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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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auf sie wartete, dass er ihr sagen würde, dass der Ian MacRae, den sie als Jungen gekannt hatte, auch der Kommandant von Fort William war.
    Aus dem Schutz der Bäume beobachtete er, wie die Leute Hamishs Cottage betraten. Die Tür blieb offen, und die Auseinandersetzung war teilweise so hitzig, dass sie bis zu ihm herüberdrang, wenn er auch nicht verstehen konnte, was gesprochen wurde. Nur Leitis’ Stimme klang ruhig und schien einen die Gemüter abkühlenden Effekt zu haben.
    Nach einer Weile kam Hamish mit seinem Dudelsack unter dem Arm heraus, und kurz darauf verließen nach und nach auch die anderen das Häuschen. Die Kerzen wurden gelöscht, und Schatten umflossen Leitis, als sie aus der Tür trat und auf ihn zukam.
    Als der Klang des Dudelsacks herüberwehte, blieb sie stehen und lauschte einen Moment. Dann ging sie weiter.
    Er streckte ihr die Hand entgegen und zog sie zu sich heran. »Dein Onkel ist ein Narr«, sagte er leise. »Weiß er denn nicht, dass er dich mit seinem Verhalten in Gefahr bringen kann?«
    Sie schüttelte schweigend den Kopf, und er merkte, dass sie weinte. Leitis MacRae weinte. Verdutzt nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich.
    »Was ist, Leitis?«, flüsterte er. »Sag es mir.«
    Er wollte etwas für sie tun, wollte etwas tun, dass sie sich besser fühlte, wollte sie beschützen. »Ist es nicht gutgegangen?«, fragte er hilflos.
    Sie nickte stumm an seiner Brust.
    »Oh, Leitis«, sagte er. »Erzähl es mir.«
    Sie seufzte, aber er konnte nicht erkennen, welches Gefühl darin mitschwang. Verärgerung? Kummer? Oder etwas ganz anderes? Kopfschüttelnd rückte sie von ihm ab und wischte sich mit den Handrücken die Tränen von den Wangen. »Sie
wollen
weg«, sagte sie. »Alle außer Hamish und Peter.«
    »Und du weinst wegen Hamish?«, versuchte er, sie zu verstehen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weine aus einem törichten Grund«, gestand sie. »Ich will nicht weg. Natürlich verstehe ich, warum ich gehen muss, aber hier ist meine Heimat. Und Hamish, so töricht er sein mag, ist mein letzter Verwandter.«
    Sie sah sich um. »Gilmuir war immer frei. Was immer in Schottland passierte, berührte uns nicht – bis vor einem Jahr. Jetzt berührt es uns.«
    Gleichgültig, in welcher Verkleidung – er konnte ihr nichts sagen, um sie zu beruhigen. Es war bittere Wahrheit, dass das Leben für die Schotten nie mehr so sein würde, wie es einmal war.
    »Ihr könnt frei sein, wenn ihr einen Platz findet, an dem man es euch gestattet.« Die Worte klangen hohl in seinen Ohren. In seiner Ratlosigkeit zog er Leitis wieder an sich.
    »Es wollen auch noch andere mitkommen«, eröffnete sie ihm. »Marys Schwester und Doras Tochter und die beiden Söhne, die Kinder von Malcolms Bruder und noch ein paar.« Nach einem Moment des Zögerns berichtigte sie: »Es sind
mehr
als nur ein paar.«
    »Ich werde ein Schiff mieten«, sagte er. »Das Unternehmen wird nicht einfach sein, aber ein paar Leute mehr machen keinen Unterschied.«
    Er konnte sich dieses Abenteuer leisten. Zwar hatte er sich von dem Erbe seiner Großmutter väterlicherseits sein Offizierspatent gekauft, doch den Rest des Vermögens hatte er nicht angetastet.
    »Die einzige wirkliche Schwierigkeit, die ich sehe«, dachte er laut, »ist, den Auszug aus dem Dorf zu bewerkstelligen. Er muss so schnell wie möglich vonstatten gehen, sobald das Schiff da ist.«
    »Ein Schiff anlanden zu lassen, fällt wohl eher auf als verschwundene Schotten es tun«, sagte Leitis. »Wie wäre es, sie alle an einem Platz zu versammeln?«
    »Und wo, bitte sehr, sollen wir sie verstecken?«
    »Wo kann man ein Lamm besser verstecken als in einer Herde? Hier im Dorf stehen doch genügend Häuser leer.«
    »Du meinst, die Engländer werden nicht merken, dass die Häuser plötzlich bewohnt sind? Weil für sie ein Schotte aussieht wie der andere?«
    Leitis nickte.
    »Glaubst du, dass sie so unaufmerksam sind?«, fragte er.
    »Ist es für dich einfacher, Schotte zu sein als Engländer?«, fragte sie so unvermittelt, dass er zurücktrat und sie verblüfft ansah.
    »Es ist beides nicht einfach«, antwortete er aufrichtig.
    »Aber du hast fast dein ganzes bisheriges Leben als Engländer verbracht.«
    »Ja.«
    »Was hat dich plötzlich dazu bewegt, Schotte zu werden?«
    Er dachte nach. Es gab eine ganze Reihe von Gründen. Culloden und Inverness, die Verzweiflung der Schotten, Cumberlands barbarische Erlasse. Aber der vielleicht wichtigste Grund von allen war die

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