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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Er wendete den Kopf in alle Richtungen, konnte aber nur Saiyad erblicken, der aus seinem Zelt gekommen war und die Sklavin an ihrem Gewand hinter sich herschleifte. Sie war unverschleiert, und ihr rotes Haar fiel in einer glänzenden Flut herab. Mit unflätigen Worten stieß Saiyad die Frau von sich, so daß sie zu Boden stürzte. Sie blieb reglos zu Majiids Füßen liegen, das Gesicht im Sand und die Arme weit von sich gestreckt.
    »Was fällt dir ein, Saiyad?« fuhr ihn der Scheich barsch an. Er war sehr erbost, aus einem so nichtigen Anlaß gestört zu werden. »Was ist los? Ist das Mädchen keine Jungfrau mehr? Das hast du doch wohl nicht erwartet…«
    »Jungfrau!« Saiyad schnaubte verächtlich. Er griff in den roten Haarschopf und riß den Kopf der Frau mit einem Ruck zurück, daß sie Majiid ihr Gesicht zuwenden mußte. »Jungfrau?« stieß Saiyad hervor. »Natürlich ist sie keine Jungfrau! Sie ist nicht einmal eine Frau! Sie ist ein Mann!«

10
    Jaafar starrte Saiyad ungläubig an und brach in heiseres Gelächter aus.
    Vor Zorn errötet, beugte sich Saiyad vor, griff nach Khardans Säbel und entriß ihn dem Kalifen.
    »Ich bin beleidigt worden!« schrie Saiyad. »Entehrt!«
    Er zwang den Mann auf die Knie. Dann hob er den Säbel und ließ ihn über der zitternden Gestalt schweben. »Aber ich werde mir Genugtuung verschaffen und dieses verlauste Haupt vom Hals trennen!«
    Der Mann hob den Kopf. Khardan sah, daß sich auf seinem Gesicht ein schneller, erschreckender Wandel vollzog. In den Augen spiegelte sich bloßes Entsetzen und eine Angst, wie er sie noch nie bei einem anderen gesehen hatte. Es schien nicht die Furcht vor dem kommenden Schlag zu sein, sondern die Erinnerung an etwas so Furchtbares, das sogar die Drohung des nahenden Todes verdrängte. Als er tief bewegt in das bleiche Gesicht blickte, erkannte er voller Schrecken, daß vor ihnen gar kein Mann im Staub kniete, sondern ein Junge, nicht viel älter als Achmed. Ein Junge, der sich fürchtete und der allein war.
    Noch einmal sah Khardan die Frau… den Jungen… auf dem Sklavenstand stehen, er sah die hoffnungslose Verzweiflung – und verstand. Aus welchem Grund auch immer der Junge sich als Frau verkleidete, so mußte er doch geahnt haben, daß er seinem Schicksal nicht entrinnen konnte. Er mußte einfach entdeckt werden und ein schreckliches Ende finden. Immerhin würde der Säbelhieb rasch und schmerzlos kommen und dem Elend, das tiefe Spuren auf dem jungen Gesicht hinterlassen hatte, ein baldiges Ende bereiten.
    Saiyads Arm spannte sich, bereit den tödlichen Schlag auszuführen.
    Mit einer fließenden Bewegung griff Khardan nach Saiyads Hand und entwand ihm den Krummsäbel.
    »Warum hältst du mich auf? Warum?« Vor Zorn verzog Saiyad das Gesicht.
    »Ich habe dieses Leben gerettet«, entgegnete Khardan scharf. Er hob den Säbel auf, der in den Sand gefallen war, und schob ihn entschlossen in den Gürtel. »Deshalb steht mir allein das Recht zu, ihm das Leben zu nehmen.«
    »Dann töte ihn! Ich verlange es! Schließlich bin ich beleidigt worden«, zischte Saiyad. Er atmete schwer und strich mit den Händen immer wieder über seine Kleider, als wollte er sich von Schmutz befreien. »Er ist unrein und widerwärtig!«
    Ohne Saiyad oder seinen Vater zu beachten, der ihm einen kurzen, ärgerlichen Blick zuwarf, betrachtete Khardan das Gesicht des Jungen. Stammesangehörige strömten herbei. Um besser sehen zu können, verrenkten sie sich fast die Hälse.
    »Zurück!« befahl der Kalif und blickte wild um sich.
    Saiyad, der finster dreinschaute und noch immer die Hände an der Vorderseite seines Gewands abwischte, verharrte auf seinem Platz. Niemand sonst bewegte sich.
    »Vater, es ist doch mein Recht?« fragte Khardan.
    Majiid nickte.
    »Dann laß mich mit der… mit dem Mann sprechen!«
    Mit grimmigem Gesicht zog sich Majiid etwas zurück und nahm Jaafar mit sich. Die anderen Nomaden traten einer nach dem anderen zurück und bildeten einen weiten Halbkreis. Khardan stand in der Mitte. Der junge Mann blieb weiterhin auf den Knien vor ihm liegen und hielt den Kopf gesenkt.
    Der Kalif starrte hilflos auf den Jungen und wußte nicht, was er nun tun sollte. Nach dem Gesetz mußte der Mann sterben, da er sich als Frau verkleidet und diese Verkleidung offensichtlich dazu benutzt hatte, einen anderen Mann zu verführen. Khardan erwiese sich als Kalif seines Volkes unwürdig, wenn er das Gesetz mißachtete. Langsam zog er seinen Säbel.
    Und doch… es

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