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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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verändert.
    »Warum sollte ich, Colonel?« Sedgewick war ehrlich überrascht. »Je weniger barbarische Schotten, umso besser.«
    »Ich denke nicht, dass das Ziel hier in Ausrottung besteht, Major«, sagte Alec unwirsch. Doch genau das war der Fall.
Tut Eure Pflicht, Colonel,
hallte Cumberlands Stimme durch seinen Kopf.
Unterwerft sie mit allen Mitteln. Tötet die Erbärmlichen, wenn Ihr müsst, Colonel. Macht ihnen begreiflich, dass England mit eiserner Faust regiert. Hungert sie aus, brennt ihre Häuser nieder, erteilt ihnen eine Lektion.
    Sedgewick kümmerte offensichtlich nicht, dass die Highlander, die er vielleicht gerettet hätte, in der Hauptsache Frauen und Kinder und ein paar alte Männer waren. Er sah sie nicht als Einzelpersonen, sondern als einen Volksstamm, der es gewagt hatte, sich gegen die Macht des Empire zu erheben, und dafür bestraft werden musste.
    In dieser Hinsicht dachten Sedgewick und der Herzog gleich.
    Als sie das letzte Dorf des Quadranten erreichten, war es fast Mittag, aber Hamish schien wie vom Erdboden verschluckt. Niemand von den Leuten, die sie auf ihn ansprachen, gab zu, ihn oder seinen Aufenthaltsort zu kennen. Alec hatte zwar von Anfang an bezweifelt, dass sie den alten Narren verraten würden, jedoch erwartet, ihn auf dem höchsten Hügel stehen zu sehen, wo er in unbekümmerter Missachtung der englischen Gesetze und der Gefahr, in die er Leitis damit bringen konnte, Dudelsack spielte.
    »Wir werden jenseits dieser Ansiedlung Rast für die Mittagsmahlzeit einlegen«, sagte er zu Harrison, damit er es weitergäbe.
    Der fragliche Ort bestand lediglich aus ein paar Lehmhütten, die an den Hängen eines V-förmigen Tales klebten. Gras wuchs auf den Dächern, früher zweifellos Weidegrund für Schafe, doch jetzt war kein Tier zu sehen.
    Schwer auf einen geschnitzten Stock gestützt, blickte ihnen eine alte Frau entgegen, als sie sich näherten. Ihr weißes Haar war ordentlich geflochten, ihr Kleid sauber, das fadenscheinige Umhangtuch sichtlich mit Liebe gewebt. Sie war herzzerreißend hager, und ihre Finger sahen knorrig aus wie die Wurzeln eines alten Baumes. Ihr hohlwangiges Gesicht war bleich, doch es stand keine Furcht darin, nur ein gottergebenes Hinnehmen des englischen Überfalls.
    Alec zügelte sein Pferd und saß ab. Die Kolonne hinter ihm hielt ebenfalls. Er ging den kurzen Weg hinunter, an dessen Ende die Alte stand, und beugte sich zu ihr.
    »Wie kann ich Euch helfen, Mutter?«, fragte er leise auf Gälisch. Seit seiner Rückkehr nach Schottland hatte er Zeit gehabt, sich die Sprache ins Gedächtnis zu rufen – in Inverness verstehen zu können, was die Gefangenen untereinander sprachen, war allerdings eher beunruhigend gewesen als hilfreich –, doch es waren die ersten gälischen Worte, die ihm seit seiner Kindheit über die Lippen kamen.
    Sie schien nicht überrascht, dass er ihre Sprache beherrschte. Ihre Augen, hellgrün und erstaunlich jung in dem faltigen Gesicht, forschten in seinen, als suche sie darin den Mann hinter seiner äußeren Erscheinung. Dann musterte sie ihn von oben bis unten, aber er sah keinen Hass in ihrem Blick. Allerdings verriet das Fehlen jeglichen Ausdrucks ebenso viel, wie es Zorn getan hätte.
    »Ich brauche nichts, Engländer.« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    Alec kam, ungebeten und unwillkommen, der Gedanke, dass sie ein Geist war, den die anderen zurückgelassen hatten, damit sie für sie spräche.
    »Wo sind die Übrigen?«, fragte er.
    »Ich habe ein paar Nachbarn, Engländer, aber sie verstecken sich vor Euch. Die Furcht macht sie vorsichtig.«
    »Aber Ihr fürchtet Euch nicht?«
    »Ich bin zu alt, um mich zu fürchten.« Zu seiner Überraschung erhellte plötzlich ein Lächeln ihre Züge. Es machte ihr Gesicht jünger, ließ erahnen, welche Schönheit sie in ihrer Jugend gewesen war – und vielleicht noch immer wäre, wenn der Hunger sie nicht so hager hätte werden lassen.
    »Habt Ihr zu essen?«, fragte er.
    »Ich habe Erde, Engländer.« Sie lächelte noch immer. »Einen ganzen Berg davon.«
    Er verscheuchte die bestürzende Vorstellung, dass es in dem vergangenen Jahr vielleicht wirklich so weit gekommen war, und winkte Harrison zu sich. Sein Adjutant stieg vom Pferd und kam zu ihm.
    »Bringt meinen Proviant her«, sagte Alec. Auf eine Mahlzeit zu verzichten würde ihm nicht schaden, aber für die Frau wäre sie vielleicht lebensrettend.
    »Haltet Ihr das für klug, Sir?« Harrison schaute über die Schulter zu

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