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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Berthoud
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an ihnen vorbeimüssen. Falls möglich, lesen Sie sie erneut (zumindest teilweise). Sie werden Sie daran erinnern, was Ihnen an Literatur am besten gefällt und – falls Ihr Leben als Leserin oder Leser bislang reich war – wer Sie sind. Wenn Sie beim nächsten Mal nicht sicher sind, was Sie als Nächstes lesen sollen, konsultieren Sie Ihr Lieblingsbücherregal für Ihre literarische Seele. Sie wird Ihnen Antworten auf Fragen geben, von denen Sie noch nicht mal wussten, dass Sie sie hatten.

375 V

Vater, sich befreien vom
    Apostoloff
Sibylle Lewitscharow
    Taucht Ihr Vater unangemeldet in Ihren Träumen auf? Entdecken Sie seine Tränensäcke in Ihrem eigenen Gesicht? Schleichen sich seine Wendungen in Ihren Wortschatz ein? Es wird Zeit für eine Austreibung!
    Die Ich-Erzählerin in Apostoloff reist auf der Rückbank eines Autos durch das heutige Bulgarien. Sie und ihre Schwester haben die Leiche ihres früh verstorbenen Vaters, eines Exilbulgaren, von Stuttgart nach Sofia überführt. Die vom Fahrer gepriesenen Schönheiten des Landes sind für die Erzählerin Anlass, sich ausgiebig zu erinnern. Familiengeschichten, geprägt von der Auseinandersetzung mit dem Vater. In gigantischen Wortkaskaden zerpflückt die Ich-Erzählerin ihre Vaterbilder, zersäbelt mit scharfen Sätzen die Verbindung zu ihm – tut alles, um dem Bann des toten Vaters zu entkommen. Hier geht es nicht um die tiefenpsychologische Aufarbeitung von Traumata, nein, hier wird biographisches Unglück überwunden, indem es durch die Macht der Sprache ins Groteske, Komische überführt wird: »Die Windrose des Vaterhasses verwirbelt so manches Fünkchen Vaterliebe.« Geben Sie sich dem Takt dieser mächtigen Assoziationswellen hin, springen Sie wie die Ich-Erzählerin hinein in Erinnerungen und zerlegen Sie genussvoll mit ihr das übermächtige Wesen Vater! Am Ende wird ein Mensch übrig bleiben. Ein ganz normaler Mensch, mit guten und mit schlechten Eigenschaften. Wenn dieser Mensch Sie das nächste Mal im Traum besucht, dann schaffen Sie es vielleicht, gemeinsam mit ihm über Ihre Tränensäcke zu lachen. Oder zu weinen.
    376 ▶ Abschiede
    ▶ Eltern, alternde

Vaterschaft
    Die Straße
Cormac McCarthy
    In den guten Momenten ist das Vatersein eine Möglichkeit, wieder ein kleiner Junge zu werden – während es Sie gleichzeitig in eine neue Phase Ihres Erwachsenenlebens stürzt, sowohl als Vater wie auch als Mann und Partner. Sie bekommen die Möglichkeit, Ihre Leidenschaften und alles, was Sie gelernt haben, weiterzugeben, zugleich aber bringt Vaterschaft eine enorme Verantwortung mit sich und kann die Beziehung zu Ihrer Lebensgefährtin auf eine Weise verändern, die Ihnen vielleicht nicht gefällt – und manchmal bekommt das Kind die Verbitterung darüber zu spüren. Wenn Ihnen der Mantel der Vaterschaft noch nicht so richtig zu passen scheint oder Sie den Wunsch haben, die Bindung zu Ihrem Kind, die möglicherweise durch diesen emotionalen Transfer ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wurde, wieder zu stärken, dann empfehlen wir Ihnen das literarische Äquivalent eines Vater-Sohn-Handbuchs, Cormac McCarthys Roman Die Straße , der Sie zugleich erschüttern und in Erstaunen versetzen wird.
    Die Lebensbedingungen hier sind schlechter, als sie jemals in der Realität sein werden – so hoffen wir zumindest: Eine verheerende Katastrophe (was genau passiert ist, darüber können die Überlebenden nur spekulieren) hat den amerikanischen Kontinent (und womöglich auch den Rest der Welt) heimgesucht und in eine Wüste verwandelt. Eine Aschewolke verdeckt die Sonne. Die Städte sind verbrannt, die Bäume tot. Durch diese öde, stumme und gottverlassene Landschaft wandern ein Mann und sein Sohn (die uns nur als »der Mann« und »der Junge« vorgestellt werden, was zu einer Welt ohne Farbe und mit nur wenig Menschlichkeit passt) mit der Hoffnung auf Wärme und bessere Überlebenschancen Richtung Süden. Auf ihrem Weg erleben sie Nächte, »länger, dunkler und kälter als alles, was sie bis 377 her erlebt hatten«, sie essen, was sie ergattern können – von wilden Pilzen bis zu einzelnen Konserven, die sie hin und wieder finden –, und stehen unter der ständigen Bedrohung durch »die Bösen«, eine Rotte dreckiger, angsteinflößender Männer mit Knüppeln und Eisenrohren, die Gasmasken und Schutzanzüge tragen und wie wilde Tiere plündernd und mordend umherziehen.
    Es ist eine Welt, der man alle Schönheit geraubt hat. Der Junge ist meist so

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