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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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er in der Suppe. »Mein Neffe meinte, Sie hätten mir etwas zu sagen.«
    Lord ahnte, wovon er sprach. »Wer aber bis ans Ende beharret, der wird selig.«
    Der alte Mann legte den Löffel auf den Tisch und setzte sich wieder zu ihnen. »Ich habe nicht geglaubt, diese Worte jemals zu hören. Ich dachte schon, sie wären ein Hirngespinst meines Vaters. Und dann auch noch von einem Farbigen ausgesprochen …« Maks wandte sich an Akilina. »Ihr Name bedeutet ›Adlerin‹, mein Kind.«
    »So hat man es mir erklärt.«
    »Sie sind ein hübsches Wesen.«
    Sie lächelte.
    »Ich hoffe nur, diese Suche bringt Ihre Schönheit nicht in Gefahr.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie.
    Der alte Mann rieb seine Knollennase. »Als mein Vater mich über die Aufgabe aufklärte, die ich übernehmen sollte, warnte er mich, dass sie mich vielleicht eines Tages das Leben kosten werde. Ich habe ihn nie ernst genommen … bis zu diesem Augenblick.«
    »Was wissen Sie?«, fragte Lord.
    Der alte Mann stieß die Luft aus. »Ich denke oft an das, was geschehen ist. Mein Vater hat mir immer gesagt, dass diese Sache mich noch einmal sehr beschäftigen werde, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Ich sehe sie fast vor mir, wie sie mitten in der Nacht geweckt und die Treppe hinuntergetrieben werden. Sie glauben, dass die Weißgardisten kurz davor stehen, die Stadt einzunehmen und sie zu befreien. Jurowski, dieser verrückte Jude, erklärt ihnen, dass sie evakuiert würden, aber zuerst müsse ein Foto nach Moskau geschickt werden als Beweis dafür, dass sie am Leben und gesund seien. Er erklärt jedem, wo er zu stehen hat. Aber es wird kein Foto gemacht. Stattdessen kommen Männer mit Pistolen ins Zimmer, und der Zar erfährt, dass er und seine Familie hingerichtet werden sollen. Dann hebt Jurowski die Pistole.«
    Der Alte legte eine Pause ein und schüttelte den Kopf.
    »Ich mache jetzt erst mal unser Essen. Dann erzähle ich Ihnen alles, was in jener Julinacht in Jekaterinburg geschehen ist.«
     
    Jurowski feuerte die Pistole ab, und aus dem Kopf von Nikolaus II. Zar von ganz Russland, spritzte das Blut. Der Zar fiel nach hinten auf seinen Sohn. Alexandra schlug gerade das Kreuzzeichen, als ein weiterer Schütze das Feuer eröffnete. Kugeln trafen die Zarin, und sie kippte von ihrem Stuhl. Jurowski hatte jedem Schützen ein Opfer zugewiesen und befohlen, diesen ins Herz zu schießen, um die Blutung in Grenzen zu halten. Nikolaus’ Körper jedoch wurde geradezu durchlöchert, als die anderen elf Mann des Exekutionskommandos beschlossen, ihrem einst göttlichen Herrscher eine Kugel zu verpassen.
    Die Schützen waren in Dreierreihen aufgestellt. Die zweite und die dritte Reihe feuerten über die Schultern der ersten hinweg und kamen ihren Kameraden ganz vorne dabei so nahe, dass diese Verbrennungen vom Schmauch erlitten. Kolja Maks stand in der ersten Reihe, und sein Hals bekam zwei Brandwunden ab. Er war angewiesen worden, die älteste Tochter Olga zu erschießen, brachte es aber nicht über sich. Er war nach Jekaterinburg geschickt worden, um die Flucht der Familie zu organisieren, und erst drei Tage zuvor angekommen, doch dann hatten sich die Ereignisse überschlagen.
    Die Wachposten hatte man zuvor in Jurowskis Büro gerufen. Der Kommandant hatte ihnen erklärt: »Heute töten wir die ganze Familie, den Arzt und die Dienerschaft. Sagt den Leuten vom Sonderkommando, dass sie sich nicht wundern sollen, wenn sie Schüsse hören.« Einschließlich Maks’ wurden elf Männer ausgewählt. Es war ein Glücksfall, dass Maks unter ihnen war, aber er war mit besten Empfehlungen vom Sowjet des Ural eingetroffen – ein Mann, auf dessen Gehorsam absoluter Verlass war, hatte es geheißen –, und offenbar suchte Jurowski dringend solche Leute.
    Zwei Letten hatten sofort erklärt, sie würden nicht auf Frauen schießen. Maks war beeindruckt gewesen, als er merkte, dass selbst solch brutale Männer ein Gewissen haben konnten, Jurowski ersetzte sie durch zwei andere, die keine Skrupel hatten. Am Ende bestand das Exekutionskommando aus Jurowski, sechs Letten und fünf Russen. Abgestumpfte Männer namens Nikulin, Fermakow, Pawel sowie zwei Medwedjews. Namen, die Kolja Maks nie vergessen sollte.
    Draußen wurde ein Lastwagen abgestellt, dessen Motor lief, um die Schüsse zu übertönen. Der Rauch aus den Läufen hüllte die ganze Szenerie in einen dichten, gespenstischen Nebel. Es wurde immer schwieriger zu erkennen, wer auf wen schoss. Maks ging davon aus, dass

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