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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Pferd saß. »Frau, hörst du mich nicht?«
    Die Sklavin erwiderte nichts, sondern starrte mit so bleichem Gesicht vor sich hin, daß Majiid sich unangenehm an einen Leichnam erinnert fühlte.
    »Was ist mit ihr?« verlangte er von Khardan zu wissen.
    »Sie steht unter einem starken Schreck, Vater«, antwortete Khardan mit gedämpfter Stimme.
    »Nun ja, Saiyad wird sie schon trösten«, scherzte Majiid, aber beim Anblick der Frau, auf deren Gesicht die Blässe von Mondlicht lag, verging ihm das Lachen. Majiid räusperte sich verlegen. »Frau, du wirst von nun an diesem Mann gehören, der sich in seiner Gnade bereit gefunden hat, dich ohne Mitgift in seine Familie aufzunehmen. Du wirst dich seinem Willen in allen Dingen fügen und ihm eine treue Dienerin sein. Freue dich, denn du wirst mit seiner Achtung und seinem Mitgefühl belohnt werden.«
    Saiyad verneigte sich erneut und schaute mit breitem Grinsen zu Khardan hinüber. Er packte die schlaffe, teilnahmslose Gestalt und hob sie vom Pferd.
    »Wenn es sonst nichts gibt, mein Scheich, das ich für dich tun kann«, begann Saiyad und leckte sich die Lippen, während er seinen hungrigen Blick an die Frau heftete, »es war ein langer Ritt…«
    »Ja, natürlich!« lächelte Majiid wissend. »Du wirst müde sein und nach Ruhe verlangen. Geh nur!«
    Saiyad nahm die Frau am Arm und führte sie zu seinem Zelt.
    Khardan sah ihnen nach. Die Frau stolperte mit gesenktem Kopf hinter Saiyad her, als wüßte sie nicht, wo ihre Füße hintraten. Bei diesem Anblick überkamen den Kalifen düstere Vorahnungen. Er wollte seinem Gefühl nicht trauen und rechtfertigte sich damit, daß doch alles nur zum Besten der Sklavin geschähe. Warum war sie nicht dankbar? Begriff sie denn nicht, daß Khardan sie davor bewahrt hatte, von irgendeinem Scheusal bei seinen schmutzigen Vergnügungen benutzt zu werden, bis er ihrer überdrüssig würde und sie seinen Dienern überließ? Sicherlich, Saiyad war ein rauher Kerl und auch nicht besonders ansehnlich. Aber sie würde in seinem Haushalt sehr willkommen sein, denn er war ein armer Mann, der bislang nur eine einzige Frau hatte. Der Sklavin stand zwar ein schweres Leben bevor, aber sie war wenigstens versorgt, und Saiyad würde sie auch nicht schlagen. Und wenn sie ihm Kinder gebar, wären auch diese bei ihm in guter Obhut…
    Saiyad und seine neue Frau verschwanden im Zelt. Der Kalif war erleichtert, seine Gedanken anderen Dingen zuwenden zu können. Als Majiid ihn über die Geschehnisse in Kich befragte, begaben sich die beiden Männer, tief ins Gespräch versunken, zum Zelt des Scheichs. Khardan war trotzdem nicht entgangen, daß Jaafar sie neugierig beobachtete. Er schaute seinen Vater fragend an und bat, nachdem Majiid ihm widerwillig zugenickt hatte, den anderen Scheich zur Unterredung herbei. Die drei Männer verschwanden in Majiids Zelt, und Fedj, der Dschinn, eilte herbei, sie zu bedienen.
    Auch die anderen Spahis zogen sich mit ihren Familien in die Zelte zurück. Die Frauen stießen Laute des Entzückens über die wunderschönen Seidenstoffe und die blankpolierten Messinglampen aus und zeigten einander in kindlichem Eifer ihre glitzernden Armreifen. Niemand bemerkte Zohra, die, offensichtlich von allen vergessen, in ihr Zelt zurückschlich. Sie preßte die kalten Hände gegen ihre glühenden Wangen, sank auf die seidenen Kissen und biß sich vor Enttäuschung auf die Lippe.
    Im Lager war Ruhe eingekehrt. Im Westen versank die Sonne und verlieh dem rauhen, grausamen Land eine eigentümliche Schönheit. Der Sand leuchtete in zartem Rosa, das sich allmählich in ein tiefes Purpurrot verwandelte. Die erste kühle Brise der aufsteigenden Nacht strich mit einem leisen Seufzer über die Zelte, als plötzlich ein schriller Schrei die Luft durchschnitt.
    Der Schrei war so wild, so voller Wut, daß die Menschen im Lager auffuhren, weil sie einen Angriff befürchteten. Mit den Waffen in der Hand stürzten die Männer aus den Zelten, sahen sich aufgeregt um und brüllten durcheinander, woher denn die Gefahr drohe. Die Frauen preßten ihre Kinder an die Brust und spähten angstvoll aus den Zelteingängen. Auch Khardan und die beiden Scheichs kamen aus Majiids Zelt gestürmt.
    »Was ist passiert? Bei Sul, was geht hier vor?« brüllte Majiid.
    »Sieh, o Scheich!« gellte eine Stimme, die vor Zorn verzerrt war, daß man sie kaum verstehen konnte. »Sieh dir das an!«
    Im ersten Schreck erwartete Majiid, von der Armee des Emirs niedergeritten zu werden.

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