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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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laut und machte sich, da der Gong beharrlich läutete, ans Verschwinden. Im letzten Augenblick schien ihm noch etwas einzufallen. »Ach, du hast ja auch völlig recht, Kleiner Pukah«, sagte er und grinste, als er einen riesigen Eisenkäfig über den Palast und die Gärten des uralten Dschinn stürzte. »Ihr werdet wirklich nirgendwo hingehen!«

7
    Khardan erwachte aus einem erschöpften Schlaf, den er sich eigentlich nicht hatte gönnen wollen. Er war sofort hellwach. Unbewußt hatte sein Geist ihn vor einer Gefahr gewarnt und nun, da er in dem mageren Schatten kauerte, den ihm eine hohe Sanddüne bot, blickte er um sich, um auszumachen, was seinen Herzschlag beschleunigte.
    Er brauchte nicht weit zu blicken. Das ferne, ominöse Geräusch traf ihn sofort. Als er den Kopf nach Westen wandte, in die Richtung, in der sie reisten, erblickte er eine dichte Wolke am Horizont. Es war eine seltsame Wolke, denn sie stieg vom Land auf. Ihre Farbe war merkwürdig – ein fahles Grau, mit Ocker getönt.
    Aus der Wolke starrten Khardan zwei riesige, glitzernde Augen an.
    »Ein Ifrit«, sagte der Kalif laut, doch niemand hörte ihn. Neben ihm lagen Zohra, die offenkundig schlief, und Mathew. Der Junge war mit dem Gesicht nach unten niedergestürzt, und nichts hatte ihn wieder erwecken können.
    Khardan wandte den Blick ab. Wenn der Junge tot sein sollte, hatte er Glück. Wenn nicht, würde er es bald doch noch sein.
    Serinda war nicht mehr am Horizont zu erkennen. Vielleicht hatte der Ifrit es auch verschlungen, überlegte Khardan.
    Den finsteren Blick auf den Sandsturm gerichtet, fuhr Khardan mit der Hand an den Knauf des Dolchs, den er in seiner Schärpe trug. Seine Dschinnen hatten für den Dolch gesorgt, genau wie für Kleidung und Wasser. Sie hatten an alles gedacht.
    Nur nicht an die Niederlage.
    Khardan fragte sich, wo Pukah sein mochte. Versklavt vielleicht? Ein Wächter des Totenreichs?
    »Wenn dem so sein sollte«, murrte Khardan, »wirst du deinen Gebieter bald wiedersehen!«
    Der Tod der Wüste war schrecklich. Es war der Tod der geschwollenen Zunge und der geplatzten Lippen, ein Tod des Schmerzes, des Leidens und des Wahnsinns. Khardan zog seinen Dolch und musterte die scharfe Krummklinge. Er drehte ihn in seiner Hand. Die Sonne, die von der todbringenden gelblichen Wolke noch nicht verdeckt war, brannte auf dem Stahl.
    Zohra schlief den Schlaf der Erschöpfung; er weckte sie nicht auf, als er sie sanft auf den Rücken rollte. Khardan saß lange Augenblicke da und betrachtete ihr Gesicht. Er war benommen von der Hitze, und wenn der Sturm auch noch weit entfernt war, so hatte die Luft doch bereits einen fatalen Geschmack, der das Atmen schon erschwerte.
    Lang und dicht und schwarz wie sie waren, warfen ihre Augenwimpern Schatten auf ihre glatte Haut. Khardan strich mit den Fingern darüber, dann streckte er die Hand aus und löste ungeschickt, aber sanft den Schleier und entfernte ihn von ihrem Gesicht.
    Der Mund stand offen, ihre Zunge fuhr darüber, als würde sie im Schlafen trinken. Er hob die Girba, goß das Wasser – das letzte Wasser – auf die geschwungenen Lippen. Khardan vergoß das meiste; der Sand soff es gierig auf und schien nach mehr zu dürsten.
    Bald würde er eine üppigere, wärmere Flüssigkeit zu saufen bekommen.
    Zohra lächelte, seufzte und atmete tief und unbeschwert durch. Der Ausdruck strengen Stolzes war auf ihrem Gesicht verschwunden. Khardan hob den Blick. Als der Wind stärker wurde, wurde auch die Wolke größer, kamen die bösartigen Augen in der Wolke immer näher. Entschlossen drehte Khardan das friedliche, ruhige Gesicht von sich.
    »Lebewohl, Frau«, sagte er leise. Er fand, daß sie einander eigentlich noch mehr zu sagen hätten, doch es fiel ihm nichts mehr ein. Er war zu müde, zu betäubt von der Hitze. Wenn sie sich im Jenseits wiedertrafen, könnte er ihr es vielleicht erklären, könnte er ihr alles sagen, was ihm auf dem Herzen gelegen hatte.
    Der Kalif setzte die Spitze des Dolchs auf die Haut unmittelbar unter Zohras linkem Ohr.
    Ein Geräusch – ein klingelndes Geräusch, das Klimpern von Glocken, wie es den Schritt eines Kamels im Sand begleitet – bremste den Todesstoß. Khardan hielt inne; er hob den Kopf, fragte sich, ob der Wüstenwahn ihn bereits gepackt haben mochte.
    »Pukah! Sond!« Er wollte es schreien, doch die Worte kamen nur als schmerzhaftes Krächzen aus seiner Kehle. Er erhielt keine Antwort, hörte aber das Läuten sehr deutlich. Wenn das Wahnsinn

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