Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
scharfgeschnittene Schönheit, doch im Licht des Kohlebeckens bekam die weiße Haut eine Graufärbung, die Zohra an die Elfenbeinkrüge erinnerte, die die Gume an Bord des Schiffs gebracht hatten.
    »Ich verlange, daß du mich freiläßt.« Die Worte lagen Zohra zwar auf der Zunge, doch sprach sie sie nicht aus.
    Die Frau sagte nichts. Sie stand einfach nur in der Tür, die Hand auf den Griff gelegt, und sah Zohra eindringlich mit Augen an, deren Farbe nicht auszumachen war. Zunächst erwiderte Zohra hochmütig den Blick. Dann bemerkte sie, daß ihre Augen zu schmerzen begannen. Es war, als hätte sie unmittelbar in die Sonne gestarrt. Das Gefühl wurde immer schmerzhafter. Die Frau hatte sich weder bewegt noch gesprochen; sie starrte Zohra geradeheraus an. Doch Zohra konnte sie nicht mehr ansehen. Tränen ließen ihren Blick verschwimmen; der Schmerz wuchs. Sie wandte den Blick ab, und sofort hörte auch der Schmerz auf. Schwer atmend sah sie zu Boden, wagte es nicht mehr, die fremde Frau noch einmal anzuschauen.
    »Wer war hier?« fragte die Frau.
    Zohra hörte, wie die Tür geschlossen wurde, das Rauschen des schwarzen Gewands, das über den Boden flüsterte. Der Geruch von Moschus war überwältigend, erstickend.
    »Niemand«, sagte Zohra, den Ring mit der Hand bedeckend, die Augen auf den Teppich zu ihren Füßen geheftet.
    »Schau mich an, wenn du sprichst. Oder fürchtest du dich vor mir?«
    »Ich fürchte mich vor niemandem!« Stolz hob Zohra den Kopf und sah die Frau an, doch der Schmerz kehrte zurück, und sie wandte den Blick wieder ab. Die Frau streckte den Arm aus, packte Zohras Kinn und hielt es fest. Ihr Griff war ungewöhnlich kräftig.
    »Sieh mich an!« sagte sie wieder.
    Zohra hatte keine andere Wahl, als der Frau in die Augen zu blicken. Der Schmerz wurde unerträglich. Zohra schrie auf, schloß die Augen und versuchte sich befreien. Die Frau hielt sie fest.
    »Wer war hier?« fragte sie wieder.
    »Niemand!« rief Zohra mit belegter Stimme, während der Schmerz in ihrem Kopf pochte.
    Das Blut klopfte in Zohras Schläfen, es schwindelte ihr, sie war der Ohnmacht nahe, bis die Frau plötzlich ihren Griff löste und sich abwandte.
    Keuchend sackte Zohra auf ihrem Stuhl zusammen. Der Schmerz war fort.
    »Kiber hat gesagt, daß du tapfer bist.« Die Stimme der Frau berührte sie nun wie kühles Wasser. Zohra hörte das Gewand rauschen, das leise Scharren eines Stuhls, der über den Teppich gezogen wurde. Die Frau setzte sich Zohra gegenüber. Vorsichtig hob Zohra den Blick und sah die Frau wieder an. Diesmal kehrte der Schmerz nicht zurück. Die Frau lächelte sie anerkennend an, und Zohra entspannte sich.
    »Kiber ist ein wirklicher Bewunderer von dir, meine Liebe«, sagte die Frau. »Genau wie Auda ibn Jad, nach allem, was ich höre. Ich gratuliere dir. Ibn Jad ist ein außergewöhnlicher Mann. Er hat noch nie nach einer bestimmten Frau verlangt.«
    Zohra warf den Kopf verächtlich herum. Das Thema Auda ibn Jad war ihr keines Gesprächs würdig. »Ich bin durch einen Irrtum hierher verbracht worden«, sagte sie. »Ihr wollt den Mann namens Mat-hew haben. Ihr habt ihn, deshalb müßt ihr…«
    »… dich freilassen?« Das Lächeln der Frau wurde breiter, eine Mutter, die gezwungen war, einem Kind einen absurden Wunsch abzuschlagen. »Nein, meine Liebe. Nichts geschieht jemals durch Irrtum. Alles ist so, wie der Gott es wünscht. Du wurdest aus einem bestimmten Grund hierhergebracht. Vielleicht um die Anhängerschar des Gotts zu mehren. Vielleicht…« Die Frau zögerte, musterte Zohra noch eindringlicher. »… vielleicht gibt es auch einen anderen Grund. Aber nein, du bist nicht aus Versehen hierher gebracht worden, und du wirst auch nicht freigelassen werden.«
    »Dann gehe ich eben aus freien Stücken!« Zohra erhob sich.
    »Unsere Burgwächter werden Nesnas genannt«, sagte die Frau im Plauderton. »Hast du schon einmal von ihnen gehört, meine Liebe? Sie haben die Gestalt eines Manns – eines Manns, der senkrecht in zwei Stücke geteilt wurde, mit einem halben Kopf, einem Arm, einem halben Rumpf, einem Bein, einem Fuß. Sie sind gezwungen, auf diesem einen Bein zu hüpfen, aber das tun sie sehr schnell, so schnell wie ein Mensch auf zwei Beinen. Es hat ein oder zwei Frauen gegeben, denen die Flucht aus der Burg gelungen ist. Wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist, denn man hat sie niemals wiedergesehen, obwohl wir mehrere Nächte hintereinander ihre Schreie hörten. Wir wissen allerdings,

Weitere Kostenlose Bücher