vater war Prediger. Er fuhr von Stadt zu Stadt, um die Menschen zu belügen. Er posaunte gern das Wort Gottes heraus, aber in Wirklichkeit nutzte er nur die Armut und die Ängste der Menschen aus. Er war der unheiligste Mann, der mir je begegnet ist. Er betrog seine Frau, seine Kinder und seinen Gott.«
    »Aber er war Ihr Vater.«
    »Er war bei der Empfängnis beteiligt, aber ein Vater war er nicht. Ich habe mich praktisch selbst großgezogen.«
    Sie deutete auf ihre Brust. »Er ist noch immer da drinnen, ob Sie es sich eingestehen oder nicht.«
    Das war so ziemlich das Letzte, was Lord zugegeben hätte. Vor einigen Jahren hatte er sogar einmal ernsthaft erwogen, seinen Nachnamen ändern zu lassen. Nur das Flehen seiner Mutter hatte ihn davon abgehalten. »Sie müssen sich darüber im Klaren sein, Akilina, dass das alles womöglich nur Schwindel ist.«
    »Aber wozu sollte jemand das tun? Sie fragen sich doch schon seit Tagen, warum bestimmte Leute Sie umbringen wollen. Und dieser Professor hat Ihnen die Antwort geliefert.«
    »Dann sollen er und seine Leute doch selber diesen Romanow-Überlebenden suchen. Meine Informationen haben sie ja.«
    »Rasputin meinte, nur Sie und ich könnten das schaffen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie glauben das doch wohl nicht im Ernst?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Als ich noch ein Kind war, sagte meine Großmutter immer, sie sehe Gutes für mich im Leben. Vielleicht hatte sie ja Recht.«
    Das war nicht unbedingt die Antwort, die Lord hören wollte, aber er spürte einen ähnlichen Antrieb in sich. Zumindest würde ihn diese Suche aus Moskau herausführen – und somit aus der Reichweite von Hängelid und Cro-Magnon. Außerdem konnte er nicht leugnen, dass die ganze Angelegenheit ihn faszinierte. Paschkow hatte Recht. In den letzten paar Tagen waren eine Menge Zufälle zusammengekommen. Er glaubte zwar keine Sekunde lang, dass Rasputin die Zukunft hatte vorhersagen können, doch die Verwicklung Felix Jussupows in die Sache faszinierte ihn. Den Gründer hatte Paschkow ihn fast ehrfurchtsvoll genannt.
    Lord ließ sich noch einmal die Geschichte des Mannes durch den Kopf gehen. Jussupow, ein bisexueller Transvestit, hatte Rasputin aus dem Irrglauben heraus ermordet, dass das Schicksal einer ganzen Nation davon abhing. Er war auf fast perverse Weise stolz auf seine Leistung und genoss es noch fünfzig Jahre danach, wegen dieser törichten Tat im Rampenlicht zu stehen. Er war auch einer dieser scheinheiligen Egomanen – ein gefährlicher und bösartiger Schwindler, genau wie Rasputin und Lords eigener Vater. Und doch war Jussupow offenbar in etwas verwickelt, das von einer gewissen Uneigennützigkeit zeugte.
    »Also gut, Akilina. Wir machen mit. Warum auch nicht? Was bleibt mir schon anderes übrig?« Er blickte hinüber zur Küchentür, aus der Semjon Paschkow wieder ins Zimmer trat.
    »Ich habe soeben eine beunruhigende Nachricht erhalten«, erklärte er. »Einer unserer Gefährten – derjenige, der den Mann aus dem Zirkus weggebracht hat – ist mit seinem Gefangenen nicht am vereinbarten Ort aufgetaucht. Er wurde tot aufgefunden.«
    Hängelid war also entkommen. Keine beruhigende Aussicht.
    »Das tut mir Leid«, erklärte Akilina. »Er hat uns das Leben gerettet.«
    Paschkow dagegen wirkte eher teilnahmslos. »Er wusste, was er riskierte, als er sich unserer Heiligen Schar anschloss. Er ist nicht der Erste, der für die Sache sein Leben lassen musste.« Der ältere Mann setzte sich auf einen Stuhl. Er sah müde aus. »Und er wird wohl auch nicht der Letzte sein.«
    »Wir haben uns entschieden. Wir machen mit«, informierte ihn Lord.
    »Das hatte ich gehofft. Aber vergessen Sie nicht, was Rasputin sagte. Zwölf müssen sterben, bevor die Suche vollendet ist. «
    Die hundert Jahre alte Prophezeiung

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