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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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siebten Sohns der Schwester einer Mutter des Vaters auf Majiids väterlicher Seite als naher Verwandter zu gelten habe oder nicht. Als dieser Streit endlich entschieden war (Mathew fand nie heraus, mit welchem Ergebnis), begann der Zank über den Gerichtsort mit einer Reihe völlig neuer damit im Zusammenhang stehender Fragen.
    Doch wenn der Disput ihnen auch Zeit bescherte, mußte Mathew zugleich feststellen, daß sein Gefühl der Leichtigkeit dabei erlosch. Das Geschrei setzte seinen Nerven zu wie die Feile eines Holzschnitzers, wenn sie gegen die Maserung anfuhr. Es fiel ihm zunehmend schwer sich zu konzentrieren, und als er schon die zweite Rolle ruiniert hatte, indem er ein Wort falsch schrieb, das er seit seinem sechsten Lebensjahr richtig zu schreiben vermochte, warf er den Federkiel empört beiseite.
    »Wozu denn auch die Eile?« fragte er plötzlich und erschrak Zohra damit. »Die werden doch sowieso noch eine Woche brauchen, bis sie etwas entschieden haben! Die können sich doch nicht einmal darüber einig werden, wie viele Sonnen am Himmel stehen! Jaafar würde sagen, daß es eine sei, Majiid würde schwören, daß es zwei seien, von denen eine unsichtbar ist, und Zeid würde behaupten, daß sie beide im Unrecht seien, daß es überhaupt keine Sonnen am Himmel gäbe und er jedem die Kehle durchschneiden würde, der ihn der Lüge bezichtige!«
    »Alles wird bis zum Morgen entschieden sein«, erwiderte Zohra leise. Sie kniete am Boden, um die Buchstaben auf die Ziegenhaut aufzutragen. Langsam und genau formten ihre Lippen den Laut eines jeden Buchstabens, den sie malte.
    Als er begriff, was sie soeben gesagt hatte, fing Mathews Hand an zu zittern, und so schloß er hastig die andere darüber. »Woher weißt du das?« fragte er gereizt.
    »Weil sie sich insgeheim schon alle festgelegt haben«, erwiderte Zohra achselzuckend. Sie sah zu Mathew auf, ihre Augen waren zwei dunkle Funken im Lampenlicht. »Es geht um eine schwerwiegende Sache. Wie würde das vor den Leuten aussehen, wenn sie da binnen weniger Stunden zu einer Entscheidung kämen?«
    Ein plötzliches Klirren von Stahl ließ Mathew zusammenzucken und beinahe aufspringen, weil er glaubte, daß sie kämen, um sie abzuholen. Zohra jedoch fuhr fort zu schreiben, und als Mathew merkte, daß das Geräusch auf das Ratszelt beschränkt blieb, überlegte er verbittert, daß diese Angelegenheit, ihren Kalifen und seine Frau in den Tod zu schicken, den Scheichs wohl so wichtig vorkommen mußte, daß sie zuerst etwas von ihrem eigenen Blut darüber vergießen mußten.
    Vielleicht bringen sie sich ja alle gegenseitig um, dachte er. Wilde! Weshalb mache ich mir überhaupt die Mühe? Was kümmern mich diese Barbaren? Sie halten mich ja doch nur für verrückt! Für sie werde ich immer eine fremde und seltsame Kreatur bleiben, sie werden mich niemals akzeptieren.
    Mathew wußte nicht, daß seine verzweifelten Gedanken seiner Miene überdeutlich anzusehen waren, bis sich ein Arm um seine Schultern schob.
    »Keine Angst, Mat-hew«, sagte Zohra sanft. »Dein Plan ist wohl durchdacht! Alles wird gut werden!«
    Mathew klammerte sich an sie und ließ sich von ihrer Berührung trösten, bis er merkte, daß ihre streichelnden Finger ihn nicht mehr beruhigten, sondern erregten. Hastig lehnte er sich zurück und blickte sie voller wilder Hoffnung an. In den dunklen Augen war Zuneigung zu sehen, doch nicht von jener Art, nach der er sich sehnte. Das glatte Gesicht drückte Sorge, Betroffenheit aus, sonst nichts.
    Doch was wollte er mehr? Wie konnte man gleichzeitig in zwei Menschen verliebt sein?
    Zwei Menschen, die man niemals besitzen würde…
    Ein Stöhnen entrang sich Mathews Lippen.
    »Bist du wieder krank?« Zohra kam näher, und Mathew wehrte sie mit erhobener Hand ab.
    »Ein leichter Schmerz. Es wird vorbeigehen«, keuchte er.
    »Wo?« fragte Zohra nach.
    »Hier.« Mathew seufzte und preßte sich die Hand aufs Herz. »Das habe ich schon öfter gehabt. Du kannst nichts dagegen tun. Niemand kann etwas dagegen tun. Wir sollten besser die Magie zu Ende führen, wenn wir morgen früh bereit sein wollen«, fügte er hinzu.
    Zohra schien immer noch etwas sagen zu wollen, doch dann beherrschte sie sich, nachdem sie den jungen Mann eindringlich angeschaut hatte, und kehrte schweigend an ihre Arbeit zurück.
    Sie weiß es, begriff Mathew verzweifelt, aber sie weiß nicht, was sie dazu sagen soll. Vielleicht hat sie mich einmal geliebt, oder nach mir verlangt, aber das war

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