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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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nach dem mehrstündigen Trinkgelage außer ihm und Jurowski niemand mehr nüchtern war. Kaum einer würde sich an Einzelheiten erinnern – höchstens daran, dass sie auf alles geschossen hatten, was sich bewegte. Maks hatte nur mäßig getrunken, weil er einen klaren Kopf behalten wollte.
    Maks sah, wie Olga nach einem Kopfschuss zusammensackte. Ein Hund jaulte vor Schmerz. Die Schützen zielten auf das Herz ihrer Opfer, doch dann geschah etwas Seltsames. Die Kugeln prallten von der Brust der Frauen ab und flogen durch den Raum, als ob es hagelte. Einer der Letten murmelte, die Frauen würden von Gott beschützt. Ein anderer fragte, ob sie nicht unklug handelten.
    Maks sah, wie die Großfürstinnen Tatjana und Marija sich in eine Ecke kauerten und die Arme schützend vor ihre Körper hielten. Kugeln trafen ihre jungen Körper, einige prallten ab, andere drangen ein. Zwei Männer brachen aus der Formation aus, traten näher und schossen den Mädchen in den Kopf.
    Der Kammerdiener, der Koch und der Arzt wurden erschossen und sanken zu Boden. Die Zofe spielte völlig verrückt. Wild gestikulierend und schreiend rannte sie durch den Raum und hielt dabei ein Kissen wie einen Schild vor sich. Etliche der Schützen feuerten auf das Kissen, doch die Kugeln prallten ab. Es war erschreckend. Welchen Schutz mochten diese Menschen haben? Schließlich bohrte sich eine Kugel in den Kopf der Zofe, und sie verstummte.
    »Feuer einstellen«, brüllte Jurowski.
    Stille senkte sich über den Raum.
    »Die Schüsse könnten von der Straße aus zu hören sein. Macht sie mit den Bajonetten fertig.«
    Die Schützen warfen ihre Pistolen weg und griffen zu den Gewehren.
    Irgendwie hatte die Zofe den Kopfschuss überlebt. Sie richtete sich auf und stieg leise heulend über die blutigen Leichen. Zwei Letten traten auf sie zu und stießen ihre Bajonette in das Kissen, das sie noch immer umklammert hielt. Doch die Spitzen waren stumpf und drangen nicht durch. Die Zofe packte ein Bajonett und fing an zu kreischen. Die Männer traten auf sie zu. Einer schlug ihr den Gewehrkolben gegen den Kopf. Ihr Stöhnen erinnerte Maks an ein verwundetes Tier. Nach ein paar weiteren Hieben hörte das Stöhnen auf. Die Männer stießen ihre Bajonette in die Sterbende, als wollten sie den Teufel austreiben. Es waren so viele Stöße, dass Maks sie nicht hätte zählen können.
    Auch der Cockerspaniel lebte noch. Ein Gewehrkolben sorgte dafür, dass er sich nicht mehr regte, und mehrere Bajonettstöße beendeten sein Leben.
    Maks ging auf den Zaren zu. Blut floss über sein Soldatenhemd und seine Hose. Die anderen stachen mit ihren Bajonetten auf die Zofe und eine der Großfürstinnen ein. Beißender Rauch erfüllte die Luft und verschlug Maks den Atem. Jurowski untersuchte die Zarin.
    Maks beugte sich nieder und wälzte Nikolaus auf eine Seite. Unter ihm lag der Zarewitsch, bekleidet mit Soldatenhemd, Hose, Stiefeln und der Zarenmütze, die Maks oft an ihm gesehen hatte. Und an seinem Vater. Maks wusste, dass sie sich gern in gleicher Weise kleideten.
    Der Junge öffnete die Augen. In seinem Blick lag blankes Entsetzen. Maks hielt ihm sofort den Mund zu und legte einen Finger an die Lippen.
    »Nicht bewegen. Stell dich tot.«
    Die Augen des Jungen schlossen sich.
    Maks stand auf, zielte auf den Fußboden unmittelbar neben dem Kopf des Jungen und schoss. Die Kugel schlug in die Holzdielen ein, und Alexej zuckte zusammen. Maks feuerte auf die andere Seite und hoffte, dass niemand sah, wie Alexejs Körper erneut zuckte, doch alle schienen mit dem Gemetzel rundum vollauf beschäftigt zu sein. Elf Opfer, zwölf Henker, auf engstem Raum und mit wenig Zeit.
    »War der Zarewitsch noch am Leben?«, fragte Jurowski durch den Rauch.
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte Maks.
    Die Antwort schien den Kommandanten zu befriedigen.
    Maks wälzte den blutigen Leichnam Nikolaus’ II. auf den Jungen zurück. Als er aufblickte, trat gerade einer der Letten auf die jüngste Zarentochter Anastasia zu. Sie war schon nach der ersten Salve zu Boden gestürzt und lag in einer immer größer werdenden Blutlache da. Das Mädchen stöhnte, und Maks fragte sich, ob die Kugeln womöglich ihr Ziel verfehlt hatten. Der Lette hob den Gewehrkolben, um seine Arbeit zu Ende zu bringen, als Maks ihm in den Arm fiel.
    »Lass mich auch mal«, sagte er. »Ich hatte noch nicht das Vergnügen.«
    Der andere lächelte und trat zurück. Maks starrte auf das Mädchen hinab. Sie atmete schwer und von ihrem Kleid

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