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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Sedgewick, der Alec gespannt beobachtete.
    Alec drückte mit dem Mittelfinger auf seine Nasenwurzel, schloss die Augen und wünschte seine Kopfschmerzen zum Teufel. Harrison hatte recht. Die Wohltätigkeit würde als Hilfe für den Feind ausgelegt, und er vermutete, dass Sedgewick nicht zögern würde, sie gegen ihn zu verwenden.
    »Ich werde Euer Essen nicht annehmen«, warf die Frau ein und schüttelte den Kopf, als wolle sie ihre Ablehnung damit betonen. Dann drehte sie sich um und ging langsam auf ihre Hütte zu. Sie war so schwach, dass sie mehrmals haltmachen musste, wobei sie sich schwer auf ihren Stock stützte. Alec folgte ihr und bot ihr seinen Arm. Als sie ihn nicht nehmen wollte, nahm er ihren. Ihr Seitenblick steigerte seine Verärgerung noch.
    »Ihr wollt lieber sterben als mein Essen annehmen?«, fragte er.
    »Ihr habt mir alles genommen, Engländer – außer meinem Stolz, und den halte ich in Ehren.«
    »Von Stolz kann man nicht leben.«
    »Aber ohne auch nicht«, erwiderte sie und brachte ihn damit zum Schweigen.
    Alec begleitete sie bis zu ihrer Hütte. Er erwartete, dass sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen würde, doch dafür reichte ihre Kraft nicht. Stattdessen setzte sie sich auf einen Stuhl neben der Tür, umklammerte mit bleichen Fingern den Griff ihres Stockes und legte den Kopf auf ihre Hände.
    In der Mitte der ärmlichen, runden Behausung war unter einem Loch im Dach, das als Rauchabzug diente, eine kleine Grube für ein Feuer ausgehoben, das sowohl als Wärmequelle als auch zum Kochen diente. Jetzt war nicht einmal Asche darin.
    An der Wand stand ein kleiner Tisch mit einem Stuhl wie der, auf dem sie saß, und gegenüber befand sich, aus dem Gestein des Hügels gehauen, eine Art Bett, auf dem sich Tierfelle türmten. Doch das Erstaunlichste war ein Webstuhl.
    Alec betrat die Hütte, wobei er sich ducken musste, um nicht mit dem Kopf an den Türsturz zu stoßen, und ließ die Finger an dem hölzernen Rahmen entlanggleiten.
    »Ihr webt?«, fragte er.
    »Früher habe ich es getan.« Ihr Stimme klang dünn. »Als die Schmerzen in meinen Händen noch nicht so schlimm waren. Danach hat meine Tochter angefangen.«
    Er schaute zu ihr hinüber. »Wo ist sie?«
    »Ganz in der Nähe.« Sie hielt seinen Blick fest. »Unter den Grabsteinen.«
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Wieder erschien das Lächeln, diesmal jedoch nur blass. »An
diesem
Tod kann ich euch keine Schuld geben, Engländer. Es war eine schwere Geburt, und weder sie noch das Kind überlebten.«
    »Verkauft Ihr mir Euren Webstuhl?«
    »Was sollte ich mit Eurem Geld anfangen, Engländer?«
    »Dann lasst uns tauschen«, schlug er vor. »Euren Webstuhl gegen mein Essen.«
    Sie sah ihn lange an. »Warum solltet Ihr so etwas tun wollen?«
    »Um ein Unrecht gutzumachen«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Nach einer Weile nickte sie, und er ging zur Tür und beorderte Harrison zu sich. Der Handel war abgeschlossen, als zwei seiner Soldaten den Webstuhl auf einen roh zusammengezimmerten Karren luden, den Alec einem anderen Dorfbewohner abgekauft hatte.
    Bevor sie abrückten, brachte Harrison nicht nur Alecs Proviant an, sondern auch seinen eigenen und lud alles auf dem Tisch der alten Frau ab.
    Die Frau schaute zu Alec hoch, und jetzt lächelte sie nicht mehr.
    »Der Weg, den Ihr einschlagen werdet, ist ein steiniger«, sagte sie rätselhaft, »aber einer, den Euch Euer Herz weist.«
    »Eine Prophezeiung?«
    »Eine Wahrheit«, antwortete sie, und nun lächelte sie wieder. Als er ging, berührte sie zum Abschied kurz seinen Arm, und die Geste fühlte sich seltsamerweise wie eine Segnung an.

[home]
    11
    L eitis saß mit dem Rücken an die Felswand gelehnt. Draußen wurde das Licht weicher, kündigte die Abenddämmerung an. Die Kuppeldecke der Höhle war schwarz von den Feuern früherer Bewohner, der lilagraue Schieferboden uneben und mit kleinen Löchern übersät.
    Ein Lüftchen streichelte ihre Wange. Sie zog die Beine ans Kinn und drapierte ihren Rock um ihre Knöchel. Seit ihrer Kinderzeit hatte sie an diesem weltentrückten Ort Zuflucht gesucht. Hierher war sie gekommen, wenn sie etwas bekümmerte, oder auch nur, um ihren Brüdern zu entfliehen. Aber es war keine wehmütige Erinnerung, die ihr plötzlich die Tränen in die Augen trieb, sondern die überwältigende Schönheit der Szenerie. Der Sonnenuntergang verlieh den gefallenen Mauern von Gilmuir einen goldenen Schimmer. Das Castle thronte wie eine alte Matriarchin im Feststaat

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