Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
Vom Netzwerk:
Es war schmutzig, aber unversehrt – und aus Bronze, wohl damit die Feuchtigkeit ihm nichts anhaben konnte. Lord bemerkte ein Vorhängeschloss.
    »Das Kästchen ist schwer«, sagte Akilina.
    Er kniete sich hin und hob es versuchsweise an. Sie hatte Recht. Vorsichtig schüttelte er es. Im Inneren rutschte etwas hin und her, das ein verhältnismäßig großes Gewicht hatte. Er legte das Kästchen auf den Boden zurück und griff wieder zur Schaufel.
    »Tritt zurück.«
    Lord ließ die Schaufelspitze auf das Schloss niederkrachen. Mit drei Hieben hatte er es aufgebrochen. Er wollte gerade die Hand ausstrecken und den Deckel aufklappen, da wirbelten Lichtstreifen über die Baumreihe. Er riss den Kopf herum und sah in der Ferne vier Lichtpunkte – die Scheinwerfer zweier Autos, die sich auf der Straße rasch der Stelle näherten, wo sie geparkt hatten. Ungefähr dort, wo ihr eigener Wagen stand, gingen die Lichter aus.
    »Mach die Taschenlampe aus«, flüsterte er. »Und komm.«
    Die Schaufeln ließ er liegen und schnappte das Kästchen. Akilina trug das Gewehr. Er verschwand zwischen den Bäumen und schob sich so tief ins Unterholz, dass er vor Blicken geschützt war. Die nassen Blätter durchweichten seine Kleider, und er achtete darauf, das Kästchen nicht zu sehr zu rütteln, da er nicht wusste, ob der Inhalt zerbrechlich war. Langsam bewegte er sich mit Akilina in einem Bogen um den Friedhof herum und auf ihren Wagen zu. Der Wind frischte auf und ließ die Zweige laut und rhythmisch schlagen.
    In der Ferne leuchteten zwei Taschenlampen auf.
    Gebückt schlich Lord auf die Lichtung zu, blieb dabei aber in der Deckung der Bäume. Vier dunkle Gestalten tauchten auf dem Pfad auf und betraten den Friedhof. Drei gingen hoch aufgerichtet mit festen Schritten. Der Vierte schlurfte vornübergebeugt und bewegte sich langsamer. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe streifte Hängelids Züge. Der Schein der anderen Lampe fiel auf das fette Gesicht von Inspektor Felix Oleg. Während sie näher kamen, erkannte Lord den dritten Mann an seiner Silhouette: Cro-Magnon! Als Letzter folgte Wassili Maks.
    »Herr Lord«, rief Oleg auf Russisch. »Wir wissen, dass Sie hier sind. Seien Sie vernünftig und erschweren Sie uns unsere Arbeit nicht unnötig.«
    »Wer ist das?«, fragte Akilina flüsternd.
    »Ein Problem«, hauchte er zurück.
    »Der Mann, der die Taschenlampe trägt, war im Zug«, flüsterte sie.
    »Beide.« Er warf einen Blick auf das Gewehr in ihrer Hand. »Wenigstens sind wir bewaffnet.«
    Durchs Unterholz und die dunklen Baumsäulen hindurch beobachtete Lord, wie die vier Gestalten auf das geöffnete Grab zugingen, wobei die Taschenlampen den Weg erhellten.
    »Ist das die Stelle, wo Ihr Vater begraben liegt?«, hörte er Olegs Stimme.
    Wassili Maks trat auf den steinernen Grabstein zu, der von einer Taschenlampe beleuchtet wurde. Einen Moment lang übertönte der Wind die Stimmen, und Lord konnte nicht hören, ob der alte Mann etwas sagte. Dagegen hörte er, was Oleg gleich darauf auf Russisch brüllte: »Lord, entweder Sie kommen raus, oder ich töte diesen alten Mann. Sie haben die Wahl.«
    Lord wollte Akilina das Gewehr entreißen und sich vorwärts stürzen, doch die drei Männer waren ohne Zweifel ebenfalls bewaffnet und wussten, wie man mit einer Waffe umging. Er dagegen war halb tot vor Angst und hatte keine Ahnung, was er hier eigentlich tat. Tatsächlich setzte er sein Leben gerade auf die Prophezeiung eines alten Scharlatans, der vor hundert Jahren ermordet worden war. Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, traf Wassili Maks sie für ihn.
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Rabe. Ich bin bereit.«
    Maks rannte plötzlich los, weg vom Grab seines Vaters und auf die parkenden Autos zu. Die anderen drei Gestalten blieben stehen, doch Lord sah, dass Hängelid den Arm hob, und erkannte den Umriss eines Revolvers in seiner Hand.
    »Wenn du mich hören kannst, Rabe«, schrie Maks. »Russenberg.«
    Im Dunkeln krachte ein Schuss, und der alte Mann stürzte zu Boden.
    Lord stöhnte auf und spürte, wie Akilina an seiner Seite erstarrte. Sie sahen zu, wie Cro-Magnon gelassen herankam, die Leiche des alten Mannes zum Grab schleppte und sie in die Grube warf.
    »Wir müssen hier weg«, flüsterte Lord Akilina zu.
    Sie widersprach nicht.
    Gebückt huschten sie von Baum zu Baum, zurück zu der Stelle, wo die drei Wagen am Straßenrand parkten.
    Vom Friedhof her hörte man eilige Schritte näher kommen.
    Lord und Akilina

Weitere Kostenlose Bücher