Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
Jahren erzählt die Geschichte von Mrs. Wilkins und Mrs. Arbuthnot, zwei verheirateten Damen, denen es nicht vergönnt war, den oben erwähnten Jackpot zu knacken, und die zufällig beide über folgende Anzeige in der Times stolpern: »An jene, die Glyzinien und Sonnenschein zu schätzen wissen. Kleines mittelalterliches Castello an der italienischen Mittelmeerküste für den Monat April möbliert zu vermieten. Notwendiges Personal vorhanden.« Beide sind von der Idee fasziniert, und in dem verzweifelten Wunsch nach ein bisschen Glück beschließen die Damen, das Castello gemeinsam zu mieten.
Sie laden noch zwei weitere lebhafte Geschlechtsgenossinnen ein, sie zu begleiten – die schrullige Mrs. Fisher und die aufreizend schöne Lady Caroline, die der schmachtenden Bewunderung von Männern wie Frauen so überdrüssig ist, dass sie anderen nur noch kalt und abweisend begeg 380 net. In San Salvatore mit seinen schlichten weißgetünchten Wänden und Steinböden erholen die Frauen sich allmählich und entdecken ihre Sinnlichkeit und Lebensfreude wieder – eine wundersame Wandlung, die durch saftige Orangen, blühende Wiesen und den hilfsbereiten Gärtner Domenico kräftig unterstützt wird. Von Angst und Sorge gezeichnete Gesichter glätten sich, Herzen, die seit Jahren fest verschlossen waren, öffnen sich wie Blütenknopsen in der warmen Sonne, so dass die Liebe wieder hineinströmen kann. »Ich habe mich daheim wie ein kleinliches Biest aufgeführt«, erklärt Lotty (Mrs. Wilkins), »habe immer nur gerechnet und gezählt … Zu Hause habe ich Mellersh nur geliebt, wenn er mich auch geliebt hat, wie du mir, so ich dir, ganz ausgeglichen. Kannst du dir so was vorstellen? Und da er's nicht tat, habe ich es auch nicht getan, und diese Öde und Leere im Haus! Diese Öde …«
An diesem grandiosen, abgeschiedenen Ort erwartet man, dass die Damen nur sich selbst finden. Doch am Ende … nun, sagen wir einfach: Ihre Männer werden nicht vergessen. Ehen werden gerettet und die Liebe neu entfacht. Von Arnim ist eine wunderbare Erzählerin, die ihren literarischen Zeitgenossen (Edith Wharton, E. M. Forster) in fast nichts nachsteht. Verzauberter April ist die perfekte Urlaubslektüre für alle, die unter dem Eheblues leiden. Kaufen Sie sich dieses Buch, und dann mieten Sie sich eine Villa in Italien und lesen Sie es auf dem Weg dorthin.
▶ Schnarchen
▶ Sex, zu wenig 381
Verirren, sich
Das Haus
Mark Z. Danielewski
Wie eine furchtbar verängstigte Romanfigur, die sich in einem Buch über die Auslegung eines gewissen Dokumentarfilms Notizen macht, sehen Sie sich ja vielleicht selbst (wie durch eine Hi-8-Videokamera), wie Sie sich im Zimmer eines toten Wissenschaftlers in eine dunkle Ecke der Buchseite drücken, Das Haus zur Hand nehmen und den Blick auf dem Wort VERIRRT ruhen lassen. Und im selben Moment wissen Sie, dass Sie sich tatsächlich VERIRRT haben in einem/einer schwankenden Haus/Labyrinth/Kritik/Kommunikationstheorie/Einzelzelle/Roman über ein(e) psychoanalytische Enttäuschung/Haus/Glaubenssystem, in dem Ihre einzige Orientierung das flackernde Licht eines gedruckten Wortes vor der schwarzen, unendlichen Leere der weißen Seite ist.
Will Navidson zieht mit seiner Freundin und den beiden kleinen Kindern in ein Haus auf der Ash Tree Lane und dokumentiert mit einer ganzen Reihe von Kameras sowie den Aufnahmen der Überwachungskamera unheimliche räumliche Unstimmigkeiten in dem Gebäude – ein Zimmer, das von innen größer ist als von außen, eine Tür, die sich zum Garten hin öffnet, aber trotzdem in einen langen dunklen Flur führt. Während diese Anomalien aus parallaxen Beobachterpositionen erkundet werden, wird Ihr Leseeindruck den Gang in das dunkle Labyrinth genauso spiegeln wie den psychischen Kollaps aller Beteiligten, denn um Sie herum löst sich jede Form von Bedeutung in Luft auf 41 und eine Lovecraft'sche Bestie knurrt an Ihrer Seite. Sie werden immer wieder daran erinnert, dass »jener Vandale, den wir My 382 thos nennen, immer die Vernunft abschlachtet, wenn sie ins Taumeln gerät. Der Mythos ist der Tiger, der die Herde belauert.«
Sie könnten versuchen zu fliehen, indem Sie etwa das »leise(.), schaurige(.) Geflatter(.) eines schlichten Wortes – vielleicht dein Wort –, das weit nach Mitternacht durch leere Flure hallt«, von sich geben. Und dann über die Aufzeichnung des zurückkommenden Echos die Größe und Form eines lichtlosen Raums berechnen, um schließlich mit etwas Glück
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