Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
Sohn gewesen sein mußte. Die Trauer dieser Leute bewegte Mathew tief. Tränen stiegen ihm in die Augen, und wäre der Kelch nicht wieder dem Gebieter der Schwarzen Paladine überreicht worden, wären sie wohl auch geflossen. Er reichte das Gefäß an seine Frau weiter, die es ehrfurchtsvoll festhielt.
»Nun ist die Zeit gekommen, unsere Trauer beiseite zu legen und uns auf die Freude vorzubereiten«, verkündete der Gebieter der Schwarzen Paladine. »Unser Bruder, Auda ibn Jad, wird uns nun berichten, was er auf seinen Reisen im Namen Zhakrins vollbracht hat.«
Auda ibn Jad trat vor und begann zu sprechen. Es folgte ein Bericht von solchen Greueltaten, daß Mathew die Zähne zusammenbeißen mußte, um nicht laut aufzuschreien. Gebrandschatzte Dörfer, Alte und Junge gnadenlos gemeuchelt, Gesunde und Kräftige gefangengenommen und in die Sklaverei verkauft. Ibn Jad sprach stolz vom Mord an den Priestern und Zauberern des Promenthas, die das Unglück gehabt hatten, ihren Fuß auf das Ufer von Tara-kan zu setzen. Er beschrieb ihren Tod in einigen Einzelheiten und fuhr mit dem Bericht darüber fort, wie er das Leben des jungen Zauberers verschonte, der, wie sich herausstellte, von Astafas gesandt worden war.
Bebend hielt Mathew den Kopf gesenkt, kalte Schauer schüttelten ihn. Er bemerkte die Augen, die sich auf ihn richteten – die Augen der Schwarzen Zauberin, die Augen von ibn Jad. Mathew war sich auch nur allzusehr bewußt, wie ihn ein anderes Augenpaar beobachtete, und er spürte den geheimen Hauch eines süßen Schmerzes. Es war das erste Mal, daß Khardan jemals Mathews Geschichte zu hören bekommen hatte, und er merkte, wie der Kalif ihn mit Mitgefühl und wachsendem Verständnis betrachtete.
Auda ibn Jad setzte seinen Bericht fort, erzählte, wie Khardan und seine Nomaden die Basare von Kich zerstört hatten, wie sie Mathew aus ibn Jads Besitz raubten und danach den Tempel des Quar plünderten. Es schien ibn Jad nichts auszumachen, Geschichten zu erzählen, in denen er selbst den kürzeren zog, und so berichtete er von Khardans Tapferkeit und Mut in Begriffen, die dem Kalif anerkennendes Murmeln und ein grimmiges Lächeln des Gebieters der Schwarzen Paladine eintrugen.
Auda fuhr fort zu erzählen, wie der Emir seinen Zorn über diese Beleidigung des Quar ummünzte, indem er die Nomaden angriff, ihre Frauen und Kinder und jungen Männer gefangennahm und die Stämme auseinandertrieb. Das Volk des Zhakrin musterte Khardan mit dem verständnisvollen Mitleid jener, die ein ähnliches Schicksal erlitten hatten. Mathew bemerkte nun, daß ibn Jad in den Augen der Anhänger Zhakrins Khardan zum Helden stilisierte. Er erinnerte sich an die Worte der Schwarzen Zauberin, als sie von der ›Ehre, die ihm zuteil werden wird‹ gesprochen hatte. Alles klang, als wäre Khardan außer Gefahr. Doch Mathews Unbehagen wuchs, als er erfuhr, was während ihrer Reise durch die nördliche Pagrah-Wüste geschehen war – das kaltblütige Abschlachten unschuldiger Menschen in der Stadt Idrith. Nun erfuhr er, daß es ihr Blut war, das sich in den Elfenbeinkrügen befand, und seine Seele wand sich in Entsetzen, als er sich daran erinnerte, wie er sich an Bord des Schiffs gegen die Krüge gelehnt hatte.
Auch Khardan mußte sich fragen, was der Schwarze Paladin bezweckte. Seine Miene war düster und argwöhnisch. Mißtrauisch behielt der Kalif ibn Jad im Auge. Mathew hatte unter den Nomaden einmal ein Sprichwort gehört: »Hüte dich vor der Honigzunge. Denn häufig trieft sie von Gift.«
Ibn Jad beendete seinen Bericht. Der Gebieter der Paladine verlieh seiner Freude Ausdruck, und die Schwarze Zauberin belohnte Auda mit einem Lächeln und einem weiteren Schluck aus dem Kelch. Mathew wußte nicht, was der Kelch enthielt, aber er sah, wie sich Auda ibn Jads bleiche, strenge Wange zu röten begann; die grausamen Augen leuchteten. Dann ging der Kelch reihum, und jeder nahm einen Zug.
Ibn Jad kehrte wieder an seinen Platz im Kreis zurück, und der Gebieter trat vor.
»Jetzt wollen wir von unserer jüngsten Geschichte hören, daß jeder sie noch einmal vernehme, auf daß sie auf alle Zeiten in unseren Herzen widerhalle. Jenen aber, die neu unter uns sind und dies zum ersten Mal vernehmen«, sein Blick richtete sich auf Mathew und Khardan, »wird es dienlich sein, uns besser zu verstehen.
Vor langer Zeit war Zhakrin eine aufsteigende Macht in dieser Welt. Und wie es so oft die Art des Sul ist, begann nicht nur die Facette des Bösen am
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