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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Gedanken hinein.
    »Selbstverständlich.« Sie reichte ihn ihm.
    Er setzte die Katze vorsichtig neben sich und stand auf. »Ich erinnere mich an Alec«, sagte er lächelnd.
    Obwohl er den Brief sorgfältig las, wusste Patricia, dass er den Sinn der Worte nicht begreifen würde. Also erklärte sie ihm den Inhalt in einfacherer Form.
    »Ich wünschte, ich würde ihn wiedersehen.« David gab ihr den Brief zurück. »Er war sehr groß.«
    »Du bist inzwischen genauso groß«, sagte sie.
    Stolz straffte er sich. »Ich bin groß.«
    Sie nickte und lächelte, obwohl seine Kindlichkeit sie schmerzte. Im Lauf der Jahre hatte sie sich an diesen Schmerz gewöhnt. Er war so selbstverständlich für sie geworden wie das Atmen und ihr Pulsschlag.
    »Vielleicht besucht er uns bald«, sagte sie in der Hoffnung, dass es tatsächlich so kommen würde. Die Unterredung mit dem Notar hatte sie erschreckt.
    »Ich muss Euch leider offenbaren, dass der Graf keine Vorsorge für David getroffen hat, Mylady«, hatte er gesagt. »Kann es sein, dass er wünschte, dass sein Sohn für ihn aufkäme?«, fügte er in freundlichem Ton hinzu.
    »Ja, das tat er.« Sie faltete ihre behandschuhten Hände im Schoß. »Ich hatte nur gehofft, er hätte auch seinerseits etwas arrangiert.«
    Der Notar schüttelte mitfühlend den Kopf.
    Das Vermögen war bis auf den letzten Penny Alec vermacht worden und durfte in seiner Abwesenheit nicht angerührt werden. Es gab einen Hinweis darauf, dass er sich in Schottland aufhielt, doch die Auskünfte waren so spärlich, dass sie keine Bestimmung seines genauen Aufenthaltsortes erlaubten. Aber Patricia hatte erfahren, dass der Herzog von Cumberland höchstselbst sein Gönner gewesen war, und so hatte sie den Notar veranlasst, ihm zu schreiben in der Hoffnung, dass der Herzog ihr mitteilen würde, was sie wissen musste.
    Nun wusste sie, wo Alec war, doch das Wissen half ihr nicht weiter. Selbst wenn er zurückkäme, wann immer das auch sein mochte, war nicht gesagt, dass er für David sorgen würde. Oder auch nur für sie.
    Sie und ihr Sohn blickten einer ungewissen Zukunft entgegen.
    »Es ist wichtig, dass er uns bald besucht«, sprach sie ihren Gedanken aus, ohne zu überlegen, und erschrak. Sie wollte David nicht beunruhigen und hielt ansonsten ihre Sorgen von ihm fern.
    »Hast du ihn lieber als mich?«, fragte David stirnrunzelnd.
    »Aber nein, natürlich nicht.« Sie faltete den Brief wieder zusammen. »Du bist mein Sohn. Alec hatte eine andere Mutter.«
    Als sie seine Verständnislosigkeit sah, seufzte sie. Sie würde es ihm wohl oder übel erklären müssen.
    »Alecs Mutter starb, und sein Vater und ich heirateten. Du bist unser Sohn.«
    »Wirst du auch sterben, Mama?«
    »Nein«, antwortete sie, um ihn zu beruhigen. Eine weitere Sorge – was würde aus ihm, wenn sie stürbe?
    »Können wir nicht
ihn
besuchen?« David strahlte sie engelsgleich an.
    Patricia war verblüfft. Der Gedanke lag so nahe, dass sie nicht verstand, weshalb sie nicht selbst darauf gekommen war. Die Rebellion war vorüber, es wäre nicht besonders gefährlich, durch Schottland zu reisen.
    »Doch, das können wir, David.« Sie lächelte ihren Sohn an. »Und das werden wir auch
tun.«
     
    Es war angenehm, eine Frau dazuhaben, dachte Donald Tanner, als er vom Fort zu Gilmuir Castle hinüberging. Er schleppte einen Eimer mit dampfendem Wasser, und unter seinem Arm klemmte ein Stapel sauberer Waschlappen.
    Er stellte es sich auch nett vor, wenn die eine oder andere Ehefrau die Erlaubnis bekäme, ihrem Mann in die Garnison zu folgen. Dann würden entlang des Forts Blumen angepflanzt, und fröhliches, weibliches Lachen wäre ebenso an der Tagesordnung wie das Gefluche, das heute durch den Kasernenhof schallte.
    Frauen trugen etwas bei, was in einer Männergesellschaft fehlte. Vielleicht war es aber auch nur so, dass Frauen Männer zeitweise den Krieg vergessen ließen. Er verdankte es der Freundlichkeit einer Soldatenfrau, dass er zu lesen gelernt hatte, der Tochter eines Vikars, die einen Infanteristen geheiratet hatte und nun der Trommel folgte.
    Als er das ehemalige Gemach des Lairds erreichte, klopfte er, darauf achtend, kein Wasser zu verschütten, an die Tür und wartete geduldig darauf, dass sie ihm geöffnet würde. Als das nicht geschah, stieß er sie auf, trat über die Schwelle und stellte den Eimer ab. Als er erkannte, dass der Raum leer war, runzelte er die Stirn, doch dann fiel sein Blick auf die Tür zum Abort. Um nicht zu stören,

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