Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
in den Weg zu stellen.
Als die Spahis außerhalb der Schußweite der Pfeile gelangt waren, gab Khardan plötzlich den Befehl zum Halt, obwohl sie immer noch nahe genug an der Stadt waren, um gesehen zu werden.
»Einige treiben die Pferde zusammen!« kommandierte er.
»Sorgt dafür, daß ihr alle erwischt! Ich werde diesen Schweinen kein einziges zurücklassen!«
»Werden die Soldaten uns nicht verfolgen?« fragte Saiyad.
»Stadtbewohner? Hinaus in die Wüste? Pah!« schnaubte Khardan verächtlich.
»Komm her, mein Freund, nimm das Mädchen!«
»Mit Vergnügen, mein Kalif!« grinste Saiyad über beide Ohren, ergriff das rothaarige Sklavenmädchen und zog sie auf den Rücken seines eigenen Pferds herüber.
Khardan ritt zu Achmed und streckte der Tochter des Sultans die Hände entgegen. »Möchtest du mit mir reiten, meine Prinzessin?« fragte er galant.
»Ja«, erwiderte Meryem leise und errötete, als Khardan sie um die Taille faßte und aufs Pferd hob.
Die Spahis richteten einen letzten ohrenbetäubenden Triumphschrei gegen die Stadtmauer, rissen ihre Streitrösser herum und preschten hinaus in die Wüste, wobei ihre schwarzen Umhänge hinter ihnen herflatterten.
Vor dem Stadttor schwang sich der Hauptmann der Soldaten auf sein Pferd und sah dem Abzug der Nomaden gelassen hinterher. Seine Männer nahmen schweigend hinter ihm Aufstellung. Der Anführer der Goume brüllte den Hauptmann wütend an und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf die dahinjagenden Spahis. Doch der Hauptmann schüttelte nur wortlos den Kopf, wendete unbeeindruckt sein Pferd und ritt, gefolgt von seinen Männern, in die Stadt zurück.
Im Palast standen der Emir und der Imam auf dem Balkon und ließen ihre Blicke über den zauberhaften Garten schweifen. Nebenbei bemerkten sie, wie die Diener den verletzten Eunuchen auf eine Trage schoben.
»Alles lief so, wie du es geplant hattest«, stellte der Imam nüchtern fest. Der Priester wäre bei weitem nicht so versöhnlich gewesen, hätte er von der Entweihung seines Tempels gewußt.
Der Emir lächelte still in sich hinein, als er den feinen neidischen Unterton in Feisals Stimme wahrnahm. Äußerlich bewahrte er allerdings eine strenge militärische Haltung. »Selbstverständlich«, er zuckte gleichgültig die Schultern, »obwohl wir beinahe diesen eingebildeten jungen Welpen doch noch unabsichtlich gefangen hätten. Ich stand kurz davor, selbst Hand anzulegen und ihn in den Garten hinauszustoßen, doch glücklicherweise hatte er meinen Hinweis über die Türen rechtzeitig aufgeschnappt.«
»Er hat eine Viper an seine Brust genommen«, säuselte der Imam. »Bist du sicher, daß ihre Giftzähne auch zubeißen werden?«
Der Emir warf Feisal einen finsteren Blick zu. »Deine Zweifel machen mich noch krank, Imam. Meine Gemahlin hat das Mädchen sorgfältig unter meinen Konkubinen ausgewählt. Ja, ich bin mir bei ihr ganz sicher. Meryem ist äußerst ehrgeizig, und außerdem habe ich ihr die Heirat versprochen, wenn sie erfolgreich zurückkehrt. Sie dürfte auf keine nennenswerten Schwierigkeiten stoßen, denn diese Nomaden sind trotz ihrer Prahlerei im Grunde genommen so einfältig wie kleine Kinder. Meryem ist zudem in ihrer Kunst bestens ausgebildet…« Der Emir verstummte verlegen und zog die Augenbrauen hoch. »Wahrlich, sie versteht sich auf vielerlei Künste, nicht zuletzt auf die Kunst, Vergnügen zu bereiten. Der junge Kalif sieht einer ausgesprochen amüsanten Zukunft entgegen.«
Er wandte sich ab und blickte über die Stadtmauern in die Wüste hinaus. »Genieße diese Nächte, Kafir«, murmelte Kannadi. »Wenn die Berichte über den Zusammenschluß deiner Stämme der Wahrheit entsprechen, sind diese Nächte ohnehin längst gezählt. Ich werde dir und deinem schändlichen Abgott nicht gestatten, sich meinen Plänen in den Weg zu stellen.«
8
Obwohl Khardan eigentlich nicht glaubte, daß die Krieger des Emirs so dumm waren, ihn durch die Wüste zu verfolgen, hielt er es dennoch für klüger, so schnell wie möglich zu seinem Stamm zurückzureiten. Ihn trieb nicht die Furcht vor dem Emir zur Eile an, sondern die Erinnerung an das bösartige Gesicht in der Sänfte. In den grausamen Augen hatten nicht nur bloße Rachegelüste gefunkelt, sondern eine ernste Todesdrohung gelauert. Khardan konnte in der ersten Nacht keinen Schlaf finden. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper, und er hatte das Gefühl, als ob sich etwas immer dichter an ihn heranschliche.
Sicherlich
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