Die Rose der Highlands
Gesellschaft
bat. Und überhaupt, was war das für ein Benehmen?
Und doch machte sie gute Miene zum bösen Spiel, als Isobel wenig
später in Begleitung von Lord Fraser zurückkehrte. Die Wangen ihrer
Stieftochter blinkten wie die Feuer des Leuchtturms von Cromarty.
»Ich hoffe, es ist Ihnen recht, Misses Munroy, aber Ihre Tochter hat
mich so reizend gebeten, Ihnen Gesellschaft zu leisten.«
»Dann nehmen Sie doch kurz Platz, bis Ihr Geschäftspartner
eintrifft!« Lili erschrak sich selbst am meisten über den schroffen Ton, den
sie angeschlagen hatte.
»Lord Fraser wurde versetzt«, mischte sich Isobel aufgeregt ein.
»Stell dir vor, sein Geschäftspartner ist hinter Aberdeen in einer Schneewehe
steckengeblieben.«
»Was für ein Malheur«, bemerkte Lili spitz. Sie konnte sich nicht
helfen. Es passte ihr gar nicht, dass er ihre Zweisamkeit störte. Dennoch
sollte sie sich ihm gegenüber freundlicher verhalten. SchlieÃlich rettete er
sie, indem er das Geschäftshaus kaufte. Nicht, dass sein Interesse erlosch,
wenn sie ihn so unhöflich abblitzen lieÃ. Und was war schon dabei, wenn ein
attraktiver Mann in den besten Jahren Anschluss suchte? Ich will ja keine alte
unduldsame Schrulle werden, dachte Lili. Was hatte ich gerade behauptet? Dass
ich mir wünsche, Isobel solle sich amüsieren. Und offenbar liegt ihr an der
Gesellschaft dieses Herrn. Hoffentlich merkt er nicht, wie unentspannt ich bin.
Lord Fraser aber schien ihre latente Ablehnung nicht annähernd zu
spüren. Er setzte sich wie selbstverständlich auf den freien Platz und winkte
den Ober heran. »Ich habe noch nichts zu Essen bestellt. Ich wollte ja auf
meine Verabredung warten, aber danke, dass Sie mir von seinem Anruf berichtet
haben. Was nehmen die Damen?«
»Den Hirsch, mein Herr.«
»Gut, dann bringen Sie mir auch Deer. Und bitte eine Flasche
Bordeaux mit drei Gläsern.«
»Sehr wohl, mein Herr!«
Lili beobachtete Isobel während dieser Bestellung. Es berührte sie
unangenehm, wie bewundernd ihre Tochter dem Fremden an den Lippen hing. Erneut
bemühte sie sich redlich, die negativen Empfindungen abzuschütteln. Bin ich
etwa eifersüchtig, durchfuhr es sie plötzlich wie ein Blitz. Nahm sie ihm übel,
dass er, der vorhin noch ihr schöne Augen gemacht hatte, seine ungeteilte
Aufmerksamkeit nun Isobel schenkte? Wie dem auch sei, du musst jetzt freundlich
zu Lord Fraser sein, befahl sie sich energisch.
»Ich will nicht indiskret sein, aber was für Geschäften gehen Sie
eigentlich nach?«, flötete sie.
»Ich habe gerade eine marode Whiskybrennerei auf der Black Isle
übernommen«, erwiderte er in geschäftsmäÃigem Ton.
»Woher kennen Sie meine Mutter überhaupt?«, mischte sich nun Isobel
ein.
Lord Fraser warf ihr einen langen Blick zu.
»Ich kaufe das Geschäftshaus Ihrer Mutter in Inverness.«
Lili zuckte zusammen. Das hätte er nicht sagen dürfen! Das nicht!
Aber sie konnte dem fremden Lord schlecht gegen das Schienbein treten zum
Zeichen, dass er seinen Mund halten solle.
»Wie? Das Geschäftshaus verkaufen?«, fragte Isobel verwundert nach
und runzelte die Stirn.
»Ich habe mich entschlossen, es zu verkaufen. Wir brauchen es nicht
mehr«, beeilte sich Lili zu sagen.
»Aber es ist seit Generationen im Familienbesitz«, widersprach
Isobel entschieden.
»Isobel, bitte, das lass meine Entscheidung sein. Es produziert nur
Kosten und wird nicht genutzt!«
Lili ballte die Fäuste unter dem Tisch. Sie konnte nur hoffen, dass
Isobel aufhörte, den Hausverkauf noch weiterhin in Gegenwart Lord Frasers zu
thematisieren.
»Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische, aber Ihre Mutter hat
sich sicherlich etwas dabei gedacht, als sie beschloss, das schöne Gebäude zu
veräuÃern«, bemerkte Lord Fraser betont verständnisvoll.
Isobel aber war sichtlich aufgebracht und dachte offenbar nicht
daran zu schweigen.
»Aber warum hast du dich nicht mit mir beraten?«
»Ich denke, wir besprechen das zu Hause«, zischte Lili.
»Es macht mir nichts aus, solange an meinen alten Tisch
zurückzugehen«, bot Lord Fraser höflich an.
»Nein, ich will ja nur wissen, warum ich das auf diese Weise erfahren
musste«, insistierte Isobel.
»Es ging alles so furchtbar schnell«, versuchte Lili abzuwiegeln.
»Und es hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass
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