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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Männer haben seit Monaten keine Frau gesehen«, sagte er in scharfem Ton. »Habt Ihr nicht an Eure Sicherheit gedacht?«
    Sie beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage. »Seid Ihr der neue Kommandant von Fort William?« Es war kaum mehr als ein Flüstern. »Der Schlächter von Inverness?«
    Er nickte.
    Sie atmete tief ein. »Ich bin Leitis MacRae«, stellte sie sich vor. »Ihr habt meinen Onkel hier, und ich bin gekommen, um seine Freilassung zu erbitten.«
    »So, so.«
    Sie besaß noch immer diese teuflische Überheblichkeit. Wer außer ihr würde angesichts der hundert Soldaten auf dem Hof und ihres lächerlichen Hilfstrupps Entgegenkommen von ihm fordern?
    Alec drehte sich auf dem Absatz um, bedeutete den Schotten mit erhobener Hand, ihm zu folgen, und ging zum alten Castle hinüber, allerdings mehr, um seine Gedanken zu ordnen als aus dem Wunsch heraus, unbelauscht mit den Leuten zu sprechen.
    Die vier ließen ihre Blicke über die Ruine gleiten und flüsterten miteinander. Betrauerten sie Gilmuirs Tod oder verfluchten sie nur die Invasoren?
    Der Himmel spannte sich blassblau und elfenbeinfarben über die Landschaft, doch hier und da hielt sich hartnäckig ein rosa Schimmer. Die Nacht kam nur widerstrebend in diesem Land der Schatten – aber auch jeder neue Tag.
    Es war ein halsstarriges Land, und es spiegelte das Wesen seiner Bewohner wider.
    Er blieb stehen und gab vor, auf den Loch Euliss hinauszuschauen, dorthin, wo er und der Coneagh Firth ineinander übergingen. In Wahrheit dachte er an das Mädchen, das er als Junge gekannt hatte, an die Sommer, in denen er im Umgang mit ihr zunächst schüchtern gewesen war und schließlich kühn.
    Er drehte sich zu dem Grüppchen um.
    Leitis stand vor den anderen. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Um den Schlächter von Inverness nicht zu erzürnen?
    »Mein Onkel ist ein alter Mann«, sagte sie. »Er weiß manchmal nicht, welches Jahr wir haben.«
    »Vielleicht auch nicht, dass der Aufstand der Schotten niedergeschlagen wurde?«, fragte Alec trocken.
    »Ja«, antwortete sie schlicht.
    Ihre Begleiter stellten sich hinter ihr in einer Reihe auf, als betrachteten sie sie als ihre Anführerin. Sie sollte überhaupt nicht hier sein, und schon gar nicht mit so wenig beeindruckender Unterstützung.
    »Ihr erwartet also, dass ich Mitleid mit einem alten Mann beweise«, sagte er. »Was bietet Ihr mir dafür?«
    »Wir besitzen nichts mehr«, erwiderte sie. »Eure Soldaten haben sich unser Vieh geholt und unsere Felder niedergetrampelt.«
    Er verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Rücken an die nur noch halbhohe Mauer. »Und deshalb verlasst Ihr Euch allein auf mein Mitgefühl. Ich bin der Schlächter von Inverness. Was bringt Euch auf den Gedanken, dass ich zu solcher Empfindsamkeit fähig bin?«
    Ihr Blick wanderte ab, kehrte zu ihm zurück. »Die Hoffnung«, antwortete sie schroff.
    Er schwieg.
    »Ich verspreche, dass er nie wieder Dudelsack spielen wird«, sagte sie in die Stille hinein.
    »Dafür könnte ich auch sorgen, indem ich ihn aufhängen lasse«, erwiderte er sachlich. »Gelobt Ihr darüber hinaus Gehorsam?«
    Sie nickte. »Meinen.«
    »Und den Eures Clans?«
    Sie presste die Lippen aufeinander und schaute zu Boden. »Ich habe nicht das Recht, für andere zu sprechen«, sagte sie schließlich. »Aber ich kann Euch versprechen, dass ich kein englisches Gesetz brechen werde.«
    »Ihr erwartet von mir, dass ich Eurem Onkel die Freiheit schenke, weil Ihr mir etwas
Selbstverständliches
versprecht?«
    »Nein.« Sie hob den Kopf. »Ich erwarte auch, dass Ihr unser Dorf in Zukunft in Ruhe lasst.«
    Alec wandte sich wieder dem Loch Euliss zu. Als Junge hatte er oft hier gestanden und die Aussicht bewundert. Unterhalb von Gilmuir war der See schmal und von bläulich schimmernden Hügeln umgeben. In der Ferne verbreiterte er sich und vereinigte sich mit dem Meeresarm, dessen felsige Talwände hoch und steil waren.
    Alec ließ die Arme sinken und drehte sich wieder zu der Abordnung um. Er antwortete Leitis nicht, betrachtete nur stumm die Spuren der Misshandlung. Sedgewicks Schlag erzürnte ihn noch immer, so sehr, dass er im Geist den Stundenplan des Majors abänderte. Ein ausgedehnter Patrouillenritt wäre nicht schlecht.
    Plötzlich erwachte der unkluge Wunsch in ihm, sie zu beschützen, vor den Folgen ihres Mutes und vor den Menschen, die sich nicht scheuen würden, ihr etwas anzutun.
    Er sagte sich, dass er sie schonen wollte, weil sie ein Verbindungsglied zur

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