Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
Vom Netzwerk:
die Männer weit mehr an dem interessiert waren, was sie an den Leichen fanden. Uhren, Ringe, Armreife, Zigarettenetuis und Edelsteine.
    »Ich wiederhole«, sagte Jurowski, »wer nicht alles abgibt, wird erschossen. Unten lag eine Uhr, die jetzt verschwunden ist. Ich hole jetzt die letzte Leiche, und wenn ich zurückkomme, sollte sie besser wieder da sein.«
    Niemand bezweifelte, was geschehen würde, wenn die Uhr dann noch immer fehlte, und so zog einer der Letten die Uhr aus seiner Tasche und warf sie auf den Stapel mit der restlichen Beute.
    Jurowski kam mit dem letzten Leichnam zurück und warf ihn auf die Ladefläche. Der Kommandant hielt eine Mütze in den Händen.
    »Die Zarenmütze«, sagte er und setzte sie einem der Mörder auf. »Passt.«
    Die anderen lachten.
    Ein anderer Mann nahm den toten Cockerspaniel und warf ihn ebenfalls auf die Ladefläche. »Pass gut auf den Zaren und seine Familie auf, Hündchen«, sagte er.
    »Die waren ganz schön zäh«, meinte einer der Letten.
    Jurowski starrte auf die Ladefläche. »Es ist nicht leicht, Menschen zu töten.«
    Laken wurden unter die Leichen gelegt, um das Blut aufzunehmen, dann breitete man eine Plane über ihnen aus. Jurowski suchte vier Männer aus, die mitfahren sollten, und stieg dann ins Fahrerhaus. Die restlichen Männer des Exekutionskommandos nahmen wieder ihre Posten ein. Als Jurowski Maks nicht aufforderte mitzukommen, trat er ans Beifahrerfenster.
    »Genosse Jurowski, kann ich nicht mitkommen? Ich würde gerne mithelfen, die Sache zu Ende zu bringen.«
    Jurowski drehte sich zu ihm um. Mit seinem schwarzen Bart, dem schwarzen Haar und der schwarzen Lederjacke war er in der Dunkelheit kaum zu sehen. Alles, was Maks erkennen konnte, war das Weiße in seinen Augen, das seinen Blick eiskalt erscheinen ließ.
    »Warum nicht? Steig auf.«
    Der Lastwagen fuhr durch das offene Tor des Ipatiew-Anwesens hinaus. Jemand sagte laut, dass es schon drei Uhr morgens war. Sie würden sich beeilen müssen. Zwei Flaschen Wodka machten die Runde unter den Männern, die sich die Ladefläche mit den Leichen teilten. Maks trank nur wenig.
    Man hatte ihn nach Jekaterinburg geschickt, um die Flucht vorzubereiten. In der früheren Armee des Zaren gab es Generäle, die ihren Eid auf die Krone ernst nahmen. Seit Monaten schon hatte es Gerüchte gegeben, denen zufolge das Schicksal der Zarenfamilie besiegelt sei. Doch erst am letzten Tag hatte Maks erfahren, was das bedeutete.
    Sein Blick fiel auf den Leichenberg unter der Plane. Er hatte den Jungen und seine Schwester nach oben unter die Leiche ihrer Mutter gelegt, und jetzt fragte er sich, ob der Zarewitsch ihn erkannt hatte. Vielleicht hatte ihm das geholfen, die Ruhe zu bewahren.
    Am Stadtrand passierte der Lastwagen die Rennbahn. Dann Sümpfe, Senken und verlassene Bergwerke. Hinter der Isetzk-Fabrik und den Eisenbahnschienen führte die Straße durch dichten Wald. Etliche Kilometer weiter war wieder ein Bahnübergang. Die einzigen Gebäude weit und breit waren die Bahnwärterhäuschen, und die Bahnwärter schliefen um diese Zeit.
    Maks merkte, dass die Straße immer schlammiger wurde. Der Lastwagen rutschte mehrfach weg, und schließlich drehten die Hinterräder im Schlamm durch. Vergeblich versuchte der Fahrer freizukommen. Es qualmte aus der Motorhaube. Der Fahrer stellte den überhitzten Motor ab, und Jurowski stieg aus, zeigte auf das Bahnwärterhäuschen, das sie soeben passiert hatten, und befahl dem Fahrer: »Weck den Bahnwärter und hol Wasser.« Dann wandte er sich den Männern auf der Ladefläche zu: »Sucht Holz, das wir unter die Reifen legen können, um aus dieser Pampe rauszukommen. Ich geh schon mal vor und suche Fermakow und seine Männer.«
    Zwei der Männer waren betrunken und nicht mehr ansprechbar. Zwei andere sprangen ab und verschwanden in der Dunkelheit. Maks tat, als sei er betrunken und blieb auf der Ladefläche. Er sah zu, wie der Fahrer zur Bahnwärterhütte ging und an die Tür hämmerte. Drinnen flammte ein Licht auf, und die Tür ging auf. Maks hörte, wie der Fahrer dem Bahnwärter erklärte, dass sie Wasser bräuchten. Sie sprachen noch eine Weile weiter, und dann hörte Maks die Wachen rufen, dass sie Holz gefunden hätten.
    Jetzt oder nie.
    Er kroch auf die Plane zu und zog sie langsam zurück. Der Blutgeruch drehte ihm fast den Magen um. Er wälzte den Leichnam der Zarin zur Seite und packte das Bündel mit dem Zarewitsch.
    »Ich bin’s, Kleiner. Ganz ruhig.«
    Der Junge murmelte

Weitere Kostenlose Bücher