Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
Holzpflöcke ins Herz rammen und dass Sie Knoblauchgirlanden und Spiegel brauchen, um die Monster davon abzuhalten, ins Haus zu kommen. Stattdessen gehen wir davon aus, dass die Geschichte so packend ist, dass Sie Ihre Einsamkeit vergessen werden – bis zur letzten Wendung. Die wird Sie daran erinnern, wie wertvoll eine Familie ist, egal ob nah oder fern.
▶ Einsamkeit
Feigheit
Wer die Nachtigall stört …
Harper Lee
Als Feigling kann man kein gutes Leben führen. Denn wie wollen Sie denn versuchen, das Richtige zu tun, wenn Sie immer dann, wenn es mal schwierig wird, am liebsten davonlaufen würden oder zumindest Ihre schlotternden Knie verbergen?
Was nicht heißen soll, dass Sie alle Angst über Bord werfen sollen. Es ist völlig in Ordnung, mal Angst zu haben. Wichtig ist, seine Angst zu spüren und es trotzdem zu tun, wie die Selbsthilfebücher so schön schreiben. Wenn Sie schnell 127 den Mut verlieren oder ein Weichei sind oder lieber andere den Kopf hinhalten lassen – oder wenn Sie akut eine Motivationsspritze für eine schwierige Situation brauchen –, dann lassen Sie sich von den Wundertaten der mutigsten Figuren in der Weltliteratur inspirieren.
Unser erklärter Liebling – und oh, wie lieben wir ihn dafür – ist Atticus Finch in Harper Lees Wer die Nachtigall stört … Der alleinerziehende Vater von Jem und Scout (falls Sie sich in einer ähnlich misslichen Lage befinden ▶ Alleinerziehend sein ) beweist seinen Mut im Angesicht physischer Gefahr, als er einen tollwütigen Hund auf der Hauptstraße von Maycomb, Alabama, mit einem einzigen Schuss niederstreckt. Es bringt ihm den sofortigen Respekt seiner beiden überraschten Kinder, die ihn bis zu diesem Moment als schwächlich und halb blind abgeschrieben hatten (denn er ist älter als die anderen Väter, die sie kennen). Atticus lehrt Jem und Scout, dass nichts Heldenhaftes daran ist, den Einsiedler Boo Radley zu quälen, und dass es manchmal mehr Mumm erfordert, einem Kampf aus dem Weg zu gehen, wenn man provoziert wird, als zurückzuschlagen. Was uns am Ende jedoch wirklich lehrt, was Mut bedeutet, ist Finchs Entschluss, sich hinter Tom Robinson zu stellen, einen schwarzen Mann, der wegen der Vergewaltigung an einer weißen Frau angeklagt wird – und das in einer Gesellschaft, in der Rassismus an der Tagesordnung ist. Sein Mut, standhaft zu bleiben, als seine Kinder in der Schule seinetwegen gehänselt werden, sein Mut, sich – allein – einem wütenden Mob entgegenzustellen, der entschlossen ist, Robinson zu lynchen. Atticus ist eindeutig aus einem besonderen Holz geschnitzt.
Wer die Nachtigall stört … ist und bleibt eine der schärfsten literarischen Verurteilungen von Rassismus, und auch Harper Lees Mut – der Mut einer weißen Frau, die über die Menschen schreibt, unter denen sie aufgewachsen ist – muss man würdigen. Lee veröffentlichte ihren Roman 1960 – noch bevor die amerikanische Bürgerrechtsbewegung ihren Höhepunkt erreichte –, und ihre Entscheidung, sich auf diese Weise zu äußern, macht sie ihrem eigenen Helden Atticus Finch ebenbürtig. 128
Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Angst Sie zum Feigling macht. Mit Atticus und Harper Lee als Mentoren können Sie mutig in die Fußstapfen dieser modernen Helden treten.
▶ Chance, verpasste
▶ Superheld; einer sein wollen
Fernweh
Der Kaiser von China
Tilman Rammstedt
Wenn der regennasse Asphalt frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit für Sie nach Asien riecht; wenn der Anblick Ihrer Trekkingsandalen Sie traurig macht und die Lonely-Planet-Ausgaben in Ihrem Regal auch; wenn Sie sich bei Ihrem Lieblingsvietnamesen vor der Küche herumdrücken, um den Gesprächen der Köche zu lauschen – dann hat es Sie erwischt, das Fernweh. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, diese Krankheit zu heilen: Entweder Sie buchen sich sofort ein Ticket irgendwohin (möglichst weit weg) – oder Sie verreisen von Ihrem Sofa aus mit Tilman Rammstedts Der Kaiser von China (und schonen dabei noch das Klima).
Dieser Roman, der 2008 in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann- und zugleich den Publikumspreis gewann, ist in vierfacher Weise gegen Ihr Fernweh wirksam:
Erstens ist er verdammt komisch. Ihre schmerzenden Bauchmuskeln werden Sie Ihr Fernweh vergessen lassen. Zweitens zeigt Ihnen die Hauptfigur Keith Stapperpfennig, wie man, unter einem Schreibtisch sitzend, China bereisen kann. Drittens ist Rammstedts ausgedachtes China so exotisch, so malerisch und so fremdartig, dass kein reales Land
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