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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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ein Messingschlüssel. Auf dem Schlüssel stand: C. M. B. 716. Der Text auf der Goldplatte war in kyrillischen Buchstaben geschrieben. Lord las ihn laut vor:
     
    Der Goldbarren ist für Sie bestimmt. Möglicherweise brauchen Sie Geld, und Ihr Zar war sich seiner Pflicht bewusst. Auch diese Goldplatte sollten Sie einschmelzen und zu Geld machen. Verwenden Sie den Schlüssel für das nächste Portal. Sie sollten inzwischen wissen, wo es sich befindet. Andernfalls endet Ihr Weg hier, und so soll es sein. Danach kann nur noch die Höllenglocke den Weg weisen. Dem Raben und dem Adler viel Glück und Gottes Segen. Jedem unbefugten Dieb aber sei der Teufel ewiger Gefährte.
     
    »Wir wissen doch gar nicht, wo sich das nächste Portal befindet«, sagte Akilina.
    »Vielleicht doch.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    Noch immer hörte er die Worte, die Wassili Maks vor seinem Tod geschrien hatte.
    Russenberg . Nichts anderes also als Russian Hill.
    In Gedanken ging er all das durch, was er im Laufe der Jahre gelesen hatte. Während des russischen Bürgerkriegs von 1918 bis 1920 waren die Truppen der Weißen Armee von Amerikanern, Briten und Japanern mit großen Summen unterstützt worden. Man schätzte die roten Bolschewiken als große Gefahr ein, und so wurden Gold, Munition und andere Güter über die Grenzstadt Wladiwostok an der Pazifikküste nach Russland eingeschleust. Maks hatte ihnen erzählt, dass die beiden Romanowkinder auf der Flucht vor der Roten Armee weit in den Osten gebracht worden waren. Bis nach Wladiwostok. Tausende russischer Flüchtlinge hatten denselben Weg eingeschlagen, manche auf der Flucht vor den Sowjets, manche in der Hoffnung auf einen Neuanfang, andere wiederum einfach aus Abenteuerlust. Die amerikanische Westküste wurde nicht nur zum Magneten für Flüchtlinge, sondern auch zum Zentrum der Finanzhilfen für die bedrängte Weiße Armee, die schließlich von Lenin und den Roten geschlagen wurde.
    Noch immer hatte Lord Wassili Maks’ Schrei in den Ohren.
    North Beach lag im Osten, Nob Hill im Süden. Schöne alte Häuser, Cafés und ausgefallene Geschäfte überall auf dem Hügel. Ein Szeneviertel in einer schicken Stadt. Doch Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hatte man dort eine Gruppe russischer Pelzhändler bestattet. Damals hatten nur die Stämme der Miwok und Ohlone die felsige Küste und die Bergkette dahinter besiedelt; bis Weiße hier die Bevölkerungsmehrheit stellten, sollten noch Jahrzehnte vergehen. Der Legende von den Gräbern verdankte der Berg seinen Namen.
    Russian Hill.
    San Francisco, Kalifornien.
    Amerika.
    Dorthin also hatte man die beiden Romanows gebracht.
    Er teilte seine Überlegungen Akilina mit. »Das erscheint mir absolut plausibel. Die Vereinigten Staaten sind groß. Kein Problem, dort zwei Halbwüchsige untertauchen zu lassen und ihre Identität geheim zu halten. Die Amerikaner wussten wenig über die russische Zarenfamilie, sie scherten sich einen Dreck um sie. Wenn Jussupow so schlau war, wie es allmählich den Anschein hat, hätte er gewiss auf diese Karte gesetzt.« Lord nahm den Schlüssel in die Hand und betrachtete die eingravierten Zeichen. C. M. B. 716. »Also, ich halte das hier für den Schlüssel eines Bankschließfachs in San Francisco. Wir müssen dort einfach nur herausfinden, um welches es sich handelt, und dann hoffen, dass es noch immer existiert.«
    »Ist das denn möglich?«
    Lord zuckte die Schultern. »In San Francisco gibt es ein altes Bankenviertel. Dort stehen die Chancen nicht schlecht. Selbst wenn die Bank nicht mehr existieren sollte, kann sie das Schließfach einem Nachfolgeinstitut übergeben haben. Das ist eine gängige Praxis.« Er hielt inne. »Wassili hatte angekündigt, dass er nach unserer Rückkehr vom Friedhof noch eine Information für uns hat. Ich wette, San Francisco ist der nächste Abschnitt unserer Reise.«
    »Er sagte aber auch, er wisse nicht, wohin die Kinder gebracht worden seien.«
    »Wir können nicht ausschließen, dass er nicht die Wahrheit sagte. Einfach ein weiteres Hinhaltemanöver, bis wir das Kästchen gefunden hatten. Jetzt besteht unsere Aufgabe darin, die Höllenglocke zu finden, was auch immer das sein mag.« Er nahm den Goldbarren in die Hand. »Damit können wir leider nichts anfangen. Den kriegen wir nie durch den Zoll. Heutzutage dürfte es nicht allzu viele Menschen geben, die russisches Zarengold mit sich herumtragen. Ich denke, du hast Recht, Akilina. Professor Paschkows Behauptungen stimmen.

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