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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Harrison draußen mit dem Rücken an den Rahmen gelehnt stehen.
    »Ihr bleibt schön, wo Ihr seid, Miss«, sagte er ruhig, als könne er sie sehen.
    »Er kann mich nicht hier gefangen halten«, versuchte sie, ihre Furcht unter einem forschen Ton zu verbergen.
    Als er sie über die Schulter ansah, fiel ihr auf, dass er entschieden weniger unattraktiv war, wenn er lächelte. »Kann er nicht? Er kommandiert ein Regiment. Er kann tun, was immer ihm beliebt.« Damit langte er herüber und machte ihr die Tür vor der Nase zu.
    Sie drehte sich um und ließ den Blick durch ihren Kerker wandern. An der Wand stand ein seltsamer, mit einem braunen Lederriemen umschnürter Schubladenkasten. So abgeschabt wie er war, führte der Schlächter ihn bestimmt ständig mit sich. Offensichtlich hatte der Engländer sich diesen Raum als Quartier auserkoren.
    Sollte sie seine Geisel sein oder seine Hure?
    Sie ging zum Tisch und schaute sich eine der Landkarten an, die darauf lagen. Der Umriss des Loch Euliss war eingezeichnet. Sie hatte nicht geahnt, dass er so groß war. Er ging in den Meeresarm über, so viel wusste sie, und war den Gezeiten unterworfen. Die Punkte auf der Karte waren anscheinend Dörfer, und das eine größere Zeichen stand wohl für ein Fort. Ein weiterer Schandfleck auf Schottlands Antlitz – und ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass die Feinde gekommen waren, um zu bleiben.
    Es klopfte, und gleich darauf erschien ein junger Mann, dessen Gesicht zur Hälfte durch die Matratze verdeckt war, die er auf dem Kopf trug. Nachdem er sie aufs Bett geworfen hatte, lächelte er Leitis schüchtern an.
    »Ich werde sie nicht mit ihm teilen«, erklärte sie entschieden und wich mehrere Schritte zurück.
    Flammende Röte überzog die Wangen des Jungen. »Das geht mich nichts an, Miss. Ich habe nur den Auftrag, das Quartier des Colonels in Ordnung zu bringen.«
    Er rückte die Matratze zurecht und probierte dann die Füllung aus, indem er sich mit den flachen Händen darauf stützte. »Ich hätte sie ja mit Heu gestopft«, sagte er, richtete seine Worte jedoch an das Bett, »aber es roch nach Pferd und anderen Sachen.«
    Leitis beobachtete schweigend, wie er um das Fußende herum und damit in ihre Nähe kam, und wich weiter zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß, doch er war noch immer mit der Positionierung der Matratze beschäftigt und bemerkte es nicht.
    »Ich habe stattdessen Gras und Fichtennadeln genommen«, erklärte er, als hätte sie ihn danach gefragt. »Und ein paar Blumen sind auch dabei«, ergänzte er mit einem spitzbübischen Grinsen. So hatte Fergus als Junge gegrinst, wenn er etwas angestellt hatte. Die Erinnerung ernüchterte sie, verhinderte, dass sie sich von einem jungen Engländer bezaubern ließ.
    »Dann hole ich Euch jetzt Euer Abendessen, Miss.« Er steuerte auf die Tür zu. »Kann ich Euch sonst noch etwas bringen?«
    »Ist es üblich, eine Gefangene nach ihren Wünschen zu fragen?«, erkundigte sie sich, verärgert über seine Fröhlichkeit, spitz.
    »Oh, Ihr seid keine Gefangene, Miss«, antwortete er ernsthaft. »Ihr seid ein
Gast
des Colonels.«
    Damit schloss er die Tür hinter sich und ließ Leitis sprachlos zurück.
     
    Die Tatsache, dass er entschieden hatte, Leitis bei sich zu behalten, beunruhigte Alec zutiefst.
Es ist töricht, Leitis MacRae als Geisel festzuhalten,
flüsterte eine Stimme, die sich wie die seines längst verstorbenen Großvaters anhörte, warnend in seinem Kopf.
    Das Gefängnis lag nicht weit von der Kapelle entfernt, und Alec fragte sich, ob der Architekt diese Ironie beabsichtigt hatte. Die Zelle entsprach den Abmessungen einer der Unterkünfte in der Kaserne, die einzigen Hinweise auf ihre Funktion lieferten die Reihe hoch oben in die Mauer eingelassener Ketten und die Gitterstäbe vor den Fenstern.
    In einem Fort dieser Größe war ein Gefängnis unerlässlich. Bei denjenigen, die sich schwer damit taten, sich an das Soldatenleben zu gewöhnen, musste man Nachsicht üben, aber Ungehorsam wurde in der Armee Seiner Majestät streng bestraft. Die meisten Strafen wurden jedoch für andere Verstöße verhängt. Männer, die zum Töten ausgebildet worden waren, konnten ihre Angriffslust nach der Schlacht nicht so leicht ablegen.
    Der Gefangene, den er jetzt aufsuchte, war aber kein einfacher Soldat, der einem Kameraden eine Flasche über den Schädel geschlagen und auch kein Captain, der einen anderen Offizier um der Ehre einer Dame willen zum Duell gefordert

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