Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

paralysiert vor Angst, dass er nicht einmal rennen kann, wenn sein Vater es ihm befiehlt. Er ist halb verhungert, er sehnt sich nach seiner Mutter und nach Spielkameraden. Die alltäglichen Freuden der Kindheit – Spielzeug, Sport, grüne Wiesen, Kuchen – sind ihm völlig unbekannt. Als der Vater in einem aufgebrochenen Getränkeautomaten eine Dose Coca Cola findet, gibt er sie seinem Jungen und sagt ihm, er solle sie in Ruhe austrinken. »Weil ich nie mehr eine andere zu trinken kriege, stimmt's?«, fragt der Junge. Und so spüren wir – mittels einer Dose Cola – das ganze Ausmaß des Verlustes einer Welt, die niemals wiederkehren wird.
    Emotional gesehen jedoch ist diese Welt reich. Denn hier, wo alles andere verloren ist, wo allein zählt, dass der Junge gerade so überlebt, zeigt sich die außergewöhnliche Liebe zwischen einem Vater und seinem Sohn in ihrer reinsten, ursprünglichsten Form. Der Mann weiß: Wenn der Junge stirbt, will auch er sterben. Denn was, wenn nicht die Hoffnung für die nächste Generation, verleiht dem Vatersein einen Sinn?
    Die Geschichte entlässt uns mit einem kleinen Hoffnungsschimmer – einer lebensnotwendigen Zutat. Genießen Sie es, Vater zu sein, und machen Sie es sich dabei zur Gewohnheit, absolut ehrlich mit Ihrem Kind umzugehen, so wie diese beiden es tun. Spüren Sie das Vertrauen, das die beiden zueinander haben, wie wichtig es für den Sohn ist, zu wissen, dass sein Vater niemals sein Wort brechen, ihn niemals verlassen und immer die Wahrheit sagen wird, wenn er ihn fragt – außer vielleicht die ihres letztlich unvermeidbaren Todes. Stets kommt der Vater dem Bedürfnis des Jungen 378 nach, aufs Neue hören zu wollen, dass sie »die Guten« sind, dass sie »das Feuer bewahren«. Wenn Ehrlichkeit vorhanden ist und Liebe und ein paar moralische Grundsätze, und wenn Ihr Kind weiß, dass Sie immer für es da sind, dann können Sie nichts falsch machen.
    ▶ Alleinerziehend sein
    ▶ Kinder, die zu viel Aufmerksamkeit verlangen

Verantwortungslosigkeit
    Die Mittagsfrau
Julia Franck
    Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen die zahllosen Verantwortungen, die Sie tagtäglich tragen müssen, zentnerschwer auf Ihren Schultern lasten? Das Gefühl, all die kleinen und großen Pflichten dem eigenen Körper, der Wohnung, den Haustieren, den Freunden, der Arbeit und der Familie gegenüber niemals zu einhundert Prozent erfüllen zu können? Lesen Sie Julia Francks Die Mittagsfrau .
    Seien Sie vorab gewarnt: Dies ist ein großer, ein erschreckender, ein brillanter Roman, der Sie emotional fordern wird. Erzählt wird hier eine Tat, wie sie verantwortungs- und liebloser nicht sein kann: Auf der Flucht aus Pommern setzt eine Mutter 1945 ihren siebenjährigen Sohn Peter in einem Bahnhof aus. Peter klammert sich noch an den Mantel seiner Mutter, um im Chaos auf dem Bahnsteig bei ihr zu bleiben, greift nach ihrer sich schnell wieder entziehenden Hand, wartet Stunde um Stunde mit dem Koffer auf den Knien auf einer Bank, umtost vom Chaos der ersten Nachkriegstage. Nach diesem erschütternden Einstieg in den Roman lesen Sie die Geschichte einer Mutter, die zu einer solchen Tat fähig ist. Und Sie werden verstehen. Julia Franck gelingt die Kunst, diese unfassbare Tat erzählend nachvollziehbar zu machen.
    Im Vergleich dazu wird Ihnen künftig so manch vermeintliche Verantwortungslosigkeit als Lappalie erscheinen, die Sie sich getrost nachsehen können. Und um die großen, schwerwiegenden, existenziellen Verantwortungslosigkeiten werden Sie einen Bogen machen. Denn eins macht dieser 379 Roman unmissverständlich klar: Man kann eine solche Tat vielleicht verstehen – verzeihen kann man sie nie.
    ▶ Mutterschaft
    ▶ Vaterschaft
    ▶ Zurückweisung

Verheiratet sein
    Verzauberter April
Elizabeth von Armin
    Verheiratet zu sein soll ein Leiden sein? Falls das gerade Ihr erster Gedanke ist, lesen Sie nicht weiter. Sie haben den Jackpot geknackt und einen Partner gefunden, mit dem Sie gemütlich, harmonisch und annehmbar leben können. Wir gratulieren.
    Wenn Sie jedoch der Meinung sind, verheiratet zu sein bedeute, angesichts ständiger Kompromisse darum kämpfen zu müssen, sich selbst nicht zu verlieren, wenn Sie das Gefühl haben, in Ihrer Ehe fehle die Abwechslung oder Sie und Ihr Ehepartner hätten sich im Laufe der Jahre immer weiter voneinander entfernt, statt einander näher zu kommen, dann lassen Sie sich von Elizabeth von Arnims Verzaubertem April inspirieren.
    Dieses Werk aus den 1920er