Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
dem vom Rauch die Augen tränten.
Die drei Männer, die soeben noch den Aufstieg versucht hatten, kletterten so schnell zurück, als hinge ihr Leben davon ab. Zeid war so bleich geworden wie sein Turban; Majiids Augen sprangen hervor, und Jaafar hielt seinen Kopf mit den Händen bedeckt. Selbst Zohra, die doch wußte, was er vorhatte, wirkte beeindruckt.
»Ich habe nicht nur das Antlitz Ankhrans geschaut, ich habe auch mit ihm gesprochen«, schrie Mathew. »Wie ihr seht, hat er mir sein Feuer geliehen! Hört auf meine Worte, sonst schleudere ich es in eure Mitte!«
»Dann rede«, rief Majiid in einem barschen Tonfall.
»Es ist nicht meine Absicht zu bestreiten, was der Dschinn Fedj euch berichtet hat. Zohra und ich haben diesen Mann tatsächlich davongetragen.« Mathew wies auf Khardan, der den Kopf schüttelte und Mathew bedeutete, daß er schweigen solle. »Verkleidet als Frau! Aber«, schrie Mathew gegen das Gemurmel der Menge an, »es war kein lebendiger Leib, den wir trugen. Es war ein Leichnam. Khardan, euer Kalif, war tot!«
Genau wie Mathew es erwartet hatte, waren seine Zuhörer wie gebannt. Schweigen legte sich über sie; die Luft war so schwer und geladen wie eine Gewitterwolke.
»Du, sein Vater, weißt, daß es wahr ist!« Mathew zeigte mit einem stechenden Finger auf Majiid. »In deinem Herzen weißt du, daß dein Sohn tot war. Du hast ihnen ja gesagt, daß er tot sei, nicht wahr!«
Dem verblüfften Scheich blieb nichts anderes übrig, als finster dreinzublicken, die weißen Augenbrauen heftig zusammenzuziehen und Mathew böse anzusehen.
»Wie viele von euch sind mit diesem Mann in die Schlacht gezogen?« Mathews Finger schwang hinüber und deutete auf Khardan. »Wie viele von euch haben seine Tapferkeit mit eigenen Augen gesehen? Wie viele von euch verdanken seinem Mut sogar ihr Leben?«
Gesenkte Köpfe, betretene Blicke. Mathew wußte, daß er sie jetzt an der Leine hatte.
»Und doch soll das der Mann sein, den ihr der Feigheit zeiht? Ich sagte euch, daß Khardan schon tot war, bevor sich auch nur einer von euch auf dem Schlachtfeld eingefunden hatte!« Mathew stieß schnell nach, nutzte seinen Vorteil aus. »Die Prinzessin Zohra und ich haben, nachdem wir die Soldaten des Emirs abwehrten, die uns gefangennehmen wollten, den Kalifen fallen sehen, tödlich verwundet. Wir schafften ihn vom Schlachtfeld fort, damit die dreckigen Kafiren nicht seinen Leichnam schänden sollten. Und wir kleideten ihn in Frauengewänder.«
Völlige Atemlosigkeit: Nicht ein Mann wagte sich zu rühren, um Mathews nächste Worte nicht zu verpassen.
»Wir taten dies nicht, um ihn vor den Soldaten zu verbergen«, sagte Mathew mit einer leisen Stimme, die zu vernehmen sich alle anstrengen mußten. »Wir taten es, um ihn vor der Todin zu verbergen!«
Jetzt atmeten sie allesamt durch, mit einem Rauschen, das wie eine Nachtbrise war. Mathew riskierte einen schnellen Blick auf Khardan. Der Kalif schnitt keine Grimasse mehr, sondern versuchte so ausdruckslos wie möglich dreinzublicken. Entweder ahnte er inzwischen, was Mathew beabsichtigte, oder er vertraute auf den jungen Mann, ihn mit verbundenen Augen dorthin zu führen.
»Die Todin suchte das Feld nach Opfern der Schlacht ab, und da wir wußten, daß sie nach Kriegern Ausschau hielt, kleideten wir Khardan in Frauengewänder. So fand die Todin ihn nicht. Aber euer Gott, Harzrat Akhran, fand ihn.
Wir flohen vor der Todin in die Wüste. Und dort erschien uns Akhran und sagte uns, daß Khardan leben solle, daß er aber im Gegenzug für sein Leben dem ersten Fremden, der vorbeikäme, seine Dienste anbieten müsse. Der Kalif tat einen Atemzug und öffnete die Augen, und in diesem Augenblick kam dieser Mann zu uns.« Mathew zeigte auf Auda, der allein inmitten der Menge dastand, weil sich ihm keiner allzusehr nähern mochte. »Er bat uns um unsere Hilfe. Sein Gott, Zhakrin, wurde von Quar gefangengehalten. Er bedurfte unser, um ihn zu befreien. Des Handels eingedenk, den er mit Akhran getroffen hatte, willigte Khardan ein, und so gingen wir mit diesem Fremden und befreiten seinen Gott. Der Fremde ist ein Ritter in seinem Land, ein Mann, der auf Ehrenhaftigkeit eingeschworen ist. Ich frage dich, Auda ibn Jad, ob ich die Wahrheit sage?«
»Das tust du«, erwiderte ibn Jad mit seiner kühlen, tiefen Stimme. Er zog den Schlangendolch aus seinem Gürtel und hob ihn hoch. »Ich rufe meinen Gott, Zhakrin, an, meinen Eid zu bezeugen. Möge er dieses Messer in meine Brust stoßen,
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