Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
sich. »Befreie mich aus diesem Kerker!«
    Die aberwitzige Erregung hielt nur wenige Augenblicke vor, dann hatte sie ihre verbliebene Kraft aufgezehrt. Zohra sank zu Boden und blieb reglos liegen, um schließlich in erschöpften Schlaf zu versinken.
    Die Kälte weckte sie. Zitternd setzte Zohra sich auf. Der Schlummer hatte ihr gutgetan. Auch der Zorn kehrte zurück, Zorn auf Mathew, weil er sie in all das hineingezogen und dann im Stich gelassen hatte, Zorn auf Khardan wegen seiner Verfehlungen, Zorn auf den Gott, der sich weigerte, ihre Gebete zu erhören.
    »Ich bin allein, wie ich schon immer allein war«, sagte Zohra bei sich. »Ich muß tun, was ich kann, um von diesem gräßlichen Ort zu verschwinden und zu meinem Volk zurückzukehren.«
    Sie stand auf und schritt zur Tür hinüber, versuchte, sie zu öffnen. Sie war verschlossen. Sie riß mehrmals am Griff, doch ohne Erfolg. Enttäuscht machte Zohra kehrt und blickte sich im Raum um, suchte nach einem Fluchtweg.
    Der kleine, quadratische Raum wurde von einem eisernen Brenngefäß erhellt, das auf einem Dreibein in der Ecke stand. Er besaß keine Fenster und nur die eine Tür, an die sich Zohra lehnte. Ein handgewebter Teppich mit einem außerordentlich schönen Muster bedeckte den Boden, um ihn herum mehrere schwarze Lackstühle mit kleinen Beistelltischen.
    Zohra zitterte in ihren nassen Kleidern und schritt den Raum ab, hielt Ausschau nach dem kleinsten Riß.
    Doch es war keiner zu sehen, und erst jetzt begann sie richtig zu begreifen, daß sie in diesen vier Wänden gefangen war. Noch nie hatte sie sich an einem eingemauerten Ort befunden. Die Jurten, in dem ihr Volk lebte, waren vorübergehende Behausungen, die der Luft und dem Licht freien Zutritt gewährten. Sie paßten sich an die Natur an, schlossen sie nicht aus und verleugneten sie nicht.
    Je länger Zohra sie anstarrte, um so dicker schienen die kalten Steinmauern zu werden. Die Luft war muffig und erfüllt von dem Staub, der Mobiliar und Fußboden bedeckte. Immer mehr hatte sie das Gefühl zu ersticken, und so ließ sie sich auf einem der Stühle nieder. Der Raum war kleiner, als sie bemerkt hatte. Was würde geschehen, wenn sie alle Luft aufgebraucht hatte? Keuchend sackte sie auf dem Stuhl zusammen, drehte unruhig die Ringe an ihren Fingern.
    »Prinzessin!« rief eine bekümmerte Stimme.
    Eine weiße Rauchwolke stieg von einem der Ringe auf und blieb vor ihr über dem Boden schweben, schwoll an wie eine Kugel aus schlaffem, weißem Teig. Langsam nahmen ein Turban, ein paar gelbe Seidenpluderhosen, spitze Schuhe und ein erbärmlich verzerrtes Gesicht Gestalt an.
    »Usti!« entfuhr es Zohra.
    Der Dschinn warf sich zu Zohras Füßen, schlang die dicken Arme um ihre Beine und brach in Tränen aus.
    »Rette mich, Prinzessin!« zeterte er. »Rette mich!«
     
     

6
    »Dich retten?« wiederholte Zohra zornig und versuchte erfolglos, sich aus dem Griff des Dschinns zu lösen. »Dich werde ich retten – in einer Ziegenhaut!«
    »Ziegenhaut!« Hastig ließ Usti Zohra los. Er kauerte sich wieder auf Seine Hacken, stöhnte und wischte sich mit einem Teil seines Turbans, der ihm seitlich vom Kopf herabhing, die Augen. Die Kleider des Dschinns waren zerknittert, sein Gesicht schmutzig.
    »Ich bitte um Verzeihung, Prinzessin«, wimmerte der Dschinn. »Aber mein Leben war eine einzige, unerträgliche Qual.«
    »Dein…!« fing Zohra an.
    »Monatelang«, heulte Usti, während er die Hände auf die fetten Knie legte und vor und zurück schaukelte, »war ich eingesperrt in… in…«
    Er konnte das Wort nicht aussprechen, sondern deutete auf den Ring mit dem Quarzkristall an Zohras Hand.
    »Es war schrecklich! Als der Ifrit, Kaug, das Lager angriff, wurde meine Behausung zerstört. Glücklicherweise befand ich mich zu diesem Zeitpunkt draußen. Ich habe mir den erstbesten Unterschlupf gesucht, den ich finden konnte! Nämlich diesen Ring! Und jetzt bin ich schon seit Monaten darin gefangen gewesen! Nichts zu essen und zu trinken!« schluchzte er erbärmlich. »Nichts zu tun und keinen Platz, um es zu tun. Ich habe abgenommen!« Er zeigte auf seinen rundlichen Bauch. »Ich bestehe nur noch aus Haut und Knochen. Und…«
    Mit einem Schlucken stockte Usti der Atem. Zohra hatte sich erhoben und starrte nun mit jenem gebieterischen Ausdruck auf ihn herunter, den er so gut kannte.
    »Haut und Knochen! Du wirst dir noch wünschen, daß du nur aus Haut und Knochen bestehst, du aufgedunsene, riesenwüchsige Schweinsblase!

Weitere Kostenlose Bücher