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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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sich lediglich, mit jemandem zu sprechen, den sie offensichtlich für weit unter ihrer Würde befand.
    Das ärgerte Kiber, der Zohra durchaus einige Einzelheiten hätte schildern können. Doch es stand ihm nicht an zu sprechen. Die Frauen, die auf Burg Zhakrin gebracht wurden, gehörten der Schwarzen Zauberin, und wie jedermann auf der Burg unternahm Kiber alle Anstrengungen, um die Schwarze Zauberin nicht zu verärgern.
    Ohne weiter mit Zohra zu sprechen, führte er sie die Wendeltreppe zum sogenannten Frauenturm hinauf. Die Tür war unbewacht; die Furcht vor der Schwarzen Zauberin war Wache genug – jeder Mann, der außerhalb der zugelassenen Zeiten den Frauenturm beträte, würde bald den Tag bereuen, an dem er geboren war. So mächtig war dieser Einfluß, daß Kiber Unbehagen dabei empfand. Er öffnete die Tür und trat vorsichtig ein.
    Stumme Gestalten in schwarzen Gewändern schwebten davon, als er kam, verschmolzen mit dem Schatten des dunklen, düsteren Gangs, warfen verängstigte oder neugierige Blicke auf seine Gefangene. Die Luft war schwer von Parfüm. Die einzigen Geräusche, die das Schweigen brachen, war der gelegentliche Schrei eines Säuglings oder der Schrei einer Gebärenden.
    Kiber eilte mit Zohra in einen kleinen Raum gegenüber dem Eingang. Er öffnete die Tür und schob sie grob hinein.
    »Warte hier«, befahl er. »Es wird jemand kommen.«
    Hastig schloß er die Tür wieder, versperrte sie mit einem silbernen Schlüssel, der an einem schwarzen Band von einem Nagel in der schimmernden schwarzen Wand herabhing. Er gab den Schlüssel wieder an seinen Platz zurück, dann wollte er gehen, doch da fiel sein Blick auf einen Torbogen zu seiner Rechten. Ein Vorhang aus schwerem, rotem Samt versperrte den Bogen; er konnte nicht hindurchblicken. Doch der Parfümgeruch drang von hier. Der Duft und das Wissen darum, was hinter diesem Vorhang geschah, machte sein Herz klopfen, seine Lenden schmerzen. Zu jeder Mitternacht stiegen die Schwarzen Paladine diese Stufen empor und betraten den Frauenturm. Nur sie allein hatten das Recht, durch den roten Vorhang zu treten.
    Als er das Geräusch einer sich öffnenden Tür zur Linken im Gang vernahm, zuckte Kiber zusammen. Er riß seinen Blick von dem Vorhang, öffnete die Ausgangstür mit einer solchen Hast, daß er sich fast den Kopf daran gestoßen hätte.
    »Kiber?« fragte eine Stimme.
    Bleich drehte Kiber sich um, die Hand noch immer auf den schmiedeeisernen Türgriff gelegt.
    »Edle Dame«, sagte er matt.
    Vor ihm stand eine Frau von einer solch kleinen Statur, daß man sie mit einem zerbrechlichen Mädchen von zwölf Jahren hätte verwechseln können. Tatsächlich war sie siebenmal so alt, obwohl ihr Gesicht keinerlei Spuren dieses Alters erkennen ließ. Niemand wußte, welches geheime Wissen sie einsetzte, um das Alter zu betrügen, wenngleich man sich flüsterte, daß sie das Blut totgeborener Säuglinge zu trinken pflegte. Die Wangen waren frei von Falten; die Augen glänzten, erhellt vom Leuchten des Feuers der Macht. Die Brüste, die sich unter dem schwarzen Samt hoben und senkten, waren weich und reif, doch begehrte kein Mann danach, darauf sein Haupt zu betten, denn das Herz, das darunter schlug, war skrupellos und kalt. Die weißen Hände, die Kiber so anmutig winkten, waren mit dem Blut zahlloser Unschuldiger befleckt.
    »Du hast wieder eine gebracht?« fragte die Frau mit einer leisen, lieblichen Stimme, deren schreckliche Musik das Herz beruhigte.
    »Jawohl, edle Dame«, erwiderte Kiber.
    »Komm in mein Zimmer und erstatte mir Bericht.« Die Frau verschwand in dem duftenden Schatten, ohne abzuwarten, ob ihrem Befehl auch Folge geleistet wurde.
    Mit bebendem Seufzen betrat Kiber die Gemächer der Schwarzen Zauberin und wünschte sich inbrünstig, woanders zu sein, ja, seinen Fuß sogar statt dessen auf das Schiff der Ghule zu setzen. Es wäre weitaus besser, wenn sein Fleisch verschlungen würde als seine Seele, die, wenn die Zauberin es wollte, zu Suls Abyssos verdammt sein würde, wo nicht einmal sein Gott ihn würde wiederfinden können.
     
     
    Zohra stand allein im Raum und starrte vor sich hin. Es war niemand mehr da, der sie sehen konnte. Da der Stolz von der Gegenwart anderer zehrte, begann er schnell auszuhungern und zu verkümmern, und die Hysterie stand bereit, seinen Platz einzunehmen. Zohra hob das Gesicht zum Himmel, ein Schrei brannte ihr in der Kehle.
    »Befreie mich, Akhran!« schrie sie wild und schlug wirbelnd mit den Armen um

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