Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
Depeschenkasten. »Frühstückt der Schlächter nicht?«
    Donald runzelte die Stirn, antwortete jedoch in höflichem Ton: »Der Colonel hatte es heute früh eilig, zu einer Patrouille aufzubrechen, Miss. Ich denke, er wird im Sattel essen. Das haben wir schon oft gemacht.«
    Der Schlächter wollte Hamish suchen! Sie konnte nur hoffen, dass ihr Onkel so vernünftig wäre, sich zu verstecken – aber wenn er auch nur einen Funken Vernunft besäße, hätte er niemals den Dudelsack gespielt.
    Als der Tisch gedeckt war und das Ale eingeschenkt, nahm Donald sich das Bett vor. Er machte keine Bemerkung über die zerwühlten Laken, als teile der Colonel jede Nacht das Bett mit einer Frau. Vielleicht war es ja so.
    Leitis ließ den Blick zum Fenster gleiten, durch das jetzt helles Tageslicht hereinfiel.
    »Seid Ihr schon lange bei ihm?«, fragte sie.
    »Seit Flandern.«
    Sie sah ihn fragend an.
    »Der österreichische Erbfolgekrieg«, erklärte er ihr. »Ein seltsames Land, dieses Flandern.« Er bückte sich und zog das Laken straff. »Hier auf englischem Boden ist mir bedeutend wohler.« Er richtete sich auf, strich die Decke glatt und schlug sie ordentlich zurück, ohne zu merken, was er gerade gesagt hatte. Schottland war nicht England. Würde irgendwann der Tag kommen, an dem die Menschen eines nicht mehr vom anderen unterscheiden könnten? Wenn es nach dem Empire ginge, dann ja.
    »Ist es leicht, ihm zu dienen?«
    Donald grinste zu ihr herüber. »Er will, was er will, wann er es will. Darin ist er genauso wie jeder befehlshabende Offizier, denke ich.«
    Er nahm den Kasten und die übrigen Dinge des Colonels mit, doch der Colonel blieb trotzdem gegenwärtig im Raum. »Ich komme bald wieder und bringe Euch warmes Wasser zum Waschen, Miss«, sagte Donald im Gehen.
    Sie lächelte zustimmend. Als er fort war, packte sie Zwieback, Käse und Speck in die Serviette. Vorsichtig öffnete sie die Tür, schaute nach links und rechts und hastete, als sie keinen Wachposten sah, durch die Halle, den Gang zur anderen Seite von Gilmuir, dorthin, wo sich eine Reihe verkrüppelter Stechginsterbüsche an die Abbruchkante des Felsens klammerten. Leitis bewegte sich von einem Busch zum nächsten und spähte über den Rand.
    Schließlich fand sie den Zugang zu dem Pfad. Sie ging auf die Knie, steckte das Proviantpäckchen in ihr Mieder und legte sich flach auf den Boden, rutschte bäuchlings rückwärts auf den Steilabfall zu, hing am Felsen und tastete mit den Füßen die Wand nach einem Halt ab. Mit dem Stoßgebet, dass ihr Gedächtnis sie nicht trügen und der Pfad nicht weggebröckelt sein möge, seit sie ihn das letzte Mal gegangen war.
    Es war nicht mehr als ein Gesims, das um Gilmuir herumlief, ein natürlicher Vorsprung im Fels, der die Halbinsel bildete. Als Kind war dieser Pfad ihr breiter vorgekommen, erinnerte sie sich, als sie auf das glitzernde, gelbliche Gestein hinunterschaute.
    Langsam schob sie sich die Wand entlang, schaute nur einmal nach rechts. Tief unter ihr lag der See, dunkelblau, glatt und angsteinflößend. Sie hatte zwar als Kind schwimmen gelernt, doch sie bezweifelte, dass sie den Absturz überleben würde.
    Früher war die Umrundung von Gilmuir ein aufregendes Abenteuer für sie gewesen – jetzt erfüllte sie das Unternehmen mit Entsetzen. Der Pfad schlängelte sich wie eine steinerne Schlange, führte manchmal so hoch hinauf, dass sie sich bücken musste, um nicht von oben gesehen zu werden, und einmal schnitt er so tief in den Fels, dass sie unter einem Überhang dahinkriechen musste. Als sie zu einem geraderen Wegabschnitt kam, wusste sie, dass die Landbrücke über ihr war. Noch ein paar Fuß, und sie könnte nach oben klettern, um ins Tal zu gelangen.
    Die Vorstellung, wieder Erdboden unten den Füßen zu haben, war beinahe berauschend. Ebenso wie die Tatsache, dass sie den Engländern entkommen war. Und, noch wichtiger, dem Schlächter.
     
    »Ich bedaure, Euch stören zu müssen, Mylady, aber gerade hat ein Bote dieses Schreiben gebracht.«
    Die Countess of Sherbourne schaute neugierig von ihrer Stickarbeit auf.
    Hendricks durchquerte das Wohnzimmer und reichte ihr die Nachricht mit weißen Handschuhen und untadeliger Haltung. Seine Livree war dunkelblau, seine Perücke leuchtend weiß. Patricia vermutete, dass er sie allmorgendlich auffrischte, denn sie sonderte bei jedem seiner Schritte kleine Puderwolken ab.
    Die Gräfin nahm die Depesche und betrachtete sie prüfend. In schwarzer Schönschrift

Weitere Kostenlose Bücher