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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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»Ich schätze, du verstehst dich auf dein Geschäft. Er war mit einer Frau zusammen – auch noch mit einer Schönheit! Aber sie ist vor einer Weile gegangen. Ich wette, du wirst ihn schlummernd vorfinden wie einen Säugling, nach seinen… äh… Anstrengungen.«
    Sond schnitt eine Grimasse, wollte nichts mehr hören und rannte die Treppe hinauf. Vor der Tür machte er Halt, legte sein Ohr ans Schlüsselloch, doch bei dem Gewimmer der Musik und dem Geheul der Zuschauermenge draußen war es zwecklos zu versuchen, irgend etwas zu hören. Nun gut, der Lärm würde dafür auch jedes andere Geräusch übertönen – etwa einen Schrei.
    Schnell schob Sond den Schlüssel ins Schloß, hörte es klicken und stieß lautlos die Tür auf. Die Vorhänge waren zugezogen; er konnte nur eine dunkle Gestalt auf dem Laken erkennen. Der Dschinn tapste leise durchs Zimmer, öffnete die Vorhänge einen Spalt und ließ das Mondlicht hereinfluten und die Gestalt im Bett beleuchten. Er wollte nicht aus Versehen den falschen Mann töten.
    Aber das war sein Mann, dessen war er sich sicher. Jung, mit einem dünnen Gesicht, einem spitzen Kinn und einem Gesichtsausdruck, der selbst noch im Schlaf anzeigte, daß er sehr viel von sich hielt. Obwohl Sond nicht behaupten konnte, daß er das Gesicht wiedererkannte, löste dieser selbstzufriedene, selbstgerechte Ausdruck eine außerordentlich unangenehme Reaktion in ihm aus.
    Sond zog den Dolch und kroch zu dem Bett hinüber, in dem Pukah, anscheinend in tiefem Schlummer, lag. Doch zu seiner Verärgerung riß der junge Mann plötzlich die Augen auf.
    Die Dolchklinge schimmerte im Mondlicht. Sonds mörderische Absicht war seiner Miene deutlich anzusehen. Er packte den Dolch mit schwitzender Hand und stellte sich auf ein Handgemenge ein.
    Doch der junge Mann blieb im Bett liegen, starrte ihn nur mit einem seltsamen Ausdruck an – einem Ausdruck der Trauer.
    »Pukah?« fragte Sond grimmig.
    »Ja«, antwortete der junge Mann, und in seiner Stimme war ein Beben wie von jemandem, der nur mit Mühe seinen ganzen Mut zusammenhielt.
    »Du weißt, weshalb ich hier bin.«
    »Ja.« Die Stimme klang matt.
    »Dann weißt du auch, daß ich nichts gegen dich persönlich habe. Ich bin nur die Hand am Arm eines anderen. Wird dein rächender Geist also nicht mich heimsuchen, sondern den Mann, der mich bezahlt hat?«
    Pukah nickte. Es war offensichtlich, daß er nichts erwidern konnte. Er wälzte sich auf den Bauch, vergrub sein Gesicht im Kissen, packte es mit beiden Händen. Sein Körper war schweißbedeckt, er zitterte, seine Lippen bebten.
    Sond stand über ihm, sah auf ihn herab, verachtete die Furcht seines Opfers. Der Dschinn hob den Dolch und trieb ihn bis ans Heft zwischen Pukahs Schultern.
     
     

4
     
    Die ganze Bevölkerung von Serinda versammelte sich, um Pukahs Beisetzung zu feiern. Die neue Besitzerin des Arwat (der frühere Besitzer war während der Nacht beim Streit um einen Zimmerpreis ums Leben gekommen) entdeckte den Leichnam des Dschinns am Morgen, als sie die Räume inspizierte und jene Gäste hinauswarf, die zu betrunken waren, um allein davonzutorkeln.
    Die Todin kam, um den Leichnam anzuschauen, als er fortgetragen wurde. Die Tanzmädchen gingen voran. In durchsichtige schwarze Seide gekleidet, weinten sie tränenreich und verschwanden schnell wieder; denn in der Menge gab es Leute, die sich erboten, sie in ihrer Trauer zu trösten. Die Musiker des Arwats spielten Trauermusik zu einem festlichen Rhythmus, der einen improvisierten Straßentanz auslöste, als die Träger den Leichnam des Dschinns auf den Schultern zum Todestempel brachten. Unterwegs kam es zu mehreren Handgemengen – da niemand den genauen Todeszeitpunkt kannte, gerieten sich all jene heftig in die Haare, die darauf Wetten abgeschlossen hatten.
    Die Todin schritt hinter der Leiche, lächelte auf ihre Untertanen herab, die ihr sofort den Weg freimachten und hastig vor ihr davonliefen. Die hohlen Augen musterten die Menge, suchten nach jemandem, der an der Beerdigung hätte teilnehmen sollen, aber nicht erschienen war. Es war jedoch nicht der Attentäter, nach dem sie Ausschau hielt. Sie hatte Sond letzte Nacht genommen. Mehrere Unsterbliche, die davon überzeugt gewesen waren, sie seien die Leibwachen des ›Prinzen‹, hatten dem Dschinn in einer Seitengasse aufgelauert und den Tod ihres eingebildeten Monarchen wirkungsvoll gerächt. Sond lag wieder im Tempel, wo er als Sklavenjäger, als Dieb oder vielleicht sogar als Prinz

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