Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
um die Stadt zu überfallen, doch diesmal werden wir es richtig anstellen. Es bietet sich uns die Gelegenheit, uns so viele Reichtümer anzueignen, daß wir für den Rest unserer Lebens ausgesorgt haben. Außerdem könnten wir dem Emir und seinem Imam beibringen, es sich zweimal zu überlegen, bevor sie Hazrat Akhran nochmals beleidigen.«
Während Khardan sprach, fiel sein Blick auf Meryem, die gerade Majiids Zelt betrat. Zweifellos war es ein Zufall, daß immer, wenn die Männer sich berieten, Meryem vorbeikam, um ihnen Speis und Trank zu reichen.
Als er das Mädchen sah und ihre versteckten Blicke in Richtung seines Sohnes bemerkte, änderte Majiid, der gerade den Plan zum Überfall auf Kich ablehnen wollte, abrupt seine Meinung. Er entschied, daß Meryem die ideale Frau für seinen Sohn Khardan war. Auf diese Weise würden seine Enkel vom Sultan abstammen! Sie hätten dann genausoviel königliches Blut in ihren Adern wie Blut der Akar.
Außerdem spürte Majiid, wie sogar sein altes Blut bei dem Gedanken an den Überfall auf die Stadt in Wallung geriet. Nicht einmal sein Großvater – ein berühmter Batir – hatte eine solche wagemutige Tat vollbracht.
»Ich stimme dafür!« verkündete er, nachdem Meryem gegangen war, da man keine politischen Angelegenheiten vor Frauen besprach.
»Auch ich finde es bedenkenswert«, stellte Jaafar unerwarteterweise fest. »Natürlich werden wir mehr Pferde brauchen…«
»Es hängt alles von Zeid ab«, warf Khardan schnell dazwischen, da er sah, daß seinem Vater schon wieder die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Vielleicht können wir ihn überreden, uns seine flinken Meharis zu überlassen. Glaubst du, daß unser Vetter sich uns anschließen wird?«
»Niemand schätzt einen guten Überfall mehr als Zeid!«
»Pukah, was ist los? Wo willst du hin? Ich habe dir nicht gestattet zu gehen«, rief Khardan, als er sah, wie der Dschinn sich aus dem Zelt schleichen wollte.
»Oh, ich hatte den Eindruck, mein Gebieter, daß dir vielleicht nach deiner Pfeife gelüsten könnte…«
»Ich gebe dir schon Bescheid, wenn mir danach ist. Nun setz dich hin und verhalte dich ruhig. Eigentlich sollte dich das doch interessieren. Schließlich warst du es, der unser Bündnis ermöglicht hat.«
»Ich wünschte, du hättest diese Kleinigkeit bereits vergessen, o mein Gebieter«, antwortete Pukah mit vordergründiger Bescheidenheit. »Doch bist du dir sicher, daß du Scheich Zeid vertrauen kannst? Man hat mir davon erzählt, daß sich seine Ansichten wie die Dünen verhalten – sie ziehen immer in die Richtung, in die der Wind bläst.«
»Ihm vertrauen?« versetzte Majiid heftig. »Nein, du kannst ihm nicht trauen. Schließlich können wir noch nicht einmal einander trauen, warum sollte es bei ihm anders sein? Wir werden ihm eine Nachricht zukommen lassen…«
Da nun die Scheiche und der Kalif begannen, darüber zu streiten, was sie ihm mitteilen und was sie ihm anbieten sollten, gelang es Pukah letztlich doch noch, sich unbemerkt aus dem Zelt zu schleichen.
Tag für Tag war der Dschinn noch vor Sonnenaufgang aufgestanden und zu Zeids Lager geflogen, wo er mit zunehmend düsterer Stimmung die Morgenstunden damit verbrachte, den Scheich beim Aufbau seiner Truppen zu beobachten. Zeid begnügte sich nicht damit, auf seine eigenen Männer zurückzugreifen, sondern versammelte auch alle anderen südlichen Stämme um sich. Unablässig strömten mehr und mehr Krieger auf ihren Kamelen in das Lager. Es war offensichtlich, daß Zeids Angriff auf die Tel-Oase innerhalb weniger Wochen, wenn nicht weniger Tage, stattfinden sollte.
Pukah überlegte einen Augenblick, ob der Vorschlag, Kich zu überfallen, für Zeid reizvoll genug war, um ihn von einem Angriff auf seine Vettern abzuhalten. Doch er verwarf diese Idee sofort wieder, weil er wußte, daß Zeid diesen Plan mit Sicherheit für eine weitere List Khardans hielt.
Um dem Zorn seines Gebieters zu entgehen, sobald er die Wahrheit erkannt hatte, nahm sich Pukah zum wiederholten Male vor, sich bei Beginn des Angriffs vom Lager abzusetzen.
Außer dem Dschinn verfolgten noch andere die Vorgänge in Zeids Lager mit beträchtlichem Interesse. Die Spione des Emirs berichteten, daß der Scheich all jene um sich versammelte, die unter seiner Oberherrschaft standen oder die ihm einen Gefallen oder Geld schuldeten, und daß er sich offensichtlich auf eine größere Schlacht vorbereitete. Das Gerücht, Kich sei das Ziel der Nomaden, verbreitete sich
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