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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein paar unserer
wichtigsten Kunden Bankrott gemacht haben?«, fragte Isobel lauernd.
    Â»Isobel, bitte!« Das klang flehend, doch Isobel schien es nicht zu
kümmern, dass es Lili entsetzlich unangenehm war, diese Dinge vor einem Fremden
zu erörtern.
    Â»Wenn es mit der wirtschaftlichen Lage zusammenhängt, warum hast du
dich nicht an mich gewandt? Du weißt doch, dass ich dir jederzeit mit meinem
Erbe aushelfen würde … Du musst doch nicht, ohne mich zu fragen, ein Haus
verkaufen, das mir zur Hälfte gehört … das verletzt mich!«
    Â»Isobel, das gehört jetzt nicht an diesen Tisch«, schnaubte Lili.
    Â»Da muss ich Ihrer Frau Mutter Recht geben. Ich befürchte, ich störe
Ihr Gespräch«, fügte er hinzu und stand auf.
    Lili atmete auf. Diese taktvolle Geste versöhnte sie mit dem
Fremden. Doch dann erstarrte sie. Isobel war ebenfalls aufgesprungen. »Bitte
bleiben Sie. Es ist nicht Ihre Schuld. Meine Mutter und ich werden später
darüber reden.« Was war nur in Isobel gefahren, durchzuckte es Lili, doch im
Grunde genommen kannte sie die Antwort. Isobel schien für den Lord entflammt zu
sein. Sonst würde sie ihn nicht derart anbetteln, zu bleiben.
    Â»Wenn es Ihnen recht ist, dann werde ich dem Wunsch Ihrer Tochter
nachkommen«, erklärte Lord Fraser an Lili gewandt.
    Â»Entschuldigen Sie. Natürlich würden wir es begrüßen, wenn Sie
blieben«, erwiderte Lili steif.
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Lord Frasers Gesicht, während er
sich wieder auf seinen Platz setzte.

6
    W ährend Lili auf das Essen wartete, starrte sie finster vor
sich hin und nahm das angeregte Gespräch zwischen Isobel und Lord Fraser nur
wie ein Rauschen im Hintergrund wahr. Sie konnte sich nicht helfen, aber es
ärgerte sie maßlos, wie der Lord ihnen seine Gesellschaft nahezu aufgedrängt
hatte. Sie stutzte. Ich muss gerecht sein, ermahnte sie sich, nicht er hat sich
uns angeschlossen, sondern Isobel hat ihn förmlich dazu gedrängt.
    So hatte sie sich ihren Geburtstag jedenfalls nicht vorgestellt.
    Â»Ein erstklassiges Restaurant, genau. Alles ein bisschen im
Vorkriegsstil, aber charmant. Deshalb wollte meine Mutter ihren Geburtstag auch
unbedingt hier feiern. Sie kennt das Hotel von früher«, hörte Lili Isobel
plaudern, während sie ihrer Stiefmutter einen auffordernden Seitenblick zuwarf.
Er enthielt die stumme Aufforderung, dass Lili sich gefälligst am Gespräch
beteiligen und nicht stumm wie ein Fisch und mit verbissener Miene auf ihrem
Platz hocken solle.
    Lili aber wandte sich bewusst ab. Sie kochte vor Wut. Was war nur in
ihre Stieftochter gefahren, sie derart zu kompromittieren? Und dem Lord damit
ganz nebenbei preiszugeben, dass sie, die stets Stillschweigen über ihr Vermögen
verlangte, über ein nicht unbeträchtliches Erbe verfügte?
    Â»Gnädige Frau, dann möchte ich aber nicht versäumen, Ihnen meinen
herzlichen Glückwunsch auszusprechen«, rief der Lord aus. Er war aufgestanden
und hatte ihr die Hand gereicht.
    Mit säuerlicher Miene nahm Lili seinen Glückwunsch entgegen.
    Sie war froh, dass in diesem Augenblick das Essen serviert wurde und
sie nicht gezwungen war, belanglose Konversation zu betreiben, während ihr die
Wut förmlich die Kehle zuschnürte. Sie tat so, als konzentriere sie sich ganz
auf den köstlichen Braten. Dabei war ihr der Appetit gründlich vergangen. Daran
änderte auch der Umstand nichts, dass Lord Fraser in wahre Lobeshymnen auf das
schmackhafte Fleisch ausbrach, in die Isobel überschwänglich einstimmte. Das
Fleisch des Hochland-Deers sei eine zarte Offenbarung … O je, Lili traute ihren
Ohren nicht. Das aus Isobels Mund? Da hatte Lord Fraser eine völlig unbekannte
Seite an ihrer Stieftochter hervorgelockt.
    Wo war die pragmatische und handfeste Isobel geblieben, die Kitsch
verabscheute? Die Isobel, der es schon mächtig auf die Nerven ging, wenn Lili
jedes Mal aufs Neue von der Spiegelung der Landschaft an einem windstillen
Sommertag auf dem Loch Meig verzaubert war? Lili, das ist Physik, und kein
Wunder der Natur, pflegte sie in der Regel zu bemerken, wenn Lili überschwänglich
von dem Wunder des doppelten Hochlandes im Wasser schwärmte.
    Ein flüchtiger Seitenblick auf die vor Aufregung geröteten Wangen
ihrer Stieftochter bestätigte ihr, was sie bereits befürchtete. Es gab nur eine
einzige

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