Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
Hamish fixierte Malcolm zornig. »Es ist Verrat.«
    »Wen verrate ich denn, Hamish?«, schoss Malcolm zurück. »Unsere Anführer? Die sind nach Frankreich ausgewandert, haben England Untertanentreue geschworen oder sind gestorben. Unser Land? Wo
ist
Schottland denn? Die Engländer haben es geschluckt.«
    »Wir werden uns wieder erheben«, hielt Hamish halsstarrig dagegen. »Und wir werden wieder frei sein.«
    Alisdair trat vor.
»Gedanken
sind frei«, sagte er, »und ich werde meine jetzt aussprechen. Ich werde diesen Ort verlassen, und sei es nur, um der Trostlosigkeit zu entfliehen.« Er schaute sich um. Mehr als ein Mann nickte beifällig.
    »Lieber satt als tot?«, spöttelte Peter.
    »Jetzt, da der Schlächter Befehlshaber ist, wird es noch schlimmer werden hier«, prophezeite Angus. »Die Engländer werden nicht ruhen, bis wir alle tot sind.«
    Hamish blickte ungläubig in die Runde. »Seid ihr alle von Sinnen?«
    »Du musst ja nicht mitkommen, Onkel«, sagte Leitis äußerlich ruhig. »Die Engländer werden dich wie ein Stück Wild jagen, bis du tot bist. Dann kannst du sie aus dem Jenseits heimsuchen. Das ist die einzige Möglichkeit für dich, deinen Frieden zu finden.«
    Er war sichtlich verblüfft über ihre Dreistigkeit – und sie war es ebenfalls. Irgendetwas hatte sich in ihr verändert, als sie ihn vorhin mit dem Dudelsack gesehen hatte. Es kümmerte ihn wirklich nicht, dass er sie in Gefahr brachte. Der Schmerz darüber war so groß, dass sie hätte weinen können.
    »Jetzt hat sie’s dir aber gegeben, Hamish.« Peter grinste ihn an. »Ich sehe dich schon als Geist mit dem Dudelsack vor dem Fort auf und ab marschieren und die Engländer herausfordern, dich gefangen zu nehmen.« Er wackelte in Ohrenhöhe mit den Fingern und stieß dazu ein hohles Geistergeheul aus.
    »Du bist ein alter Narr«, grollte Hamish.
    »Wen nennst du alt?«, grollte Peter mit schmalen Augen zurück. »Ich bin zwei Jahre jünger als du und zehn Jahre klüger.«
    Leitis trat in die Mitte der Versammelten. Alle wichtigen Entscheidungen wurden im Clan durch Abstimmung getroffen, und es war auch jetzt Zeit dafür – und für ein Ende dieses unsinnigen Geplappers.
    »Wie viele wollen weggehen?«, fragte sie. Als sie gleich darauf die erhobenen Hände zählte, stellte sie fest, dass es so gut wie alle waren. »Und wie viele wollen hierbleiben?«
    Hamish und Peter. Die beiden waren die Einzigen.
    »Ich lasse euch mehr wissen, sobald ich selbst mehr weiß«, versprach sie.
    »Und wo wirst du bis dahin sein? Wie konntest du überhaupt entkommen, Leitis?«, fragte Hamish.
    Die Clanmitglieder verstummten und harrten ebenso gespannt wie er ihrer Antwort.
    »Verübelst du mir meine vorübergehende Freiheit, Onkel? Ich werde schon sehr bald wieder in meinem Gefängnis sein, in dem ich als Geisel sitze, damit du tust, was die Engländer von dir verlangen. Aber es kümmert dich offensichtlich nicht, dass du mich mit deinem Verhalten in Gefahr bringst.« Sie schaute auf den Dudelsack hinunter, der neben ihm auf dem Boden lag. »Ich frage mich, ob dir die Gesellschaft des Dudelsacks genügen wird, wenn wir alle fort sind.«
    »Wenn ihr euch alle zu Narren macht, meinst du wohl«, erwiderte Hamish zornig und nahm seinen Dudelsack an sich. Nach einem feindseligen Blick in die Runde stampfte er zur Tür hinaus.
    Mary trat vor. »Ich habe jenseits des Sees eine Schwester«, sagte sie. »Kann sie auch mitkommen?«
    »Und meine Tochter?«, fragte Dora überraschend. »Sie hat einen MacLeash geheiratet, wie du weißt.«
    Ein Dutzend weiterer Namen wurde ihr zugerufen.
    »Ich weiß nicht, ob wir sie alle hinbringen dürfen«, sagte Leitis. »Aber ich werde fragen.«
    Die Bereitwilligkeit der Dorfbewohner von Gilmuir, ihre Heimat zu verlassen, überraschte sie, aber vielleicht hatten sie bereits erkannt, was sie gerade erst zu begreifen begann: Die Hoffnung auf Glück und Freiheit war stärker als jedes Heimatgefühl. Glück gab es in Schottland schon seit Jahren nicht, und nun gab es auch keine Freiheit mehr.
     
    Du bist einer von ihnen, nicht wahr, Ian?,
hatte sie ihn gefragt.
Du bist einer der dort stationierten Soldaten.
Er hatte nur Zuflucht zu einer Gegenfrage nehmen können. Sonst hätte er antworten müssen: Nein, ich bin keiner der dort stationierten Soldaten – ich bin ihr
Befehlshaber.
    Sie hatte ihn verblüfft, sprachlos gemacht und gleichzeitig mit Bewunderung und Angst erfüllt.
    Es gab Hinweise genug.
    Er schwor sich, während er

Weitere Kostenlose Bücher