Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
würde, noch ehe er das Schlachtfeld erreichte. Majiid hatte versucht, den Scheich zu überreden, doch lieber zurückzubleiben, aber Jaafar, überzeugt, daß es sich hierbei wieder um eine gemeine Intrige Majiids handelte, hatte sich geweigert, seinen ›Verbündeten‹ aus den Augen zu lassen, und darauf bestanden, mit den Anführern in vorderster Linie zu reiten. So hielten es auch alle anderen Krieger aus den Stämmen der Hrana und Akar, die in den Kampf zogen – ein Auge auf den Feind vor ihnen gerichtet, das andere auf jene, die an ihrer Seite ritten.
Sie waren so sehr damit beschäftigt, einander argwöhnisch zu beäugen, daß sie nicht auf den Gedanken kamen, einen Blick zu Himmel zu werfen, der zunehmend dunkler und dunkler wurde. Womöglich hätte niemand von ihnen das Geschehen bemerkt, wenn nicht Jaafar kopfüber vom Pferd gestürzt und hart auf dem Rücken im Sand gelandet wäre.
Die Hrana, die auf ein solches Mißgeschick ihres Scheichs vorbereitet waren, kamen sofort zusammen, um ihrem gestürzten Anführer wieder auf die Beine zu helfen. Jaafar war nicht imstande, auch nur ein einziges Wort hervorzubringen, denn der harte Aufprall hatte ihm die Luft aus den Lungen gepreßt. Aber es gelang ihm, seine Männer mit heftigen, auf Majiid weisenden Gesten davor zu warnen, die Spahis allein vorausreiten zu lassen.
Während Fedj, Jaafars Dschinn, dem davonlaufenden Pferd nachjagte, lag der Scheich nach Atem ringend im Sand und hatte so Gelegenheit, in den Himmel zu blicken.
»Ich hoffe, daß der verdammte Sturm vorüber ist, bevor der Kampf beginnt!« knurrte er, als Fedj mit dem Pferd zurückkehrte und seinem Herrn zu Hilfe eilte.
Fedj ergriff die Hand seines Gebieters, doch als er Jaafar schon fast auf die Beine gezogen hatte, blickte auch er kurz zum Himmel auf. Die Augen des Dschinns weiteten sich, und mit einem entsetzten Aufschrei ließ er den Scheich wieder los, der damit ein zweites Mal in den Sand sank.
»Sturm?« schrie der Dschinn. »Das ist kein Sturm, Sidi! Das ist Kaug, Quars Ifrit!«
»Pah! Was hat ein Ifrit hier zu schaffen?« Jaafar schielte ungläubig in den Himmel.
Plötzlich verschlug es Fedj vor Schreck fast die Sprache. »Feindliche Heere«, kreischte er und deutete in die Richtung des Lagers. »Feindliche Reiterheere greifen unser Lager an!«
Jaafar fuhr herum und sah die Krieger auf ihren magischen Streitrössern, die aus der Sturmwolke hervorpreschten und auf die unter ihnen gelegenen Zelte zuhielten.
»Geh rasch zu Majiid«, befahl Jaafar dem Dschinn, »geh und warne ihn!«
Schnell wie ein Augenzwinkern war Fedj verschwunden, und im Nu erschien er unmittelbar vor Majiids Pferd. Der erschrockene Scheich zog die Zügel so heftig an, daß er sein Pferd fast zu Fall gebracht hätte.
»Was willst du denn hier?« brüllte Majiid wütend. »Geh mir aus dem Weg! Kehr zurück zu diesem ungeschickten Tölpel, den du deinen Gebieter nennst, und sag ihm, daß er das nächste Mal besser auf einem Esel in die Schlacht reiten soll!«
»Effendi!« schrie Fedj. »Unser Lager wird angegriffen!«
»Für was für Dummköpfe hält Jaafar uns, daß er glaubt, wir könnten auf eine so plumpe Finte hereinfallen?« fragte ihn Khardan erregt, der an die Seite seines Vaters geritten kam. »Der Feind befindet sich vor uns, nicht hinter uns!« Er wies auf eine große Staubwolke, in der man bereits das Heer der Kamelreiter erkennen konnte.
Statt einer Antwort zeigte Fedj mit grimmiger Miene zurück auf den Tel. Nur widerstrebend drehten sich Khardan und Majiid in ihren Sätteln um.
»Hazrat Akhran steh uns bei!« stieß Khardan hervor.
Majiid, dessen Augen ungläubig überquollen, konnte nur stottern: »Wer… was?«
»Die Soldaten des Emirs!« rief Khardan, ergriff die Zügel und zerrte den Kopf seines Pferds gewaltsam herum. Das schwarze Kriegsroß strauchelte im Sand und verlor beinahe den Halt, doch Khardans Geschicklichkeit hielt es aufrecht, bis seine Hinterläufe wieder fest auf dem Boden standen. Das Pferd schnellte vorwärts und trug seinen Herrn im wilden Galopp davon.
Die anderen Spahis, die verwirrt durcheinander ritten, deuteten heftig gestikulierend in Richtung Tel und riefen die Nachricht jenen unter ihnen zu, die immer noch die alte Richtung einschlugen. Einer nach dem anderen wendete sein Roß, um zurück zum Lager zu stürmen, und mehrere ungeschickte Reiter der Hrana stürzten von ihren Pferden.
»Fliege zu Zeid!« befahl Majiid Fedj. »Berichte ihm, daß der Emir uns
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