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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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war, so besaß er auch einen Geruch. Der Kamelduft war unverwechselbar.
    Khardan schob den Dolch in die Scheide und erhob sich hastig, um mühsam die nächste Düne zu erklimmen.
    Die Arme gegen den Wind gestemmt, blickte der Kalif hinunter und sah vier Kamele, die durch den Sand zogen. Doch da waren keine Dschinnen, die triumphierend über ihnen in der Luft schwebten. Es gab nur einen einzigen Reiter. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt, hielt der Reiter sein Gesicht gegen den Sandsturm bedeckt. Nur seine Augen waren zu sehen, und als der Fremde näher kam, starrten sie Khardan geradewegs an.
    Im nächsten Augenblick sah Khardan, wie die Hand des Reiters in sein Gewand fuhr.
    Als ihm klar wurde, welch hervorragendes Ziel er auf der Düne bot, fluchte der Kalif und glitt, die Hand an den eigenen Dolch gelegt, hastig hinter den Dünenrand zurück. Aus sicherer Deckung behielt er den Fremden im Blick.
    Der Mann in Schwarz machte eine schnelle, geschickte Bewegung. Sonne blitzte auf Stahl. Khardan zuckte zurück, preßte sich instinktiv auf den Boden. Das Messer schlug in den Sand, nur wenige Zoll vor den Nomaden.
    Mißtrauisch spähte Khardan nach dem Fremden und wartete auf den Angriff. Der Mann entspannte sich wieder in seinem Sattel. Lässig legte er einen Arm auf das Bein, das er vor sich eingeschlagen hatte, um sein Gleichgewicht zu halten, und wies mit einer Geste auf den geworfenen Dolch. Gegen den wehenden Sand anblinzelnd, lenkte der Kalif seinen Blick von dem Fremden auf die Waffe.
    Der Knauf bestand aus Gold, mit eingelegtem Silber, und er war nach einer Art erschaffen, wie er sie selbst einst zu schwarzem Panzer getragen hatte: Zwei Rubinaugen zwinkerten Khardan am abgetrennten Kopf einer Schlange an.

8
    Auda ibn Jad senkte sein Gesichtstuch und rief gegen den stärker werdenden Sturm: »Ich grüße dich, Bruder!«
    Khardan stieg die Düne hinab und blieb in einiger Entfernung vor dem Schwarzen Paladin stehen. Mit verengten Augen stand der Kalif da und rührte sich nicht. Ibn Jad zwang die knurrenden Kamele vorwärts.
    »Für einen Mann, der auf den Tod gewartet hat, siehst du nicht sonderlich glücklich aus, mich zu sehen«, schrie er.
    »Vielleicht liegt das daran, daß ich den Tod sehe«, erwiderte Khardan.
    Auda nahm einen Wasserschlauch vom Sattel und bot ihn dem Nomaden an.
    »Ich brauche nichts«, meinte der Kalif, ohne das Wasser anzusehen.
    »Ach ja, natürlich. Du hast dich ja an den riesigen Flüssen gütlich getan, die dieses Land durchziehen.« Auda hob die Girba an die Lippen und tat einen tiefen Zug. Wasser troff ihm aus den Mundwinkeln in den säuberlich gestutzten schwarzen Bart. Er setzte den Stopfen wieder ein, fuhr sich mit dem Handrücken über die Oberlippe und warf schließlich einen Blick auf den nahenden Sandsturm. »Und an einem so kühlen Tag wie heute hat ein Mann auch keinen Durst, wenn es…«
    »Weshalb bist du hier?« wollte Khardan wissen. »Wie hast du die Burg verlassen?«
    Auda blickte zum Himmel hinauf, der immer dunkler wurde. »Ich schlage vor, daß wir zuerst so gut es geht in Deckung gehen, bevor der Gegner zuschlägt.«
    »Sag es mir jetzt sofort, oder wir werden an Ort und Stelle sterben!«
    Auda musterte ihn schweigend, dann zuckte er mit den Schultern und beugte sich näher, damit er ihn hören konnte. »Ich bin gegangen, wie du es getan hast, Nomade. Ich habe mein Leben in die Hand meines Gotts gelegt, und er hat es mir zurückgegeben!« Die dünnen Lippen lächelten. »Die Schwarze Zauberin hat meine Hinrichtung gefordert. Ich wurde beschuldigt, Gefangenen zur Flucht verholfen zu haben, und man fragte mich, ob ich etwas zu meiner Verteidigung vorzubringen habe. Ich sagte, daß du und ich das Blut geteilt hätten. Wie Brüder von Geburt sei unser Leben eins dem anderen verpfändet. Das hatte ich geschworen, vor dem Gott, vor Zhakrin.«
    »Die haben dir geglaubt?«
    »Sie hatten keine andere Wahl. Der Gott selbst, Zhakrin, ist vor ihnen erschienen. Er ist schwach, seine Gestalt verändert sich ständig. Aber er ist zu uns zurückgekehrt«, sagte Auda in gelassenem Stolz, »und die Kraft unseres Glaubens steigert täglich seine Macht!«
    Dieses böse Volk hatte nie in seinem Glauben geschwankt, selbst als es so aussah, als habe ihr Gott sie auf alle Zeiten verlassen. Und jetzt wurde er stärker. Unser Gott, Akhran… verwundet… im Sterben. Khardan errötete voller Unbehagen, dann streckte er die Hand vor und nahm dem Schwarzen Paladin den Wasserschlauch ab.

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