Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
stellte eine gute Gelegenheit zur körperlichen Ertüchtigung dar, und es war nützlich, diese Fähigkeit zu erwerben. Außerdem lenkte es den jungen Zauberer von seiner unglücklichen Neigung ab, zu sehr über Dinge nachzugrübeln, die man nicht ändern konnte und die man deshalb, nach Ansicht der Wüstenbewohner, zu akzeptieren hatte.
Zuerst hatte Mathew ihrem Vorschlag zu gemeinsamen Ausritten zugestimmt, weil er dankbar alles nutzte, was ihn von seinem Heimweh ablenken konnte. Und er mußte sich eingestehen, daß das Reiten wirklich alle Aufmerksamkeit erforderte. In den ersten Tagen mußte er seine Angst vor dem Tier selbst besiegen – klüger als ein Kamel, fand das Pferd ihn auf Anhieb unsympathisch, (so vermutete Mathew jedenfalls), denn es schien ihn ausgesprochen unfreundlich anzublicken. Dann wurde Matthew gänzlich von der Aufgabe in Anspruch genommen, sich im Sattel zu halten, und nach ein paar Stürzen auf den Granitboden war er mit etwas anderem beschäftigt – mit Schmerzen.
»Das war das letzte Mal«, sagte er zu sich, als er sich mühsam zurück ins Lager schleppte. Er war so steif und wund, daß er kaum gehen konnte. »Diesmal hatte ich noch Glück. Beim nächsten Mal werde ich mir das Genick brechen.«
Mit diesen Gedanken ging er humpelnd seines Wegs. Als er aufschaute, stand Khardan plötzlich vor ihm.
Der Kalif kehrte gerade von der Jagd zurück und trug noch den Haik, der sein Gesicht vor Wind und Sand schützte. Alles, was Mathew von ihm erkennen konnte, waren die stechenden schwarzen Augen, die ihn streng und ernst anschauten.
Aus Angst, etwas falsch gemacht zu haben, errötete Mathew – denn schließlich trug er Männerkleidung, worauf Zohra bestanden hatte –, und versuchte stammelnd, eine Entschuldigung herauszubringen.
»Nein, nein«, unterbrach ihn Khardan, »es freut mich zu sehen, daß du Reiten lernst. Das ist eine männliche Fähigkeit, die Akhran gesegnet hat. Vielleicht werde ich dich eines Tages mitnehmen und dir beibringen, was ich kann. Bis dahin«, sein Blick wanderte zu Zohra, die mit verschleiertem Gesicht ein wenig von ihm entfernt stand, »hast du ja eine Lehrerin, die fast ebensoviel kann wie ich.«
Khardans Worte sowie die ungewöhnliche Tatsache, daß der Kalif Halt gemacht hatte, nur um mit ihm zu sprechen, erfreuten Mathew außerordentlich. Er bemerkte, daß Zohra nicht weniger erstaunt über dieses unerwartete Lob war, denn ihre sonst so feurigen Augen wirkten nachdenklich, als sie zu ihrem Zelt zurückkehrte.
Mathew kam zu dem Schluß, daß es sich lohnte, für Khardans Anerkennung sein Leben zu riskieren, und er schwor bei sich, unbedingt Reiten zu lernen, selbst wenn es ihn umbringen sollte. Das gab ihm auch die Gelegenheit, mit Zohra über Magie zu sprechen, was er nicht wagte, solange sie sich im Lager aufhielten. Der junge Mann hatte entdeckt, daß seine Macht und seine Fähigkeiten in der Kunst der Magie, die ihm in seiner Heimat gerade den Status eines Lehrlings verliehen, weit umfassender waren als alles, was die Frauen der Wüste sich jemals erträumen konnten.
Und bald sollte er auch den Grund dafür herausfinden, der ihn in nicht geringes Erstaunen versetzte.
»Die Magie, die ich bei dir erlebt habe, wurde mit Glücksbringern und Amuletten bewirkt – und die waren bestenfalls von einfacher Art.« Die zwei ruhten sich im Schatten der Oase aus, tränkten ihre erschöpften Pferde und ließen sie am spärlichen Gras zupfen. »Wo hebst du deine Schriftrollen auf, Zohra?« fuhr Mathew fort. »Sie sind der Schlüssel zu wirklich mächtiger Magie. Warum verwendest du sie niemals?«
»Schriftrollen?« Zohra wirkte verwirrt, doch auch nicht besonders interessiert.
Ihre Aufmerksamkeit war auf die Jagd gerichtet, die Khardan mit einigen Männern der Akar abhielt. Sie setzten ihre Falken ein, um Gazellen einer Herde zu erlegen, die auf der Suche nach Wasser zur Oase gekommen war.
Auch Mathew hielt einen Augenblick lang inne, um die Jagd zu verfolgen. Schon in seiner Heimat hatte er eine Jagd beobachten können, aber niemals etwas gesehen, das auch nur im entferntesten dem ähnelte, was man hier veranstaltete. Wie alles andere in der Wüste war es gnadenlos, wild und wirksam. Wenn irgend jemand ihm erzählt hätte, daß ein Vogel ein Tier von der Größe einer Gazelle zu Boden bringen könne, so hätte er ungläubig darüber gespottet. Und auch jetzt, da er es mit eigenen Augen sah, konnte er es kaum glauben.
Khardan nahm dem Falken auf seinem
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