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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Unterarm behutsam die Kappe vom Kopf. Sofort schwang sich der Raubvogel in die Lüfte. Er kreiste über den Gazellen, suchte sich ein Opfer und griff im Sturzflug an, wobei er auf den Kopf des Tieres zielte. Die Gazelle, die einem ganzen Rudel Jagdhunde entkommen konnte, hatte gegen den pfeilschnellen Vogel nicht die geringste Chance. Der Falke stieß herab und schlug seine Krallen in den Kopf der Gazelle, um dem Tier die Augen auszuhacken. Das nunmehr blinde Tier strauchelte, stolperte und stürzte zu Boden – nun eine leichte Beute für die Jäger. Mathew hatte Khardan dabei beobachtet, wie er seinen Falken dieses Kunststück beibrachte, indem er Fleischstücke in die Augenhöhlen von Schafsschädeln steckte. Der junge Hexer hatte es damals für irgendeinen grausigen Sport gehalten und begriff nun, daß es dem Überleben diente.
    »Mat-hew! Schau dir das an!«
    Zohra deutete aufgeregt in Richtung der Jäger. Achmeds Falke hatte gerade ein Tier auf besonders kunstvolle Weise erlegt. Mathew beobachtete, wie Khardan seinem Bruder Achmed anerkennend eine Hand auf die Schulter legte, um dem jungen Mann für sein Geschick beim Abrichten der Vögel zu beglückwünschen. Majiid gesellte sich zu ihnen, und die drei standen lachend beieinander.
    Mathews Herz zog sich zusammen, beinahe hätte ihn wieder seine Einsamkeit überwältigt.
    »Schriftrollen«, fuhr er grimmig fort und verbannte alles andere aus seinen Gedanken, »sind Pergamentstücke, auf die man die Zaubersprüche schreibt, damit man sie jederzeit, wenn man sie benötigt, verwenden kann.«
    Zohras Antwort verblüffte ihn. »Schreiben?« fragte sie und schaute ihn neugierig an. »Was meinst du mit ‘Schreiben’?«
    Nun war es an Mathew, den Blick verwundert zu erwidern. »Schreiben! Verstehst du, man schreibt Worte auf, damit man sie später lesen kann. So wie in Büchern.«
    »Ach, Bücher!« Zohra zuckte abfällig mit den Schultern. »Ich habe gehört, daß solche Dinge von den Stadtbewohnern benutzt werden, von denen man sich auch erzählt, daß sie Kamelmist zum Heizen benutzen«, stellte sie voller Abscheu fest.
    »Du kannst weder lesen noch schreiben?« staunte Mathew.
    »Nein.«
    »Aber wie kannst du dann die Gesetze deines Gottes lesen und studieren? Werden sie denn nicht niedergeschrieben?«
    »Die Gesetze wurden von Akhrans Mund in die Ohren seiner Gläubigen gesprochen, und der Mund seiner Gläubigen gab sie an das Ohr derjenigen weiter, die nach ihnen kamen. Wie könnte es einen besseren Weg geben? Warum sollte man Worte erst auf das Papier bringen, dann in die Augen, danach in den Mund und zuletzt ins Ohr? Das ist doch reine Zeitverschwendung.«
    Einen Augenblick lang hatte Mathew den Eindruck, als habe ihm diese unwiderlegbare Logik den Boden unter den Füßen weggezogen, dann unternahm er einen neuen Anlauf. »In Büchern hätte man das Wissen und die Weisheit eurer Vorväter festhalten können. Mit Büchern wäre das Wissen für immer bewahrt worden.«
    »Auch so ist das Wissen nicht verlorengegangen. Wir wissen, wie man Schafe aufzieht, und Khardans Volk kennt sich mit der Pferdezucht aus. Wir wissen, wie man jagt, wo man Oasen findet und zu welcher Zeit des Jahres die Stürme eintreffen. Wir wissen, wie man Kinder erzieht, wie man Stoffe webt und wie man Ziegen melkt. Deine Bücher haben dir das niemals beigebracht!« Mathew errötete. Das stimmte allerdings. Seine Versuche, Frauenarbeit zu verrichten, hatten sich als trauriger Fehlschlag erwiesen. »Was gibt es denn sonst noch zu wissen?«
    »Bücher haben mich eure Sprache gelehrt, und sie haben mir etwas über dein Volk beigebracht«, fügte er ohne viel Überzeugungskraft hinzu.
    »Und haben sie dich die Wahrheit gelehrt?« fragte Zohra und richtete ihre Augen mit ruhigem und unerschütterlichem Blick auf ihn.
    »Nein, wohl kaum«, mußte er eingestehen.
    »Siehst du! Schau einem Mann in die Augen, Mat-hew, und du weißt, ob er dich anlügt. Bücher sind voller Lügen, und du wirst auf ewig getäuscht bleiben, denn sie besitzen kein Herz und keine Seele.«
    Es gibt auch Männer, deren Augen lügen können, dachte Mathew, aber sprach es nicht aus. Männer ohne Herz und ohne Seele. Genauso wie Frauen, fügte er im Geiste hinzu und mußte dabei an die klaren blauen Augen denken, die Zohra und ihn erst vor kurzem beobachtet hatten – Augen, die offensichtlich ständig hinter ihnen herspionierten, die man aber nie dabei ertappte, daß sie einen direkt anschauten. Augen, die sofort wegschauten

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