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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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etwas, das Maks nicht verstand.
    Maks hob das Bündel von der Ladefläche und legte es im Wald wenige Meter neben der Straße ab.
    »Nicht bewegen«, flüsterte er.
    Dann hastete er zurück und holte das Bündel, in dem Anastasia steckte. Sachte legte er sie auf den Boden und zog die Plane über die Leichen, bevor er sie wieder aufhob und in den Wald zu ihrem Bruder trug. Er lockerte die Laken um die beiden Kinder und überprüfte den Puls des Mädchens. Schwach, aber vorhanden.
    Alexej schaute ihn an.
    »Ich weiß, das alles ist schrecklich, aber du musst jetzt hier bleiben und auf deine Schwester aufpassen. Rühr dich nicht vom Fleck. Ich komme wieder. Wann, weiß ich noch nicht. Hast du mich verstanden?«
    Der Junge nickte.
    »Du erinnerst dich doch an mich?«
    Wieder nickte Alexej.
    »Dann vertrau mir, Kleiner.«
    Der Junge umarmte ihn so verzweifelt, dass es Maks fast das Herz brach.
    »Schlaf jetzt. Ich komme wieder.«
    Maks eilte zum Lastwagen zurück, kletterte auf die Ladefläche und legte sich zu den beiden anderen Männern, die noch immer ohne Bewusstsein waren. Er hörte Schritte durch die Dunkelheit näher kommen, stöhnte und tat, als versuche er, sich aufzurichten.
    »Steh auf Kolja. Wir brauchen deine Hilfe«, sagte einer der Männer. »Wir haben am Bahnwärterhaus Holz gefunden.«
    Maks sprang vom Wagen und half den anderen, Bretter über die schlammige Straße zu legen. Der Fahrer kam derweil mit einem Eimer Wasser für den Kühler zurück.
    Wenige Minuten später traf Jurowski ein. »Fermakows Leute sind unmittelbar vor uns.«
    Mit einiger Mühe schafften sie es, den Wagen aus dem Schlamm zu befreien. Kaum einen Kilometer weiter stießen sie auf eine Gruppe von Männern, die mit Fackeln auf sie warteten. An ihrem Gegröle hörte man, dass sie betrunken waren. Maks erkannte Pjotr Fermakow im Lampenschein, Jurowski war lediglich mit der Vollstreckung des Todesurteils beauftragt worden. Für die Beseitigung der Leichen war Genosse Fermakow zuständig. Er war ein Arbeiter der Isetzk-Fabrik, der so gerne tötete, dass alle ihn Genosse Mauser nannten.
    »Warum habt ihr sie uns nicht lebend gebracht?«, schrie jemand.
    Maks konnte sich schon denken, was Fermakow den Männern versprochen hatte. Wenn ihr gute Sowjetbürger seid und tut, was man euch sagt, könnt ihr mit den Frauen machen, was ihr wollt, während Papa Zar zuschaut. Die Aussicht, sich mit vier Jungfrauen vergnügen zu können, war sicherlich Anreiz genug gewesen, sie dazu zu bringen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen.
    Um die Plane auf dem Lastwagen hatte sich eine Menschenmenge versammelt, deren Fackeln in der Nacht knisterten. Einer der Männer riss die Plane weg.
    »Scheiße, wie das stinkt«, sagte einer.
    »Der Gestank königlicher Hoheiten«, meinte ein anderer.
    »Schafft die Leichen in die Karren«, befahl Jurowski.
    Jemand grummelte, er werde das Dreckzeugs nicht anfassen, und Jermakow sprang auf die Ladefläche. »Holt diese verdammten Leichen vom Wagen. Wir haben bis Sonnenaufgang nur noch wenig Zeit, und es gibt viel zu tun.«
    Maks merkte, dass mit Jermakow nicht zu spaßen war. Die Männer machten sich daran, die blutigen Bündel abzuladen und in Droschkis zu werfen. Sie hatten nur vier dieser hölzernen Karren, und er hoffte, dass niemand auf den Gedanken kam, die Leichen zu zählen. Nur Jurowski kannte die genaue Zahl, aber der Kommandeur trat mit Jermakow vor den Lastwagen. Die übrigen Männer, die von Ipatiews Haus mitgekommen waren, waren zu betrunken oder zu müde, als dass es sie gekümmert hätte, ob es nun neun oder elf Leichen waren.
    Die Laken wurden entfernt, als man die Leichen auf die Karren warf. Maks sah, wie einige der Männer anfingen, die Taschen der blutverschmierten Kleidung zu durchsuchen. Einer der Männer vom Exekutionskommando hatte den anderen erzählt, was sie zuvor gefunden hatten.
    Jurowski feuerte einen Warnschuss ab. »Nichts da. Wir ziehen sie erst am Ort der Bestattung aus. Aber wenn ihr etwas gefunden habt, dann gebt es her, sonst werdet ihr auf der Stelle erschossen.«
    Niemand protestierte.
    Da es nur vier Karren gab, sollte der Lastwagen mit den übrigen Leichen so weit wie möglich vorausfahren, während die Karren ihm folgen sollten. Maks saß am Rand der Ladefläche und sah zu, wie die Karren hinter ihm her rollten, während der Lastwagen sich langsam vorwärts bewegte. Er wusste, dass sie irgendwo anhalten, die Straße verlassen und die Karren in den Wald ziehen mussten. Wie er

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