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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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spielst?«
    Er stemmte die Fäuste in die Seiten und starrte sie finster an. »Bist du deshalb gekommen – um wieder einmal an mir herumzunörgeln?«
    »Du würdest sowieso nicht auf mich hören«, erwiderte sie. Merkwürdig, dass ausgerechnet der Schlächter sie auf die Selbstsucht ihres Onkels hingewiesen hatte. Verstimmt darüber, dass sie an ihn dachte, verbannte sie ihn aus ihren Gedanken.
    »Ich bin gekommen, um mit dem Clan zu sprechen, Hamish.« Sie ging zur Tür. »Können wir uns hier versammeln?«
    »Warum, Leitis?«
    »Ich frage nur einmal, Onkel: Wirst du mir helfen, unsere Leute hierherzuholen?«
    Er überlegte kurz und nickte dann. »Du übernimmst die östliche Hälfte des Dorfes, und ich übernehme die westliche. Auf diese Weise geht es am schnellsten. Je eher wir anfangen, umso eher ist es getan.«
    Und so begannen sie, an Türen zu klopfen und die Versammlung zu verkünden. Eines nach dem anderen fanden sich die Clanmitglieder in der Hütte ein, Mütter mit Kindern, auf Stöcke gestützte alte Männer, Matronen mit wachsamen Augen und Halbwüchsige, die schon zu viel für ihr Alter gesehen hatten.
    Jeder begrüßte Leitis, erkundigte sich nach ihrem Befinden und dem Grund ihrer Anwesenheit. Auf jede Frage folgte ein schneller, vorwurfsvoller Blick zu Hamish, der vorgab, keinen davon zu bemerken.
    Leitis wartete mit ihrer Ansprache, bis alle anwesend waren.
    »Ich bin gekommen, um den Leuten von Gilmuir eine Frage zu stellen«, begann sie zögernd. »Wenn ihr an einem anderen Ort leben könntet – würdet ihr dann von hier weggehen?«
    Hamish setzte sich an seinen Tisch, verschränkte die Arme und musterte sie feindselig. »Warum stellst du eine so törichte Frage?«
    Leitis fragte sich, weshalb ihr seine Bitterkeit bisher niemals aufgefallen war. Oder der verkniffene Zug um den Mund, als wäre er entschlossen, niemals wieder zu lächeln, außer auf Kosten eines Engländers. Plötzlich erkannte sie, dass nicht Stolz ihn zu seinen Taten getrieben hatte, nicht einmal Halsstarrigkeit, sondern ein Hass, der einer sorgfältigen Pflege bedurfte, um stark und tief zu bleiben.
    »Weil von hier wegzugehen die einzige Möglichkeit für uns ist, am Leben zu bleiben«, antwortete sie.
    »Wir werden auch hier am Leben bleiben«, gab er heftig zurück.
    Sie wandte sich an die übrigen Clanmitglieder. »Werden wir das? Die Entscheidung liegt bei euch – nicht bei Hamish.«
    »Wie könnten wir Schottland verlassen, Leitis?«, fragte Malcolm.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie aufrichtig. »Ich habe nur jemandem versprochen, euch zu fragen, jemandem, der euch in Sicherheit wissen will.«
    »Wer soll das sein?«, erkundigte sich Dora.
    Leitis wandte sich ihr zu. »Ein Mann, den ihr alle als Jungen kanntet«, antwortete sie. »Ian MacRae.«
    Hamish runzelte die Stirn. »Ian MacRae? Will er der neue Laird werden? Weiß er nicht, dass so gut wie niemand von unserem Clan übrig ist?«
    »Doch, das weiß er, und darum möchte er euch die Möglichkeit geben wegzugehen«, richtete sie das Wort an den verbliebenen Clan. »Er sagt, dass die Engländer ihre Präsenz noch verstärken werden. Ich glaube ihm – und noch einen Winter wie den letzten würden wir nicht überleben.«
    Dora nickte zustimmend.
    »Wohin würden wir gehen?«, wollte Mary wissen.
    »Auch das weiß ich nicht«, musste Leitis zugeben. »An irgendeinen sicheren Ort. Vielleicht können wir ihn ja bestimmen.«
    »Auf jeden Fall weg von den Engländern«, sagte Ada.
    »In ein Land, wo wir ungestraft Schotten sein dürfen?«, fragte eine andere Frau.
    Leitis nickte dankbar für die Unterstützung der Frauen. Waren Frauen anders, weil sie die Kinder nährten und die Kranken pflegten? Verlieh ihnen das die Fähigkeit, bittere Wahrheiten schneller zu erkennen? Wie viele Frauen hätten zur Rebellion geraten, wenn ihnen die Entscheidung anheimgestellt worden wäre? Eine müßige Frage, denn die Antwort würde nichts ändern.
    »Ein jämmerliches Haus, in dem die Hennen lauter krähen als der Hahn«, schimpfte Peter.
    Dora trat auf ihn zu und stemmte die Hände in die Seiten. »Lieber bei den Hasen verstecken als von den Hunden gefressen werden«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Oder ist dir noch nicht aufgefallen, wie viele aus dem Clan nicht mehr hier sind?«
    »Nun, ich bin keine Henne«, ergriff Malcolm das Wort, »aber ich stimme den Frauen zu. Wir sollten von hier weggehen.«
    »Ich hätte niemals gedacht, das aus deinem Mund zu hören.«

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