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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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nicht gibt! Das Hurn-Meer stürzt doch in den Abgrund Suls. Der Junge muß verrückt sein. Dachte ich es mir doch gleich. Ein Verrückter! Nach dem Gesetz von Hazrat Akhran ist es verboten, ihm ein Leid anzutun.«
    Khardan blickte herausfordernd um sich. Der Sieg war zum Greifen nahe, aber noch hatte er nicht gewonnen. Noch nicht. Ohnehin waren die Nomaden daran gewöhnt, die Gesetze ihres Gottes zu beachten oder zu mißachten, wie es ihnen gerade paßte. So waren sie nicht so schnell bereit, sich das Schauspiel einer Hinrichtung entgehen zu lassen.
    Saiyad, der seine Ehre noch nicht wieder hergestellt sah, trat einen Schritt vor und wandte sich an das Volk.
    »Nein, er ist nicht verrückt, sondern abartig! Nach dem Gesetz Hazrat Akhrans muß er getötet werden!«
    Khardan beobachtete seinen Vater. Obwohl Majiid seine Stimme nicht erhob, war offensichtlich, daß er Saiyad zustimmte. Die Arme über seiner massigen Brust verschränkt und mit finster gerunzelter Stirn, stand er da und betrachtete seinen Sohn mit einer Mischung aus Zorn und Interesse.
    Khardan wußte, seine Stellung als Anführer des Stammes stand auf des Messers Schneide. Er warf einen kurzen Blick auf Zohra, die sich immer noch im Schatten verborgen hielt. Ihre schwarzen, wilden Augen funkelten ihn gespannt an. Was sie wohl denken mochte?
    Hilf mir, o Akhran, wenn es dein Wille ist, daß dieser junge Mann am Leben bleibt, betete Khardan leise.
    Und plötzlich, entweder von Akhran oder aus seinem Inneren, erhielt er die Antwort.
    Khardan drehte sich um und sah den Jungen an. »Du selbst sollst darüber entscheiden, ob du leben oder sterben wirst. Ich stelle dich vor die Wahl. Entweder stirbst du mutig wie ein Mann, oder du lebst als Frau. Wenn du normal bist, wirst du den Tod wählen. Bist du aber verrückt, sollst du das Leben einer Frau führen.«
    Ein ehrfürchtiges Geraune ging durch die Menge. Majiid blickte jetzt stolz um sich und forderte jeden heraus, mit der gleichen göttlichen Weisheit zu streiten.
    »Würde dir das Genugtuung verschaffen?« Khardan sah Saiyad an.
    Saiyad neigte den Kopf zur Seite und dachte nach. Falls der Junge normal war, würde er das Verbrechen mit seinem Leben bezahlen und ihm damit Genugtuung verschaffen. Sollte aber der Junge verrückt sein, wäre damit der Beweis geführt, daß er Akhrans Antlitz gesehen hatte. Wie auch immer, seine Ehre wäre wiederhergestellt. Seine Miene hellte sich auf, als er zustimmend nickte.
    Als Khardan den Säbel hob, schimmerte die Klinge rötlich im Licht der untergehenden Sonne. Um sie besser in den Griff zu bekommen, faßte er noch einmal nach. »Nun?« drängte er barsch.
    Sein Blick senkte sich in die Augen des Jungen. Für einen Augenblick gab es nur sie beide, völlig abgeschlossen von der übrigen Welt. Es existierte niemand außer ihnen, sie waren ganz allein. Khardans Herz pochte laut, und das Rasseln seines Atems rauschte in seinen Ohren. Die Sonne versank blutrot am Horizont. Im Osten war der Himmel schon ganz schwarz; schwach glitzerten dort die ersten Sterne. Intensiv roch Khardan den Duft der Wüste: Tamariske und Salbei, das süße Aroma des Grases, das die Oase umgab, und den scharfen Geruch der Pferde. Auch hörte er das Rascheln der Palmenblätter und das Lied des ewigen Windes über dem Wüstensand.
    »Lebe!« bat er sanft, fast ehrfurchtsvoll den Jungen. »Lebe!«
    Aus tränenerfüllten Augen sah der Junge ihn an. Er ließ den Kopf hängen, und das rote Haar fiel ihm wie ein Schleier um die Schultern. Ein Schluchzen brach aus dem jungen Mann hervor, die Schultern bebten.
    Ganz schwach vor Erleichterung senkte Khardan seinen Säbel. Am liebsten hätte er den Arm um den Jungen gelegt und ihn getröstet, als sei er einer seiner jüngeren Brüder. Aber er wagte es nicht. Er mußte sich seiner Stellung entsprechend verhalten. Also blickte er finster drein, als er sich den Nomaden zuwandte.
    »Ich töte keine Frau!« Er schob den Krummsäbel zurück in den Gürtel.
    »So weit, so gut«, rief Jaafar dazwischen, trat einen Schritt vor und zeigte auf die elende Gestalt, die sich im Sand zusammenkauerte. »Zweifellos ist der Junge verrückt, weil er Akhrans Antlitz gesehen hat. Aber was soll aus ihm werden. Wer wird sich um ihn kümmern?«
    »Das will ich dir sagen!« erscholl eine klare Stimme.
    Zohra trat aus dem Schatten der Zelte hervor. Ihr seidener Kaftan kräuselte sich im aufkommenden Wind, und ihre Juwelen funkelten im Dämmerlicht. »Da er sagt, er verfüge über die

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