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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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sprechen«, erklärte sie mit vor der Brust verschränkten Händen und trotzig erhobenem Kinn.
    »Ihr wollt den Schlächter besuchen?«
    Es fiel ihr schwer, seinen Dialekt zu verstehen, doch seine Augen sprachen eine deutliche Sprache.
    Er hatte ein spitzes Wolfsgesicht und grinste, entblößte dabei kleine Zähne wie die eines Kindes und hochrot entzündetes Zahnfleisch. Sein weißes Hemd war fleckig und gab den Blick auf eine behaarte Brust frei. Zweifellos hatte er die Gelegenheit zu baden noch nicht wahrgenommen.
    »Den Schlächter?«, wiederholte sie mit schwacher Stimme.
    »Den Schlächter von Inverness. Den neuen Kommandanten der Festung.«
    »Nein, den Colonel«, sagte sie kopfschüttelnd. Der Mann, der das Dorf gerettet hatte, konnte unmöglich der Schlächter von Inverness sein.
    »Das
ist
er«, bestätigte der Soldat mit einem Nicken. Er schien sich an ihrem Erschrecken zu weiden, dachte sie.
    Der Schlächter von Inverness. Sie alle hatten Geschichten über ihn gehört. Die Schotten, die dem Gemetzel von Culloden entkommen waren, hatte man in Inverness ins Gefängnis gesperrt, um sie je nach Lust und Laune in den Tod zu schicken. Es hieß, dass der Schlächter einen Gefangenen verschonte, weil ihm gerade danach war, oder ihn aufhängen ließ, weil ihm der Augenausdruck des Mannes nicht gefiel.
    Der Schlächter von Inverness? Leitis spürte, wie sich alles in ihr verkrampfte, und ihr wurde übel.
     
    Das Klopfen an der Tür war keine Überraschung und auch Donalds Gesicht nicht. Aber seine Worte waren es.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber wir sind in Schwierigkeiten.«
    Donald war seit Flandern bei ihm, nachdem er mit Träumen von Ruhm und Schlachten in fernen Ländern in die Armee eingetreten war. Angefangen hatte der blonde, rotwangige Junge mit dem kindlichen Bemühen, alles richtig zu machen, doch inzwischen war er erwachsen und zum Sergeant befördert worden und hatte auch den letzten Rest seiner Unschuld verloren. Heutzutage wirkte sein Lächeln manchmal gezwungen und sein Lachen zu fröhlich. Die Wirkung von Inverness, ohne Zweifel.
    »Was gibt es denn?«, fragte Alec.
    Donald trat über die Schwelle. »Eine Gruppe von Schotten steht im Hof des Forts, Sir, und es sind Frauen darunter. Sieht nach einem Aufstand aus.«
    Als Donald den Satz beendete, hatte Alec sich schon seinen Rock vom Haken gegriffen und stürmte zur Tür hinaus.
    Vier Schotten standen auf dem Kasernenhof und um sie herum mindestens dreißig Männer in verschiedenen Stadien der Entkleidung. Eine alte Frau presste ihre Fäuste an die Brust, und ein alter Mann vermittelte den Eindruck, als sei er bereit zu kämpfen. Doch es waren die beiden jungen Frauen, denen die Aufmerksamkeit der Soldaten galt, und eine dieser Frauen war Leitis.
    Sie trat einen Schritt zurück, um der Berührung eines Soldaten auszuweichen, stieß dabei jedoch gegen einen anderen, der hinter ihr stand. Er lachte und bog ihre Arme nach hinten.
    »Bitte, lasst uns gehen«, bat sie.
    »Wenn du mir einen Kuss gibst, dann lasse ich vielleicht mit mir reden«, sagte der Mann, der vor ihr stand.
    »Offensichtlich habt Ihr viel Zeit zu verschwenden, Sergeant«, mischte Alec sich ein. »Aber es fallen mir auf Anhieb eine ganze Reihe von Aufgaben für Euch ein, deren keine die Einschüchterung von Frauen einschließt.«
    Die Soldaten, die Leitis und die andere junge Frau umringten, traten eiligst zurück.
    »Ich bitte um Verzeihung, Colonel«, sagte der Sergeant. »Aber sie ist eine Schottin.«
    Es war ein langer Tag gewesen; er hatte seit dem Morgengrauen im Sattel gesessen. Sicher war allein das der Grund für die Wut, die ihn in diesem Moment zu überwältigen drohte. Sie ähnelte stark dem Gefühl, das ihn auf dem Schlachtfeld beseelte, einer aus der Tiefe seines Innern kommenden Wut, die seinen Selbsterhaltungstrieb überlagerte.
    »Was genau wollt Ihr damit sagen, dass sie eine Schottin ist, Sergeant?«, fragte er, darauf bedacht, keine Regung erkennen zu lassen.
    »Nun, Ihr wisst doch, wie die sind, Sir«, antwortete der Mann. »Würden alles tun für ein Stück Brot und dergleichen.« Er sah Alec mit einem Von-Mann-zu-Mann-Grinsen an, das in Alec allerdings den Wunsch weckte, seinen Säbel bei sich zu haben.
    Leitis wandte sich ihm zu. Der Bluterguss von Sedgewicks Schlag nahm die gesamte rechte Hälfte ihres ansonsten blassen Gesichts ein. Alec betrachtete das hässliche Mal und spürte Ärger über ihre Torheit in sich aufsteigen.
    »Die hier stationierten

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